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SV Babelsberg 03: Verein gerettet - Mannschaft weg?

Die Stadt will den SVB in die Vierte Liga retten, doch für Mannschaft und Trainer ist das zu wenig

Der Kapitän verlässt das sinkende Schiff zuletzt. Beim insolvenzbedrohten SV Babelsberg 03 könnte das Trainer Dietmar Demuth sein. Der Traditionsverein steht vor dem finanziellen Ruin – jetzt will die Stadt Potsdam helfen und einen einmaligen Zuschuss über 700 000 Euro bereitstellen. Reichen wird das nicht: Das Geld rettet Babelsberg vor der Insolvenz, nicht vor dem Abstieg. „Für mich ist das ein fauler Kompromiss, ein klares Bekenntnis der Stadt zum Amateurfußball“, sagt Demuth. Kaum einer seiner Stammkräfte würde den Weg in die Regionalliga gehen, aber Demuth muss bleiben.

Im Gegensatz zu den meisten seiner Spieler hat Demuth einen Vertrag für Liga vier – „leider“, sagt er. Noch ein Jahr ist der Fußballlehrer bei Babelsberg gebunden, auch für die Regionalliga. „Da ist man doch überhaupt nicht motiviert, weder als Spieler noch als Trainer.“

Noch am vergangenen Sonntag haben Demuth und seine Spieler den Landespokal in die Höhe gereckt und den Klassenerhalt in Liga drei gefeiert. Dann kam die Nachricht von der drohenden Pleite. In der kommenden Saison droht nun Langeweile: Zerfällt Demuths Mannschaft, ist ein direkter Wiederaufstieg in die Dritte unwahrscheinlich. Und weil die Regionalligen in der kommenden Saison umgebaut werden, gibt es keine Absteiger.

„Eins ist klar: Wir werden in Babelsberg nie wieder Profifußball sehen“, sagt Demuth. Er rät allen Verantwortlichen deshalb gleich zum Gang in die Oberliga: „Da muss man nicht so viel Geld verbrennen.“ Die Stadt könnte einen großen Teil ihres Zuschusses sparen.

Auch Mannschaftskapitän Marian Unger war von den Nachrichten aus dem Potsdamer Rathaus eher enttäuscht: „Für uns als Mannschaft ist das keine Rettung.“ Da kaum ein Spieler Verträge für die Vierte Liga habe, ändere sich nichts an der Situation – alle seien auf der Suche nach neuen Vereinen. Einige hielten bereits aussichtsreiche Kontakte. „Die anderen Vereine fangen jetzt an, uns Spieler abzuwerben.“ Auch er selbst stehe in Verhandlungen. Sollte es zum Zwangsabstieg kommen, werde sich der Kern der Mannschaft auflösen. „Wenn sich ein, zwei Leute finden die bleiben, dann ist das viel.“ Für Unger kommt die Regionalliga nicht in Frage. „Als Spieler kann man nur eine begrenzte Zeit spielen, da läuft mir die Zeit davon.“

Das gelte auch für die Planungen der kommenden Saison – selbst wenn sich ein oder mehrere Sponsoren bis zum 1. Juni finden sollten, die neben der Stadt die Lücke im Etat von insgesamt 1,2 Millionen Euro schließen, bleibt kaum Zeit, um die Saison auch sportlich vorzubereiten. Egal in welcher Liga.

„In der Oberliga kann man mit ein paar alten Herren, der A-Jugend und ein paar Fans spielen, das ist dann egal“, sagt Trainer Demuth. Er sei tief enttäuscht. Seine letzte Hoffnung setzt er in einen oder mehrere Heilsbringer. „Da ist natürlich die Hoffnung, dass das Geld der Stadt ein Signal, ein Zeichen ist.“ Schon fünf großzügige Unternehmen würden reichen, rechnet Demuth vor. „Ich würde mich freuen für Babelsberg und für die Fans, wenn hier weiter Drittliga-Fußball gespielt wird.“ Demuth weiter: „Wir sind ein Werbeträger für Brandenburg, für Babelsberg und Potsdam.“ In der vergangenen Saison habe man bewiesen, sportliche Erfolge mit dem kleinsten Etat der Liga zu zeigen. Die Mannschaft habe hart gekämpft. „Jetzt sind alle Spieler arg enttäuscht“, sagt Demuth. Wollen sie wechseln, werde er ihnen die Freigabe geben. Ob Babelsberg in Liga drei oder vier spiele – „Ich habe das hinzunehmen.“

Das fällt Mannschaftskapitän Marian Unger noch schwer: „Wir warten ab und werden sehen, wie es weitergeht.“ Er hänge mit Herzblut am SVB. Sollte sich ein Heilsbringer finden und es doch für Liga drei reichen, „dann ist die Liebe so groß, dass ich hier bleibe.“

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