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SVB-Innenverteidiger Franko Uzelac scheitert mit einem Kopfball am Erfurferter Torhüter Lukas Cichos.

© imago/Karina Hessland

SV Babelsberg gegen FC Rot-Weiß Erfurt: Teures Lehrgeld in Thüringen gezahlt

Im Fußball-Regionalligaspiel beim FC Rot-Weiß Erfurt zahlte der SV Babelsberg 03 Lehrgeld. Doch das bringt den insolventen Drittliga-Absteiger aus Thüringen nicht weiter.

Potsdam - „Den Wahnsinn machen wir nicht mit!“ Das hat sich der SV Babelsberg 03 ins Stammbuch geschrieben angesichts der riesigen Summen, mit denen so mancher Klub in der vierten Liga hantiert. Der Kiezklub hat nur knapp überlebt, als er 2013 als Drittliga-Absteiger mit fast vier Millionen Euro in der Kreide dastand. Als in der vergangenen Woche lange unsicher blieb, ob der SVB zu seinem Gastspiel nach Erfurt reisen muss, wurde bei Trainer Almedin Civa so manche Erinnerung an die düsteren Zeiten in Babelsberg wach. Drittliga-Absteiger FC Rot-Weiß Erfurt ist insolvent, nur eine kurzfristige Geldspritze in sechsstelliger Höhe einiger Sponsoren sichert den Thüringern den Spielbetrieb bis Jahresende.

Woher kommt das Geld für den FC Rot-Weiß Erfurt?

Dann muss neues Geld her. Wo das herkommen soll, wird in den Medien reichlich spekuliert: von chinesischen Investoren über Spielerverkäufe in der Winterpause bis zum Wiedereinstieg von Kinowelt-Gründer Michael Kölmel, dem Hauptgläubiger. An den Stammtischen in den Erfurter Kneipen gibt es immer weniger Verständnis für die rot-weiße Geldverbrennungsmaschine. „Mir wäre lieber, wir hätten einen harten Schnitt gemacht und uns in der Kreisliga angemeldet“, meint etwa der Kellner im „Braukeller“ und meint: „Das wäre fair.“ Denn noch immer leistet sich der zahlungsunfähige Traditionsklub eine Mannschaft mit einem Saisonetat von 1,5 Millionen Euro – ein Spitzenwert in der Regionalliga. Zum Vergleich: Dem SVB steht ein Budget von rund 350.000 Euro für die erste Mannschaft zur Verfügung. „Die machen hier die gleichen Fehler wie in der Vergangenheit“, schimpft der Ober im Braukeller, „die geben mehr Geld aus als sie haben.“

Bittersüßer Klang der Komplimente

Am vergangenen Freitag nun hatte sich der SVB dieser Wettbewerbsverzerrung zu stellen. Und es klang nach dem 3:1 (1:0)-Sieg des FC Rot-Weiß Erfurt Civa angesichts der ungleichen Verhältnisse bittersüß in den Ohren, als sein Kollege Thomas Brdaric über die Nulldreier urteilte: „Das war eine der besten Mannschaften, gegen die wir in dieser Saison gespielt haben. Die musst du erstmal schlagen.“ Die Niederlage tat Civa und seinen Spielern weh, denn abgesehen von nervösen ersten 20 Minuten hatte Nulldrei die Partie im Griff. Die ersten Abschlüsse hatten zwar die Erfurter durch Rico Gladrow und Darryl Julian Geurts. Doch kamen die Babelsberger durch gutes Pressing immer mehr in Ballbesitz und fanden vor allem im Mittelfeld viele Freiräume, durch diese sie ansehnlich den Ball laufen ließen. Als jedoch in der 39. Minute Manuel Hoffmann in der Rückwärtsbewegung etwas zu spät war, in den Strafraum rutschte und den Ball unglücklich an den Arm bekam, entschied Referee Lars Albert – nachdem er zunächst kurz abwinkte - auf Strafstoß. Rico Gladrow gegen Marvin Gladrow hieß des Elfmeter-Duell, das der Erfurter für sich entschied. 

Fehler besiegeln Babelsberger Niederlage

Sekunden nach Wiederanpfiff hatte SVB-Torjäger Tom Nattermann den Ausgleich auf dem Fuß, als er sich einen Fehlpass erlief und den Ball an Rot-Weiß-Keeper Lukus Cichos vorbeilegte, Petar Lela aber Millimeter vor der Torlinie klärte. Fortan war der SVB am Drücker. Einen Kopfball des überragenden Franko Uzelac wischte Cichos gerade so noch über die Latte, beim anschließenden Eckball war Nattermann dann per Kopf zur Stelle. Der SVB blieb am Drücker – und half durch zwei Fehler Rot-Weiß auf die Siegerstraße. Als Pieter-Marvin Wolf auf der Gegenseite verletzt vom Platz musste, nutzte Erfurt den Moment der Überzahl mit einem langen Pass, bei dem SVB-Keeper Gladrow völlig unnötig aus seinem Kasten kam, denn sowohl Philip Saalbach als auch Uzelac standen bei Geurts. Der düpierte das SVB-Trio und brachte Erfurt wieder in Front. In der Nachspielzeit machte Mame Diouf mit dem 3:1 alles klar.  Der SVB hat reichlich Lehrgeld im Steigerwaldstadion gelassen. Ob die drei Punkte für Rot-Weiß überhaupt einen Wert haben, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. 

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