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Triathlon in Potsdam: Brief an die Bundesregierung

Nachdem sie und weitere ihrer Teamkollegen nicht für Olympia nominiert wurden, hat sich die Potsdamerin Laura Lindemann in die Rolle als Anwältin des deutschen Triathlonsports begeben. Sie schrieb Angela Merkel und Thomas de Maizière. Unterdessen wird für Lindemanns Nachnominierung gekämpft.

Die Schockstarre nach der verwehrten Olympia-Teilnahme hat sich etwas gelöst. Laura Lindemann hat sich damit abgefunden, dass der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sie nicht für die Spiele in Rio nominiert hat. Einen Funken Hoffnung hat indes Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon Union (DTU), am Donnerstag signalisiert. Demnach bemüht sich der Fachverband um Lindemanns Nachnominierung. Und auch wenn die Internationale Triathlonunion (ITU) mittlerweile die zurückgegebenen deutschen Startplätze an andere Nationen vergeben hat, gebe es laut DTU einen „gewissen Spielraum“.

Währenddessen hat sich die 20-jährige Potsdamer Sportschülerin in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) gewandt. Nicht, um auf diesem Weg ihren eigenen Olympiastart doch noch zu erwirken, sondern als Anwältin des deutschen Triathlonsports. „Ich will, dass der DOSB sich für den Sport entscheidet und die deutschen Quotenplätze besetzt“, schreibt die zweifache Junioren-Welt- und -Europameisterin. Dass die deutsche Olympia-Mannschaft lediglich mit Triathletin Anne Haug nach Rio fährt, die restlichen vier – bei internationalen Wettkämpfen der vergangenen Saison hart erkämpften – Plätze nicht besetzt und stattdessen an die ITU zurückgibt, ist eine Schlag ins Gesicht des nationalen Triathlons. „Für unsere junge Sportart und speziell die olympische Kurz-Distanz ist das in Deutschland ein großer Schaden“, urteilt DTU-Präsident Engelhardt.

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Mit der Entscheidung geht der DOSB einem Rechtsstreit aus dem Weg

Seit Triathlon im Jahr 2000 ins olympische Programm aufgenommen wurde, gibt es mit Jan Frodeno (Gold 2008) und Stephan Vuckovic (Silber 2000) zwei Medaillengewinner. Mit Sebastian Kienle und Frodeno kamen die letzten beiden Ironman-Weltmeister beim legendären Triathlon auf Hawaii aus Deutschland. Die Triathlon-Bundesliga gilt als härtester Mannschafts-Wettbewerb weltweit und hat seit diesem Jahr sogar einen eigenen Namenssponsor. Und kein Wochenende ohne Wettbewerb für die immer populärer werdende Volkssportart in Deutschland: Am kommenden Wochenende gibt es in Hamburg mit 10.000 Teilnehmern den weltweit größten Triathlon über die olympische Distanz – Laura Lindemann wird im Rahmen des WM-Serie-Rennens am Start sein und hat Kanzlerin Merkel dazu eingeladen.

Vor diesen Hintergründen ist es schlichtweg skandalös, nur eine Athletin nach Rio zu schicken. Doch der DOSB scheut einen Rechtsstreit mit Triathletin Rebecca Robisch. Die 28-jährige Saarländerin, in den vergangenen Jahren beste Deutsche in den internationalen Ranglisten, hatte dagegen geklagt, dass die DTU sie nicht zur Nominierung vorgeschlagen hatte. Vertreten wird sie von dem renommierten Sportrechtler Michael Lehner. In ihrem Schreiben an Merkel bittet Lindemann nun darum, sich nicht aus Angst vor einem Rechtsstreit gegen den Sport zu entscheiden. „Ich will, dass Deutschland wie alle anderen großen Nationen die Plätze im Olympischen Rennen besetzt, die sich die Athletinnen und Athleten in den Jahren davor erkämpft haben.“

Fatale Botschaft, die der Deutsche Olympische Sportbund sendet

Die Botschaft, die der Olympische Sportbund mit seiner Nicht-Nominierung der vier vorgeschlagenen Triathleten sendet, ist fatal. Denn sie heißt: Im Zweifel lohnt der ganze Aufwand nicht. „Vor allem für junge Sportlerinnen und Sportler, die Olympia als Ziel haben, ist die Entscheidung eine Katastrophe“, alarmiert Lindemann.

Ironie: Inzwischen hat die ITU begonnen, die freigewordenen deutschen Startplätze an andere Nationen zu verteilen. So hat Cassandre Beaugrand unverhofft einen Olympia-Startplatz bekommen. Die junge Französin ist eine Dauerrivalin von Laura Lindemann und wurde 2014 Vize-Junioren-Weltmeisterin – hinter der Potsdamerin.

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