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Internationale Härte. Potsdam um Neuzugang Amanda Ilestedt (r.) lieferte sich ein intensives Duell mit Paris.

©  Benjamin Feller

Turbine Potsdam: Champions League selbstgemacht

Seit 2014 ist Turbine Potsdam nicht mehr im großen internationalen Frauenfußballgeschäft dabei. Die aktuelle Saisonvorbereitung bringt aber wieder mal Europapokalflair mit sich - wie beim Remis gegen den Champions-League-Finalisten Paris Saint-Germain.

Von Tobias Gutsche

Ungekrönt blieb die gute vergangene Saison von Turbine Potsdam. Die Bundesliga-Fußballerinnen aus Brandenburg verpassten die Qualifikation für das internationale Geschäft knapp, bleiben daher seit 2014 auf der europäischen Bühne abstinent. Ein wenig Abhilfe wird mit der derzeitigen Vorbereitung auf das neue Spieljahr geschafft, denn mit fünf – teils höchstkarätigen – Mannschaften wurden Testspiele vereinbart.

„Das macht riesig Spaß. Man hat das Gefühl, das ist jetzt quasi unsere eigene Champions League vor der Saison“, sagte Abwehrchefin Johanna Elsig am Samstag nach der Partie gegen Paris Saint-Germain, die 1:1 (1:1) ausging. Zuvor hatten sich die Turbinen bereits mit Slavia Prag (2:0) und SKN St. Pölten (3:0) gemessen, es folgen Duelle gegen Arsenal London und Sparta Prag. „Solche Vergleiche auf Top-Niveau“, meinte Elsig, „bringen uns enorm weiter.“ Nicht anders schätzte es Paris-Trainer Patrice Lair ein, der erklärte, dass der Test gegen Turbine so viel wert sei, als hätte sein Team drei oder vier Vorbereitungsspiele gegen französische Mannschaften gemacht.

Nun geht es gegen Arsenal weiter

Vor allem die intensive Herangehensweise beider Kontrahenten verdeutlichte den Charakter eines heimlichen Europapokalduells. Potsdam, zweimaliger Kontinentalcup-Gewinner, und die 2015 sowie 2017 bis ins Champions-League-Finale vorgestoßenen Pariserinnen lieferten sich eine umkämpfte Partie. Vor 724 Zuschauern im Karl-Liebknecht-Stadion präsentierte sich der Gast von der Seine spielerisch zunächst reifer und kam durch Kandidatou Diani zur 1:0-Führung (14. Minute). Turbine fehlte es derweil noch an Struktur und Dynamik – sowohl offensiv als auch defensiv. Besser wurde es ab Mitte der ersten Halbzeit. Beim Ausgleichstreffer nach 35 Minuten profitierte Svenja Huth von einem Torwartfehler.

„Wir nehmen viele Dinge mit aus der Partie. Gerade bei der Zweikampfführung und beim Spieltempo, wo wir noch arbeiten können“, sagte Potsdams Assistenztrainer Dirk Heinrichs. Johanna Elsig, die per Lattenschuss (62.) dem Siegtor letztlich am nächsten war, befand mit Blick auf den Saisonstart am 3. September daheim gegen Jena: „Heute sind wir in unserer Entwicklung vorangekommen. Daher werden wir schon gegen Arsenal ein Stück weiter sein und sicherlich die nächsten Fortschritte hinkriegen.“ Der englische Rekordmeister ist am Mittwoch zu Gast im „Karli“ (Beginn: 18 Uhr).

Seitenwechsel und Aufmunterungen

Auch dann wird sich dort ein noch recht ungewohntes Bild bieten. Vorgestern hatte der Turbine-Tross – von der Haupttribüne aus gesehen – die rechte Bank bezogen. Bisher wurde das Lager links aufgeschlagen. „Ab sofort wechseln wir die Seite“, erklärte Team-Managerin Ronny Rieger. Grund sei, „Einheitlichkeit zum SV Babelsberg 03“ herzustellen, der seinen Stammsitz rechts hat. „Das wurde aber auch noch in anderer Hinsicht beschlossen. Allerdings ist das intern“, so Rieger. Zu vermuten ist, dass es darum geht, die Gästemannschaft nicht mehr direkt vor dem „harten Kern“ der Turbine-Fans zu platzieren, da es zuletzt mitunter zu eher wenig charmanten Äußerungen in deren Richtung gekommen war.

Liebevoll wurde am Samstag derweil an der rechten Bank mit Vanessa Fischer und Caroline Siems umgegangen. Sie bekamen vor dem Paris-Match von ihren Potsdamer Mitspielerinnen Umarmungen und tröstende Worte, da beide am Donnerstag in Nordirland mit der deutschen U19-Nationalmannschaft im EM-Halbfinale gegen Frankreich gescheitert waren. Obendrein gehörte Katja Orschmann zur Deutschland-Auswahl. Für sie steht nun der Wechsel von Union Berlin zur zweiten Turbine-Mannschaft bevor. 

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