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Lernbegleiter. Charles Göttel (links) bietet für die fremdsprachigen Neuzugänge des SV Babelsberg 03 künftig Deutschunterricht an. Als Erster nahm gestern der Franzose Mickael Nelson das Angebot an.

© Henner Mallwitz

Sport: „Spiel ab“

Französisch, Polnisch, Englisch: Die neuen Spieler des SV Babelsberg 03 bringen auch sprachliche Vielfalt in die Mannschaft. Nun bietet ihnen der Verein Deutschkurse an

Charles Göttel hatte alles schon zeitig vorbereitet. Ein CD-Player war organisiert, die Boxen aufgestellt, Bücher, Blöcke und ein aufgemaltes Fußballfeld lagen bereit – und dann erschien zur gestrigen ersten „Unterrichtsstunde“ nur ein Lernwilliger. Mickael Nelson, der neue Abwehrspieler des Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03 machte sich dann auch gleich an die Arbeit und nutzte als Erster das neue Angebot des Vereins – einen kostenlosen Sprachkurs, der künftig mindestens einmal pro Woche angeboten werden soll.

Auf die Idee kam Charles Göttel, als er um Hilfe bei der Wohnungssuche für den aus Frankreich stammenden Nelson gebeten wurde. „Kannst du schnell mal rumkommen“, fragte Marketing-Chef Thoralf Höntze an – und Göttel ließ sich nicht lange bitten. „Ich bin auch sehr oft im Ausland unterwegs und kann mich deshalb sehr gut in die Lage der neuen Spieler versetzen, die noch kein Deutsch sprechen“, sagt der 36-Jährige, der Skandinavistik studiert hat und neben Schwedisch, Dänisch und Norwegisch auch Französisch und Englisch spricht. „Ich hoffe sehr, dass beim nächsten Mal noch zwei, drei Spieler hinzukommen. Beispielsweise unser polnischer Neuzugang Mateusz Szczur oder der US-Amerikaner Amaechi Igwe, der allerdings schon etwas Deutsch spricht.“

Als Lehrer im klassischen Sinne will sich der Potsdamer, der bei den Heimspielen den SVB 03 aus der Nordkurve heraus anfeuert, nicht sehen. Eher als Lernbegleiter, bei dem der Lernende die Schwerpunkte setzt. „Was man nicht lernen will, wird eh schnell wieder von der Festplatte gelöscht“, sagt der studierte Historiker und denkt dabei an den eigenen Russischunterricht.

Und so beginnt der Potsdamer, der schon als kleiner Junge zum Fußball an den Babelsberger Park kam, vorerst mit Hörübungen, dann kommen allmählich fußballspezifische Dinge hinzu. „Spiel ab“, „Pass zu mir“ – kurze Ansagen, die schon bald eine gewichtige Rolle spielen können. „Deutsch zu lernen ist nicht schwieriger als das bei anderen Sprachen der Fall ist“, meint der Fachmann. „Die kleinen Tücken und Eigenarten unserer Sprache muss man einem Ausländer nur richtig erklären.“ Mehr als einmal pro Woche kann er seinen Unterricht derzeit jedoch noch nicht anbieten, da das Studium und die Arbeitssuche ihn zeitlich sehr beanspruchen.

Götte verwöhnt die Spieler allerdings nicht, indem er viel mit ihnen auf Englisch oder ihrer eigenen Muttersprache kommuniziert. Deutsch als Zielsprache ist alleinige Unterrichtssprache: „So lernt es sich am schnellsten“, weiß er. Schließlich brachte er schon Bulgaren und Franzosen Deutsch und wiederum Deutschen Schwedisch bei.

Für den Nulldrei-Fan ist die neue Aufgabe im Verein auch eine Bereicherung seines neuen Studiums. Nachdem er an der Humboldt-Uni einen Lehrauftrag hatte und mehrere Jahre im Medienbereich tätig war, studiert er nun Deutsch als Fremdsprache und war bis Ende Februar im Rahmen seines Studiums in der Normandie tätig. Die Erfahrungen, die er dort sammeln konnte, fließen nun auch in seinen Unterricht ein.

Und davon profitiert nicht zuletzt auch Mickael Nelson. Der 21-Jährige hat sich schon gut eingelebt und fühlt sich wohl am Babelsberger Park. „Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden“, erzählt der in Marseille geborene Abwehrmann. „Die anderen Spieler haben viel mit mir gesprochen, das war ein schönes Gefühl.“ Zurzeit wohnt er zwar noch im Hotel, demnächst bezieht er allerdings eine Wohnung im selben Haus in der Nähe des Potsdamer Hauptbahnhofs wie der in Martinique geborene Neuzugang Malick Bolivard, der jedoch schon Deutsch spricht.

Von dem Unterrichtsangebot seines neuen Vereins ist der Spieler begeistert. „Ich möchte erst einmal ein paar einfache Sachen auf Deutsch lernen“, hat er sich vorgenommen. „Noch nichts Kompliziertes, das kommt dann vielleicht später.“ Und für das Lernen hat Nelson bereits eine Mitstreiterin gefunden. „Meine Freundin Allison“, so erzählt er, „will unbedingt auch Deutsch lernen.“

Henner Mallwitz

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