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Harte Arbeit. Der Köpenicker SC erwies sich für die Potsdamer Volleyballerinnen als zäher Widersacher. SCP-Diagonalangreiferin Marta Drpa (r.) erzielte in den vier Sätzen 18 Punkte – die meisten aller Akteurinnen.

©  Gerhard Pohl

SC Potsdam: Drehzahl wieder steigern

Mühsamen haben sich die Bundesliga-Volleyballerinnen des SC Potsdam den Derbysieg gegen den Köpenicker SC geholt. Nun reisen sie zum Top-Spiel beim Schweriner SC und arbeiten daran, auf die vorweihnachtlichen Touren zu kommen.

Von Tobias Gutsche

Davide Carli hing am Mittwoch noch eine Nachtschicht dran. Nachdem seine Bundesliga-Volleyballerinnen vom SC Potsdam daheim 3:1 (25:23, 16:25, 25:22, 25:22) gegen den Köpenicker SC gewonnen hatten, beschäftigte sich der Cheftrainer noch ausgiebig im Videostudium mit dem nächsten Gegner. Am Samstag tritt der SCP beim deutschen Rekordmeister Schweriner SC an (Beginn: 19 Uhr). „Ich bin Coach einer Profimannschaft. Da endet der Arbeitstag eigentlich niemals. Vor allem nicht, wenn wir in so kurzen Abständen Spiele haben“, erzählte der Workaholic Davide Carli, als er vorgestern Abend auf einer Bank in der MBS-Arena saß. „Ich muss immer darüber nachdenken, wie ich meine Mannschaft besser machen kann.“ Eben auch zu ganz später Stund.

In seine momentanen Gedanken wird der Italiener natürlich den Auftritt beim Brandenburg-Berlin-Derby einfließen lassen. Als „sehr durchwachsen“ beschrieb ihn SCP-Kapitänin Lisa Rühl, die zur wertvollsten Spielerin der Partie gekürt worden war. Vor 846 Zuschauern mühten sich die Gastgeberinnen zum Rückrundenstart über weite Strecken gegen einen leidenschaftlich kämpfenden Kontrahenten. Dass dieser letztlich ohne Zählbares blieb, machte Manuel Rieke „ein bisschen traurig“. Der gebürtige Potsdamer, der selbst sehr erfolgreicher Volleyballer war und seit dieser Saison Köpenicker Chefcoach ist, meinte: „Einen Punkt hätten wir verdient gehabt.“

Vorsprung des SCP auf Tabellenrang fünf wächst an

Stattdessen ging aber die volle Drei-Punkte-Ausbeute an den SC Potsdam. „Und das ist“, betonte Libera Lisa Rühl, „was für uns wichtig war.“ Zumal dadurch auch bestmöglich Profit aus dem Patzer des direkten Verfolgers VC Wiesbaden gezogen wurde. Die Hessinnen verloren ihr Heimspiel 0:3 gegen Suhl, sodass die auf Platz vier stehende Truppe um Rühl aktuell fünf Zähler Vorsprung auf den Fünften aus Wiesbaden hat.

Trotz dieser angenehmen Konsequenz geht der SCP – in Person von Cheftrainer Davide Carli – auch kritisch mit der eigenen Leistung um. Nach der kurzen Weihnachtspause mit fünf trainingsfreien Tagen sei sein Team noch nicht wieder in Tritt gekommen. Sowohl bei der Niederlage in Dresden vor Jahresfrist als auch diesmal gegen Köpenick „haben wir unsere Qualität nicht auf das Feld bekommen“, urteilte Carli. Er selbst hadert dabei ein wenig mit der Länge der von ihm angesetzten Trainingspause, „die uns zu sehr aus dem Rhythmus gebracht hat. Kürzerer Urlaub wäre besser gewesen“. Lisa Rühl entgegnete diesbezüglich: „Ich denke, das war so alles richtig. Natürlich fehlt jetzt für den Moment ein wenig die Routine, allerdings haben wir noch eine lange, anstrengende Rückrunde und die Playoffs vor uns. Viel Zeit zur Erholung werden wir jetzt nicht mehr kriegen. Von daher war das gut, mal ordentlich durchzuschnaufen.“ Den Motor zurück auf Touren zu bringen, sei nun die Aufgabe, die sich laut Coach Carli nur auf eine Weise lösen lässt: „Training, Training, Training.“

Zwei Niederlagen in Folge für Titelfavorit Schwerin

Dass die Mannschaft noch unter der Drehzahl liegt, die vor Weihnachten erreicht worden war, ist auch ein Phänomen beim nächsten Potsdamer Gegner. Der Schweriner SC ist als großer Favorit auf die deutsche Meisterschaft in die Saison gestartet und untermauerte dies mit zehn Siegen aus den ersten zehn Partien. Und dann kam das Weihnachtsfest. Danach verloren die Damen aus Mecklenburg-Vorpommern zunächst 2:3 gegen Wiesbaden und am Mittwoch auch noch 1:3 in Vilsbiburg, wodurch Stuttgart die Tabellenführung übernommen hat. „Da sieht man, wie es laufen kann“, sagte Davide Carli. „Auf dem Papier ist Schwerin mit dieser starken Mannschaft unschlagbar. Theoretisch müssen sie diese Saison alle Spiele ohne Probleme gewinnen. Aber es kann eben immer Tage geben, an denen es einfach nicht passt.“

Nach zwei Niederlagen in Folge wird der zehnfache deutsche Meister morgen gegen den SC Potsdam mit aller Macht zurück in die Erfolgsspur finden wollen. „Damit steht Schwerin aber auch unter Druck. Wir können hingegen befreit aufspielen“, erklärte Lisa Rühl und ihr Trainer ergänzte: „Mutig und aggressiv wollen wir sein. Und dann sehen wir, was passiert. Zu verlieren haben wir in einem Spiel gegen solch eine Top-Mannschaft jedenfalls nichts.“

Bereits zwei hohe Niederlagen diese Saison gegen Schwerin

Mit dieser erwartungsdämpfenden, aber zugleich angriffslustigen Haltung war der SC Potsdam bereits in die zwei vorherigen Duelle dieser Saison gegen Schwerin gegangen. Beide Male unterlagen die Brandenburgerinnen zu Hause 0:3. Zunächst am ersten Bundesliga-Spieltag und dann wenige Wochen später im Halbfinale des deutschen Pokals. Steigerungspotenzial ist also reichlich vorhanden. Wie man es erschließen kann, wird sich Davide Carli überlegen. Tag und Nacht. 

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