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Diesmal wollen sie durchziehen. Mit einem Heimsieg am Samstag wäre der erste Schritt zum Weiterkommen gemacht. 

© Julius Frick

SC Potsdam vor dem Playoff-Start: Nach der Lüge der nächste Anlauf

Sechsmal in Folge scheiterten sie – nun wollen die Bundesliga-Volleyballerinnen des SC Potsdam bei ihrer Jubiläumssaison erstmalig das Playoff-Halbfinale erreichen. Ins Duell gegen die Roten Raben Vilsbiburg nehmen sie Selbstvertrauen dank eines Tricks mit.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Eugen Benzel log. Eiskalt. Ohne mit der Wimper zu zucken. Als die Volleyballerinnen des SC Potsdam am vergangenen Samstag ihr letztes Bundesliga-Hauptrundenspiel dieser Saison beim Tabellenführer Allianz MTV Stuttgart bestritten und in den entscheidenden fünften Satz gingen, erkundigten sie sich vorab bei ihrem Teammanager, wie es bei den Partien der Konkurrenz stand. Würde bereits der eine Punkt reichen, um Platz vier zu sichern, oder musste zwingend ein Sieg her? Musste nicht. Die anderen spielten zugunsten des SCP. „Aber das brauchten unsere Mädels ja nicht zu wissen“, erzählt Benzel schelmisch grinsend. „Ich habe sie glauben lassen, dass wir den Erfolg benötigen.“ Er wollte sie herausfordern. Und die Mannschaft nahm die Aufgabe unter falschen Tatsachen glänzend an, indem sie letztlich 3:2 beim Hauptrundenmeister triumphierte.

Zweitbeste Hauptrunde der Vereinsgeschichte

Darauf hatte der Teammanager spekuliert. „Das war perfekt“, meint Benzel. „Mit einem besseren Erlebnis, so einem Happy End, kannst du doch gar nicht in die Playoffs gehen.“ Diese starten für den SC Potsdam am Samstag mit dem Heimspiel in der MBS-Arena gegen die fünftplatzierten Roten Raben Vilsbiburg (Beginn: 16.10 Uhr/Sport1).

In seiner zehnten Erstligasaison unternimmt der ambitionierte Brandenburger Verein nunmehr einen weiteren Anlauf, um erstmalig das Halbfinale zu erreichen. „Das ist der nächste Schritt, den wir eigentlich schon lange gehen wollten“, sagt Sportdirektor Toni Rieger. Sukzessive hatte sich der SCP weiterentwickelt, zunehmend professionalisiert. Nach drei Jahren im unteren Tabellenbereich des deutschen Frauenvolleyball-Oberhauses gelang 2013 der Premierensprung in die Playoffs. Dort ist Potsdam seitdem Stammgast. Aber nur in der ersten Runde. Stets war bisher das Viertelfinale Endstation. „Wir sind überzeugt, dass wir es jetzt endlich schaffen. Wir sind reif“, betont Kapitänin Anne Hölzig nach der zweitbesten Hauptrunde der Vereinsgeschichte. Vor zwei Jahren, als der SCP auch schon einmal Vierter geworden war, holte das Team im Schnitt 1,91 Punkte pro Partie. Diesmal waren es 1,77.

Marta Drpa überragt, aber: Es braucht Variabilität

Toni Rieger weiß, dass deutlich mehr Zähler möglich waren. „Unsere Mannschaft hat großes Potenzial. Sie konnte es aber nicht immer abrufen“, analysiert der Sportdirektor. Auch habe sie sich oftmals für Kämpferqualitäten nicht belohnt. Der „Killerinstinkt“ fehlte mehrfach, sagt die US-amerikanische Top-Mittelblockerin Nia Grant. Inklusive nationalem Pokal, bei dem der SCP wie 2016 im Halbfinale ausschied, mussten die Potsdamerinnen diese Saison achtmal einen Tie-Break absolvieren. So oft wie ligaweit kein anderer Kontrahent. Nur zwei 3:2-Siege sprangen am Ende heraus.

Einer davon zuletzt in Stuttgart. Bei diesem erstmaligen Potsdamer Auswärtssieg gegen das schwäbische Top-Team zeigten die Havelstädterinnen eine Leistung, wie sie Toni Rieger vorschwebt. „Wir müssen variabel punkten“, fordert er immer. In Stuttgart erzielten gleich vier Akteurinnen zweistellige Punktwerte. An der Spitze mit 30 Zähler stand wieder Marta Drpa. Die Ausnahmeerscheinung des SCP. Und eine der gesamten Liga. Seit 2016 ist die Serbin für den Club vom Luftschiffhafen aktiv, wurde zunächst drittbeste, dann zweitbeste und nun beste Scorerin der Hauptrunde. 433 Punkte hat sie diese Saison dank ihrer beachtlichen Mixtur aus Schmetterballpower, gefühlvoller Angriffsraffinesse und Blockmacht auf ihrem Konto. Das ist über ein Drittel mehr als die Zweitplatzierte des Rankings. „Marta ist wichtig für uns, brutal wichtig. Sie ist eine, die die schwierigen Bälle nimmt, Verantwortung zeigt“, sagt der Sportdirektor. „Aber der Punkt ist: Wir sollten uns nicht immer alle zu sehr auf Marta verlassen.“ Hinter der fast 30-Jährigen verstecke sich das Team zu oft. „Doch erst, wenn die anderen ihr die notwendige Entlastung geben, kann sie sich richtig entfalten.“ Wie in Stuttgart. 

Diese Saison lief es bisher nicht gut gegen Vilsbiburg

Beim dortigen Sieg blühte auch Guillermo Hernandez voller Glückseligkeit auf. Der Spanier war von 2013 bis 2017 Coach des Allianz MTV, holte zweimal den Deutschen Pokal und wurde zweimal Vizemeister, ehe die Wege nicht unbedingt im Guten auseinander gingen. Seit vorigem Dezember ist er nun als Cheftrainer für den SCP tätig, nachdem der Verein die Zusammenarbeit mit Davide Carli beendet hatte. Das verlief verwirrend. Erst wurde dementiert, dann doch bestätigt, um abschließend nur nebulös zu sagen, die Trennung sei aus persönlichen Gründen erfolgt. Beide Seiten dankten einander für zweieinhalb gemeinsame Jahre, zeigten sich darüber hinaus aber schmallippig. Das Thema sei abgehakt, macht Toni Rieger deutlich, während Teammanager Eugen Benzel mit Blick auf die Mannschaft sagt: „Das war alles nicht einfach für die Mädels.“ 

Letztlich haben sie den Umbruch mit dem temperamentvollen Neu-Coach Hernandez gemeistert. Allerdings ist dieses Jahr bislang eines nicht gelungen: Erfolgreich gegen Playoff-Gegner Rote Raben Vilsbiburg zu sein. Auswärts kassierte der SC Potsdam eine 0:3-Klatsche, daheim hatte er mit 2:3 das Nachsehen. „Das wird sich jetzt ändern“, tönt Benzel vor den maximal drei Partien der Viertelfinalserie. Nur wenn dabei zwei Siege geholt werden, hätte Potsdams Jubiläumssaison ein richtiges Happy End.

Tickets für das erste Spiel in Potsdam gibt es hier. Spielbeginn ist um 16.10 Uhr, der Einlass in die MBS-Arena erfolgt ab 14.30 Uhr.

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