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Moment der Hoffnung. Laura Lindner erzielte Turbines Siegtreffer in Duisburg - das reichte aber nicht.

© Jan Kuppert

Turbine Potsdam: Dramatisches Fernduell

Im Saisonfinale der Frauenfußball-Bundesliga keimte für Turbine Potsdam während des Spieles beim MSV Duisburg nochmal die Hoffnung auf die Champions-League-Qualifkation. Aber dann schlug der FC Bayern München in seiner Partie doch noch zu.

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Was für eine Dramatik! Fünf Minuten vor Abpfiff der Frauenfußball-Bundesligasaison 2016/17 stand Turbine Potsdam doch noch in der Champions League. Der FC Bayern München – in der Vorwoche noch überlegener 4:0-Sieger in Potsdam – drohte auf eigenem Platz zu stolpern. 0:0 stand es bis zur 85. Minute gegen die SGS Essen an der Grünwalder Straße, während Turbine beim MSV Duisburg 2:1 führte und in der virtuellen Tabelle wieder an den Münchnerinnen vorbeigezogen war. Doch mit einem Doppelpack in der 85. und 90. Minute erlöste Torjägerin Vivianne Miedema die Bayern und beerdigte damit Potsdams Träume.

„Wichtig war uns erst einmal nur, dass wir unsere Hausaufgaben erfüllen. Und das haben wir“, sagte Turbine-Cheftrainer Matthias Rudolph, dessen Mannschaft an der Wedau zunächst 0:1 durch ein Kontertor von Stefanie Weichelt in Rückstand geraten war. Felicitas Rauch (43.) und Laura Lindner (70.) drehten das Ergebnis allerdings mit ihren Treffern zugunsten der Gäste. „Erst als wir in Führung gegangen sind“, berichtete der Coach, „hatten wir auf der Bank geschaut, wie es in München aussieht – und der Zwischenstand von dort weckte natürlich Hoffnungen.“ Sie blieben unerfüllt, weil der deutsche Meister der vergangenen beiden Jahren letztlich doch noch spät zuschlug.

Rudolph: "Stolz auf eine hervorragende Saison"

Vom typischen Bayern-Dusel wird in solchen Fällen gerne vonseiten der Kritiker fabuliert – ursprünglich auf die männlichen Kicker des Klubs bezogen, inzwischen kommt dies aber gleichfalls für die Damen zum Gebrauch. Andere nennen es hingegen eine große, beeindruckende Qualität, Erfolge im Endspurt zu erzwingen. Als fairer Sportsmann wusste Matthias Rudolph jedenfalls, was zu tun war. „Wir gratulieren München“, sagte er, gestand aber auch: „Ein bisschen Enttäuschung herrscht jetzt schon bei uns. Das wird und muss sich aber bald legen, denn insgesamt können wir alle stolz auf eine hervorragende Saison sein.“

Platz drei steht nunmehr im ersten Jahr nach der Ära von Bernd Schröder zu Buche, was verglichen mit dem siebten Rang in der vergangenen Saison eine deutliche Leistungssteigerung ist. Doch war Cheftrainer Matthias Rudolph lange Zeit drauf und dran, in seiner Premierensaison für eine Überraschung zu sorgen. Mit vier Punkten Vorsprung führte seine Mannschaft nach der Hinrunde die Liga an. Ohne Niederlage ging Turbine in die Winterpause, in der für so manch einen nicht nur die Weihnachts-, sondern auch die Meisterglocken tönten.

Erneuter Kreuzbandriss: Wibke Meister fällt lange aus

Rudolph indes übte sich fast bis zum Saisonende in Zurückhaltung, wohlwissend um den Fakt, den er in der Vorwoche nach der 0:4-Heimniederlage gegen Bayern rückblickend auch einräumte: „In der Hinrunde haben wir über unseren Verhältnissen gespielt.“ Zurechtgerückt wurden diese schließlich in den beiden Heimspielen gegen Wolfsburg (1:3) und eben gegen München. Da zeigten die Gegner, welche Reife, Aggressivität und Mentalität es braucht, um in Schlüsselspielen zu bestehen. „Diese beiden Niederlagen“, kündigte Rudolph an, „werden wir im Sommer ganz genau analysieren, um es in der neuen Saison besser zu machen.“

In jener Saison 2017/18 wird das entwicklungsfähige Potsdamer Team, das durch zahlreiche Vertragsverlängerungen mit Leistungsträgerinnen für die nahe Zukunft personell auf gutem Niveau stabilisiert wurde, zunächst ohne Wibke Meister auskommen müssen. So wie schon in den vergangenen Wochen. Nachdem vonseiten des Vereins über mehrere Wochen hinweg keine konkreten Angaben zu Meisters Verletzungssituation gemacht wurden, teilte der Club nun mit, dass sich die zur Stammkraft gemauserte Linksverteidigerin bereits Anfang April während eines Trainings den zweiten Kreuzbandriss ihrer Karriere zugezogen hatte. Die U20-Weltmeisterin von 2014 sagte: „Ich werde nach meiner Rehabilitation wieder angreifen und hoffe, dass ich zum Beginn der Rückrunde wieder hundertprozentig fit auf dem Platz stehe.“ Um Turbine dann womöglich zu helfen, die Europapokalträume zu verwirklichen.

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