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Erleichterung im Dauerregen. Nach dem Dämpfer am ersten Spieltag gegen Hoffenheim löste Turbine die Anspannung vor heimischer Kulisse gegen den SC Sand. Sarah Zadrazil (r.) schoss das 1:0 und jubelte anschließend mit Felicitas Rauch. 

© Jan Kuppert

Turbine Potsdam gegen SC Sand: Sieg trotz Sorgen

Im zweiten Saisonmatch landete Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam seinen ersten Sieg. Beim 2:0 daheim gegen den SC Sand erwiesen sich Turbines Notlösungen als sehr gelungen - das personalgeschwächte Potsdamer Team überzeugte spielerisch.

Von Tobias Gutsche

Eine Alternative musste her. Und dann sogar noch eine Alternative für die Alternative. Aber mit den personellen Sorgen kam Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam am gestrigen Sonntag bestens zurecht, gewann 2:0 (2:0) gegen den SC Sand und verarbeitete so auf beeindruckende Art und Weise den Dämpfer vom Saisonauftakt. In der Vorwoche unterlagen die Potsdamerinnen 0:1 bei der TSG 1899 Hoffenheim, mussten einen Platzverweis für Rahel Kiwic hinnehmen und verloren Nina Ehegötz mit einem Kreuzbandriss. „Das hat schon ganz schön weh getan“, sagte Turbine-Trainer Matthias Rudolph rückblickend und stellte vor dem Heimspiel gegen Sand entsprechend „ein bisschen Nervosität“ bei seiner Truppe fest. Doch die habe sich hervorragend eingeschworen, erklärte der Coach: „Wir wollten zeigen, dass wir eine richtige Mannschaft sind. Ein Team.“

Das ist ihnen sehr gut gelungen. Denen, die einsatzfähig waren. Denn Turbine hatte einige Ausfälle zu verkraften, konnte nur 14 Feldspielerinnen ins Aufgebot nehmen. Zu den bereits zuvor verletzten Karoline Smidt Nielsen, Caroline Siems und Amanda Ilestedt gesellten sich nun auch eben jene Nina Ehegötz sowie Melissa Kössler und Lena Petermann. Obendrein war ja auch Rahel Kiwic gesperrt. Das machte Umbaumaßnahmen notwendig. Matthias Rudolph überraschte mit seinen Notlösungen in der Startelf. Als Innenverteidigerin begann Bianca Schmidt – ihren Platz auf der rechten Abwehrseite nahm die für gewöhnlich im Mittelfeld agierende Anna Gasper ein. „Unter der Woche haben wir beim Training verschiedene Varianten ausprobiert. Diese hatte besonders gut geklappt“, sagte Gasper. Auch im Ernstfall funktionierte die neu formierte Defensive, sie stand stabil, ließ die Gäste nicht zur Entfaltung kommen. Auf der anderen Seite wiederum fand sich der SC Sand, der zum Saisonstart mit einem torlosen Remis gegen den Vorjahresdritten SC Freiburg überzeugt hatte, im Dauerregen unter Dauerdruck wieder. Immer wieder rissen die Turbinen durch ein sehr ansehnliches Kombinationsspiel Lücken in der gegnerischen Hintermannschaft auf und kamen zu Chancen. Eine davon nutzte Sarah Zadrazil in der 17. Minute zur 1:0-Führung.

"In ersten 35 Minuten echt, echt guten Fußball gespielt“

Sechs Minuten später mussten sich die Österreicherin und ihre Teamkolleginnen bei der Aufstellung auch schon wieder neu sortieren, denn Bianca Schmidt konnte angeschlagen nicht mehr weitermachen. Zadrazil rückte deswegen vom defensiven Mittelfeld nach hinten in die Abwehrkette und wurde auf ihrer Position von der eingewechselten Klara Cahynova ersetzt. „Nach den vielen Umstellungen hat uns das dann auch nicht mehr aus der Ruhe gebracht“, analysierte Anna Gasper. Turbine kickte vor 1202 Zuschauern weiter munter und attraktiv über den durchnässten Rasen des Karl-Liebknecht-Stadions. „In den ersten 35 Minuten haben wir echt, echt guten Fußball gespielt“, lobte Trainer Matthias Rudolph. Der zweite Treffer war der Lohn. Gefallen ist er durchaus kurios. Svenja Huth brachte aus dem Halbfeld nahe der linken Seitenauslinie den Ball hoch vor den „Sand-Kasten“, wo die Hereingabe niemanden erreichte – die Kugel sprang letztlich einmal am Boden auf und segelte weiter ins Netz (34.). Kurz zuvor hatte das Team aus Baden-Württemberg seine einzige nennenswerte Aktion der Partie, als Laura Vetterlein einen Freistoß an den rechten Potsdamer Pfosten hämmerte.

Nach dem Seitenwechsel passte sich das Spielgeschehen dem Wetter an. Es wurde eher trist. „In der zweiten Halbzeit haben wir es runtergespielt“, sagte Coach Rudolph. Hinten ließ Turbine nichts mehr anbrennen – vorne loderte aber nur noch eine Sparflamme. Es blieb beim souveränen 2:0, sodass die Nervosität aus der Spielvorbereitung einer großen Erleichterung wich. Doch die Sorgen sind nicht fort. Matthias Rudolph hofft, dass sich bis zum nächsten Match am Samstagnachmittag daheim gegen den 1. FFC Frankfurt die personelle Lage entspannt. Zumindest Rahel Kiwic sollte für das Duell der beiden großen deutschen Frauenfußball-Traditionsvereine wieder zur Verfügung stehen. Ihre Sperre galt schließlich nur für die gestrige Partie.

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