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Ein Hoch auf uns. Beim SC Potsdam schwärmen sie von der guten Chemie innerhalb des aktuellen Teams, was ein großer Unterschied im Vergleich zum Vorjahr sei.

©  Gerhard Pohl

SC Potsdam: Neuer Trainer, neue Spielerinnen, neuer Spirit

Der Frauenvolleyball-Bundesligist SC Potsdam hat nach der enttäuschenden Vorsaison einen Umbruch vollzogen. Aus der Vorbereitung auf das nächste Spieljahr wurde viel Positives gezogen, bei der Formulierung von Zielen herrscht aber Zurückhaltung.

Von Tobias Gutsche

In den zurückliegenden vier Jahren durchliefen sie beide einen Reifeprozess, der Frauenvolleyball-Bundesligist SC Potsdam und dessen neuer Cheftrainer Davide Carli. 2011/12 war der Italiener Carli beim SCP noch Assistenzcoach an der Seite seines Landsmannes Alberto Salomoni, ehe er danach zum deutschen Rekordmeister Schweriner SC wechselte, um dort ebenfalls als „Co“ zu arbeiten. Doch nun rückt der 33-Jährige ins erste Glied. An seiner alten Wirkungsstätte in Potsdam, wo Salomoni im Anschluss an die vergangene Saison wegen Unstimmigkeiten mit der Vereinsführung abgetreten war.

„Ich habe in der Zwischenzeit viel gelernt, habe eine Menge Erfahrungen gesammelt und bin jetzt bereit für meinen ersten Job als Cheftrainer“, sagt Carli, der am Samstag zum Saisonstart sein Bundesligadebüt in dieser Funktion geben wird. Bei einem Heimspiel gegen – welch ein Zufall – Schwerin (Beginn: 19 Uhr/MBS-Arena). Dass es nun gleich ausgerechnet gegen den Club geht, den er die vergangenen vier Jahre mitbetreute, sei für ihn völlig irrelevant. „Das war mal“, winkt „Charly“, wie er genannt wird, ab. „Jetzt interessiert mich ganz und gar nur noch der SC Potsdam.“

Davide Carlis ganz eigener Ansatz bei der Zielformulierung

Und der habe einen beachtlichen Aufstieg während seiner Abwesenheit hingelegt. „Die Entwicklung dieses Vereins ist toll. Es wurden gute Strukturen aufgebaut, die Bedingungen mit der MBS-Arena sind hervorragend geworden, nationale und internationale Top-Spielerinnen konnten hergeholt werden. Man hat sich einfach einen Namen in der deutschen Volleyballszene gemacht.“ Dies noch weiter auszuprägen, sei die Aufgabe, die er sich nun selbst auferlegt. So wie Carli die Zeit gekommen sah, als Chef das Zepter zu übernehmen, sei auch der SCP „bereit für den großen Schritt, sich in den Bereich der besten Mannschaften Deutschlands zu spielen“.

Bereit sein, bedeutet aber nicht, dass es auch ganz offen eingefordert wird. Anders als in der Vorsaison wird nämlich nicht vollmundig der erstmalige Bundesliga-Halbfinaleinzug zum Ziel ausgerufen. „Wir sind da ein bisschen vorsichtiger geworden“, erklärt Sportdirektor Toni Rieger. Zurückhaltung als Reaktion darauf, dass 2015/16 die hohen Ambitionen durch die vorab hoch gepriesene Mannschaft nicht erfüllt wurden. Einer schwachen Hauptrunde, in der nur Platz sieben heraussprang, folgte damals das Viertelfinalaus gegen Schwerin. Statt einer konkreten Maßgabe pflegt Davide Carli einen anderen Ansatz. „Wir können viel sprechen, irgendwelche Ziele formulieren. Aber das bringt doch nichts, wenn das Team selbst noch gar nicht den vollen Glauben daran hat, dies auch zu schaffen. Ich möchte daher erst die Spielerinnen über die Trainingsarbeit und die Spielerfahrungen an den Punkt bringen, wo sie eine hundertprozentige Überzeugung haben, etwas Gutes erreichen zu können. Dann bist du auf dem richtigen Weg“, erläutert er.

Lisa Rühl übernimmt fortan die Rolle als Kapitänin

Die ersten Meter in diese Richtung wurden bereits während der Vorbereitung gemacht. „Bisher können wir zufrieden sein“, urteilt der Coach, der den SCP nicht wie früher vorwiegend Testspiele gegen Liga-Konkurrenten bestreiten ließ, sondern gegen zum Teil hochklassige internationale Mannschaften. „Da bekommt man einerseits wertvolle Eindrücke, wie Dinge in anderen Ländern praktiziert werden. Und zum Zweiten bringt es dich immer deutlich weiter, wenn du vor große Herausforderungen gestellt wirst.“

