zum Hauptinhalt
Dietmar Demuth (56) ist seit Oktober 2007 Cheftrainer und inzwischen auch Sportlicher Leiter des SV Babelsberg 03, den er 2010 in die 3. Fußball-Liga führte.

© Manfred Thomas

SV Babelsberg 03: „Abwarten, was im Geldsäckel ist“

Babelsbergs Trainer Dietmar Demuth über die beendete Saison und Planungen für die neue / Kocer und Oumari kündigten Abschied an

Können Sie sich nach der jetzt beendeten und letztlich erfolgreichen Saison entspannt zurücklehnen, Herr Demuth?

Das gibt es im Fußball nicht. Man kann mal kurz durchschnaufen, muss aber auch schon wieder vorausschauen und für die neue Saison planen. Außerdem ist dieses Spieljahr ja noch nicht zu Ende. Mit dem Nichtabstieg aus der Liga haben wir schon einen großen Schritt gemacht, mit dem Landespokal-Sieg soll nun am Sonntag noch das i-Tüpfelchen folgen.

Wie bewertet Babelsbergs Cheftrainer im Rückblick die erste Saison in der 3. Liga?

Sie war Neuland für uns, aber wir sind souverän aufgetreten, haben uns schnell akklimatisiert und gute Ergebnisse erzielt. Auch in Spielen, die wir verloren, waren wir meist präsent, so dass wir bald gemerkt haben, dass wir uns in dieser Liga behaupten können.

Es gab auch Durststrecken beim SVB und insgesamt elf Trainerentlassungen in der Liga in dieser Saison. Hatten Sie mal selbst Angst um Ihren Trainerstuhl?

Nein. Wenn ich Angst hätte, dürfte ich diesen Job nicht machen. Die Verantwortlichen im Verein wussten außerdem um die hiesigen Schwierigkeiten. Auch um die zusätzlichen.

Was meinen Sie damit?

Beispielsweise den Fußballlehrer-Lehrgang unseres Co-Trainers Jens Härtel, der dadurch oft fehlte, den Stadionumbau und zuletzt den Wirbel um Süleyman Koc. Wie die Mannschaft auch das alles weggesteckt hat, ist schon beachtlich.

Nach dem Landespokal-Finale, dessen Gastgeber am Mittwoch zwischen Hohenleipisch und Schwedt ermittelt wird, hat Ihre Mannschaft vier Wochen Urlaub. Wohin verreist denn Dietmar Demuth?

Ich bleibe zu Hause, denn hier wartet noch viel Arbeit auf mich. Ich muss versuchen, mit möglichst vielen der bisherigen und mit neuen Spielern eine schlagkräftige Truppe zusammenzubekommen.

Planen Sie wie in der vergangenen Saison mit 22 Spielern?

Ja. Wobei wir sehen müssen, ob ich wie im vergangenen Jahr erst noch einen Platz frei halte für den Fall, dass sich ein Spieler schwer verletzt oder das irgendwo dringend personelle Nachbesserung nötig wird. Mit 22 Spielern zu starten wird auch schwierig, weil man abwarten muss, was im Geldsäckel ist.

Haben Sie Signale, ob sich der Etat für den Gesamtverein gegenüber den 2,7 Millionen Euro in dieser Saison erhöht?

Es gab noch keine Signale, aber die finanzielle Situation wird sich nicht verbessern. Alle 12,8 Millionen Euro an Fernsehgeldern fließen in einen großen Topf, der unter allen Drittligisten aufgeteilt wird – außer den zweiten Mannschaften. Und da Bayern II und Bremen II jetzt absteigen, wird diese Summe in der neuen Saison durch 19 statt durch 17 geteilt. Wir werden uns also auch künftig keine tollen Drittliga-Spieler leisten können und müssen sehen, ob wir bei Neuverpflichtungen wieder ein glückliches Händchen haben. In den letzten zwei Jahren hatten wir ja eine sehr gute Quote.

Werden Ihnen neue Spieler angeboten?

Wir werden jetzt pausenlos mit Telefonaten und Mails überhäuft – es ist der Wahnsinn. Wenn wir dann unsere finanziellen Möglichkeiten nennen, ist das Erstaunen oft groß.

Erst sieben Ihrer Spieler haben derzeit einen Vertrag bis 2012 – müssen Sie im Sommer die halbe Mannschaft ersetzen?

Das hoffe ich nicht. Das hängt auch davon ab, wie viele unserer bisherigen Leistungsträger neue Verträge beim SVB akzeptieren.

Wie groß ist die Chance, dass Guido Kocer und Joan Oumari bleiben?

Sehr gering. Nach heutigem Stand werden Sie den Verein verlassen, das haben sie mir bereits mitgeteilt.

Auch Tom Schütz verlässt Nulldrei, er heuert beim Zweitliga-Absteiger Arminia Bielefeld an. Ein schwerer Verlust, oder?

Natürlich. Wobei noch nicht einmal sicher ist, ob Bielefeld angesichts der 21 Millionen Euro Schulden, die der Verein haben soll, überhaupt die Drittliga-Lizenz erhalten wird. Das ist ja das Ärgerliche: Vereine, die die Liga-Richtlinien umgehen, werden nicht bestraft, während Vereine wie wir, die ihre Arbeit ohne Schulden machen, die Deppen sind und ihre besten Spieler verlieren. Wobei Bielefeld ja leider kein Einzelfall ist. Auch Hansa Rostock und Dynamo Dresden aus unserer Liga schieben große Schuldenberge vor sich her und leisteten sich trotzdem zusätzlich teure Spieler.

Haben Sie die Spieler, mit denen Sie künftig nicht mehr planen, schon übr Ihre Entscheidung informiert?

Nein, das soll in den nächsten Tagen passieren.

Almedin Civa würde gern beim SVB bleiben, als Spieler oder in anderer Funktion. Hat der 39-Jährige eine Chance dazu?

Es wird schwierig, Alme hier irgendwie einzubinden, wir werden das in den nächsten Tagen offen und ehrlich abklären. Es wäre schon schade, wenn ein solcher Spieler wie er den Verein verlassen müsste. Einen wie Alme, der hier lange die Knochen für den Verein hingehalten hat und stets loyal war, lässt man ungern gehen. Aber Sentimentalitäten können wir uns nicht erlauben.

Nach dem Urlaub ist am 20. Juni Trainingsauftakt, ehe fünf Wochen später die neue Saison beginnt. Reicht die Vorbereitungszeit?

Sie müsste reichen, um sich im Grundlagen-Ausdauerbereich ordentlich vorzubereiten und als Mannschaft kennenzulernen. Mit 38 Spielen plus Pokal wird es wieder eine lange Saison, in der unser Ziel wieder nur Klassenerhalt heißen kann.

Das Interview führte Michael Meyer.

Zur Startseite