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Caroline Siems (M.) wurde für ihren Premierentreffer gefeiert - unter anderem von Nina Ehegötz (l.) und Luca Maria Graf.

© Jan Kuppert

Turbine gewinnt 5:0 gegen Köln: Persönlicher Meilenstein für Caroline Siems

Die Potsdamer Bundesliga-Fußballerinnen haben einen perfekten Start ins Pflichtspieljahr 2020 hingelegt. Beim Kantersieg gegen den 1. FC Köln erzielte Rechtsverteidigerin Caroline Siems ihr erstes Erstligator - für sie war es ein besonderer Moment nach langer Leidenszeit.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Ein Turbine-Fan – um die 60 Jahre alt, schütteres Haar und mit Trikot von Caroline Siems ausgestattet – lag falsch. Nach dem Frauenfußball-Bundesligaspiel zwischen Turbine Potsdam und dem 1. FC Köln am Sonntag meinte der Mann beim Gang aus dem Karl-Liebknecht-Stadion: „Der Sieg war verdient – auch in dieser Höhe.“ Doch seiner Einschätzung konnte man getrost widersprechen, denn angesichts der Dominanz und der Anzahl von Torchancen wäre ein Potsdamer Erfolg in zweistelliger Höhe wohl eher gerechtfertigt gewesen. Aber am Ende einer der einseitigsten Turbine-Partie seit Langem hieß es „nur“ 5:0 (3:0).

Mit einer Sache lag der besagte Fan allerdings goldrichtig – der Kleidungswahl. Er trug das Jersey von Siems, die eine besonders starke Leistung zeigte und dabei sogar einen persönlichen Meilenstein ihrer noch jungen Karriere setzte. Die 20-Jährige schoss in der 24. Minute das zwischenzeitliche 2:0 – ihr erstes Erstligator. Zudem bereitete die Rechtsverteidigerin noch das 3:0 von Nina Ehegötz vor (30.). Die weiteren Turbine-Treffer erzielten Top-Stürmerin Lara Prasnikar (13.) sowie die Innenverteidigerinnen Johanna Elsig (48.) und Sara Agrez (66.).

Fast zwei Jahre lang konnte Siems nicht spielen

Nach dem Spiel strahlte Siems. An ihrem Premierentor im deutschen Frauenfußball-Oberhaus stellte sie jedoch einen Makel fest: „Hat ganz schön lange gedauert.“ Doch war es ihr streng genommen kaum möglich, sonderlich viel früher in der Laufbahn zu treffen. Im April 2017 debütierte die gebürtige Berlinerin zwar bereits in der ersten Liga, ein halbes Jahr später verletzte sie sich aber so schwer am Knie, dass sie fast zwei Jahre lang nicht mehr spielen konnte. Ein Knorpelschaden setzte Siems außer Gefecht. „Das war ein Rückschlag für mich persönlich“, sagte sie in der Rückschau.

Als U17-Europameisterin von 2016 gehört die 1,63 Meter große Außenbahnakteurin zu Turbines besten Talenten der vergangenen Jahre. Die lange Verletzungspause bremste sie. Aber: „Man verlernt das Fußball spielen nicht“, wie sie lächelnd betonte. Siems kämpfte sich zurück, wurde Mitte Oktober erstmalig wieder eingesetzt und kommt nunmehr auf 22-Erstligapartien. Mit ihrer Laufstärke, Ballsicherheit und einer ausgeprägten Spielintelligenz ist sie wertvoll für die aufstrebende Potsdamer Mannschaft. „Wieder schmerzfrei auf dem Platz stehen zu können, ist ein schönes Gefühl“, sagte sie.

"Aggressivität und Konstruktivität über 90 Minuten"

Als schön bezeichnete ihr Trainer Matthias Rudolph auch die Team-Leistung gegen Köln. Vor allem die „Aggressivität und Konstruktivität über 90 Minuten“ hob er hervor. „Es war ein toller Auftakt für 2020“, urteilte der Coach. Vor 1227 Zuschauern im „Karli“ diktierte seine Truppe durchgehend das Geschehen. Nach der achtwöchigen Winterpause überzeugte der Tabellenfünfte durch ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, entschlossene Zweikampfführung und Spielwitz. Ihr Team habe sofort einen guten Rhythmus gefunden, ebenso Freiräume, sagte Siems. „Wir haben gerade in den ersten 35 Minuten echt Tempofußball gezeigt.“ Da stand es bereits 3:0. Aber auch danach blieb Turbine weiter auf dem Gaspedal, legte in Halbzeit zwei Tore nach und ließ noch viele gute Möglichkeiten zu weiteren Treffern aus. Anders als im Hinspiel, als sich die Potsdamerinnen zu einem 2:1-Erfolg in der Domstadt gemüht hatten, kamen dieses Mal gar keine Zweifel am Ausgang der Partie auf.

Nun wartet der Spitzenreiter Wolfsburg auf Turbine

Die Rudolph-Mannschaft setzte den abstiegsbedrohten Kontrahenten dermaßen unter Druck, dass sich die „Effzeh“-Frauen kaum aus der eigenen Hälfte befreien konnten. Nach 35 Minuten musste Turbine-Torhüterin Zala Mersnik, die die verletzte Vanessa Fischer (muskuläre Probleme) vertrat, das erste Mal einen Ball halten. Es blieb das letzte Mal. Mit Wohlwollen kann den Gästen noch ein weiterer Distanzschuss kurz vor Spielende als zweite nennenswerte Offensivaktion bescheinigt werden. Sinnbildlich für den schwachen Kölner Auftritt war ein Einwurf, der der eigenen, sich abwendenden Mitspielerin an den Rücken geworfen wurde. Sowie ein Freistoß aus dem linken Halbfeld, der völlig misslang, sodass er schnurstracks ins rechte Seitenaus ging.

Insofern war es für Turbine eine dankbare Aufgabe zum Pflichtspielstart 2020. Und zum Schwung holen für Freitag, wenn es ungleich schwerer wird. Dann tritt Potsdam beim VfL Wolfsburg an, dem noch unbesiegten Tabellenführer.

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