Höhepunkt der Vorbereitung war ein viertägiges, mit Testspielen gespicktes Trainingslager im slowenischen Ljubljana. Zum ersten Mal überhaupt reiste der SCP-Volleyballtross in ein solches Intensivcamp. „Aus sportlicher Sicht haben uns die Tage in Slowenien viel gebracht“, findet Lisa Rühl, die in ihre siebte Saison beim Potsdamer Bundesligisten geht, damit am längsten dabei ist und fortan die Rolle als Kapitänin übernimmt. „Aber es war auch eine super teambildende Maßnahme. Das hat uns zusammenwachsen lassen. Ich möchte meinen, wir sind schon eins geworden.“

Kader wurde im großen Stile umgebaut und dabei verjüngt

Was in so kurzer Zeit schon außergewöhnlich ist. Schließlich wurde der Kader nach der enttäuschenden Vorsaison im großen Stile verändert. Von den zwölf momentanen Akteurinnen gehörten 2015/16 nur Rühl, Lisa Gründing, Wiebke Silge und Anne Hölzig zum festen Kreis. Sophie Dreblow und Kimberly Drewniok werden, nachdem sie zuletzt dank Doppelspielrecht hauptsächlich für den VCO Berlin aufliefen und nur vereinzelt beim SCP zum Zuge kamen, voll integriert. Der Rest: komplett neu. Verpflichtet wurden die beiden deutschen Zuspielerinnen Anne-Marie Knauf (zuvor Köpenicker SC) und Denise Imoudu (VT Aurubis Hamburg) sowie Marta Drpa (Diagonalangriff/Kroatien), Ivona Svobodnikova (Mittelblock/Tschechien), Ljubica Kecman (Außen-Annahme/Serbien) und Roslandy Acosta (Außen-Annahme/Venezuela).

In diesem Zuge des Umbruchs hat sich der Kader verjüngt. Von im Schnitt 24,8 Jahren ging es runter auf 22,6. Während vorige Spielzeit vier Ü30-erinnen für Potsdam aktiv waren, sind nun Lisa Rühl und Marta Drpa mit ihren 27 Lenzen die Oldies. „Die Jungschen halten mich ganz schön auf Trab“, sagt Rühl und lacht. Sie begrüßt die Frischzellenkur: „Wir sind dadurch dynamischer. Und so ein junges Team hat auch den großen Vorteil, dass der Ehrgeiz riesig ist. Alle wollen, alle pushen sich gegenseitig.“ Und obendrein verstehen sich auch noch alle gut miteinander, wie die gebürtige Dessauerin berichtet. Der Spirit, die Team-Chemie sei hervorragend und viel besser als im Vorjahr. Sportdirektor Toni Rieger hat dies auch bemerkt. „Die Stimmung ist klasse. Vergangene Saison war das nicht so. Da haben wir zum Beispiel viel zu wenig zusammen gelacht.“

Carlis Spielphilosophie: "Immer Vollgas, immer aggressiv sein"

Die nun entstandene freudvolle Atmosphäre soll zu einer Stärke des in so vielen Facetten erneuerten SC Potsdam werden. Wo Spaß herrscht, kann sich sportliche Qualität besonders gut entfalten – so die Hoffnung. Einer, der entscheidend für gute Laune im Kollektiv sorgt, sei laut Lisa Rühl der Trainer: Davide Carli. Allerdings kann er auch sehr resolut sein, wenn es darum geht, dass seine Spielphilosophie erarbeitet und umgesetzt wird. Und dies erfordert vor allem eines: viel Einsatz. Denn Carlis Vorstellung von Volleyball lautet: „Immer Vollgas geben, immer aggressiv sein. In allen Elementen – Annahme, Abwehr, Angriff, Block.“

SPIELPLAN IN DER HAUPTRUNDE

22.10./19.00 Uhr: SCP - Schwerin

30.10./14.30 Uhr: SCP - Wiesbaden

05.11./19.00 Uhr: Köpenick - SCP

13.11./14.30 Uhr: Münster - SCP

20.11./16.30 Uhr: SCP - Stuttgart

26.11./18.00 Uhr: Suhl - SCP

03.12./19.00 Uhr: SCP - Erfurt

07.12./19.00 Uhr: Vilsbiburg - SCP

10.12./19.00 Uhr: Aachen - SCP

17.12./19.00 Uhr: SCP - VCO Berlin

28.12./19.00 Uhr: Dresden - SCP

04.01./19.00 Uhr: SCP - Köpenick

07.01./19.00 Uhr: Schwerin - SCP

15.01./16.30 Uhr: SCP - Vilsbiburg

25.01./19.00 Uhr: Wiesbaden - SCP

01.02./19.00 Uhr: SCP - Dresden

08.02./19.00 Uhr: VCO Berlin - SCP

11.02./19.00 Uhr: SCP - Münster

15.02./19.00 Uhr: SCP - Aachen

18.02./19.00 Uhr: SCP - Suhl

 

 25.02./18.00 Uhr: Erfurt - SCP

04.03./19.30 Uhr: Stuttgart - SCP

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