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SC Potsdam: Arbeit an der Zukunft

Der SC Potsdam hat sich ein perspektivisches Ziel gesetzt: Er möchte mehr seiner Volleyballtalente selbst weiterentwickeln und bis ins Erstligateam führen. Ehrlich wird vonseiten des SCP eingeräumt, dass dies zuletzt nicht gut gelungen war.

Von Tobias Gutsche

Gegenwart und Zukunft des Frauenvolleyball-Bundesligisten SC Potsdam liegen am morgigen Samstag ganz eng beisammen. Bevor die erste Mannschaft am Abend ab 19 Uhr ihr Top-Spiel gegen den USC Münster in der MBS-Arena bestreiten wird, geht an gleicher Stelle schon um 15 Uhr das mit Talenten gespickte zweite SCP-Team ans Netz. Jenes spielt seit dieser Saison in der 3. Liga Nord und trägt seine Heimpartien für gewöhnlich in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee aus. Diesmal aber dürfen auch die Youngster am Luftschiffhafen ran und dabei im Duell mit dem BBSC Berlin ein Gefühl dafür bekommen, was perspektivisch auf sie wartet. „Denn unser Ziel ist es“, erklärt Cheftrainer Davide Carli, „möglichst viele der Mädels dann auch dort für uns in der ersten Liga auf dem Feld zu haben.“

Über diesen Plan hatte bereits Sportdirektor Toni Rieger vor Saisonbeginn im Fan-Talk des SC Potsdam berichtet – und dabei eingeräumt: „In der jüngeren Vergangenheit ist es uns nicht gut gelungen, den eigenen Nachwuchs hier weiterzuentwickeln und dann auch in unsere erste Mannschaft voll zu integrieren.“ Stattdessen seien die vielversprechenden Akteurinnen oftmals an den VC Olympia Berlin – ein Ausbildungsteam des Deutschen Volleyball-Verbandes – abgegeben worden. Zu einer Rückkehr kam es später in den meisten Fällen nicht. „Das soll jetzt anders laufen“, verkündete Rieger damals. „Wir wollen die besten Mädels selbst voranbringen und dann auch direkt hier von unserer Arbeit profitieren. Wir möchten nicht sehen, dass sie stattdessen woanders spielen.“

Coach mit Erstligaerfahrung für das Drittligateam

Seit der aktuellen Saison seien laut ihm die Rahmenbedingungen entscheidend verbessert worden, um den eigenen Nachwuchs bei seinem Reifeprozess stärker zu unterstützen. „Vor allem der Aufstieg in die 3. Liga ist wichtig gewesen. Auf diesem höheren Level können die jungen Spielerinnen viel lernen und Erfahrungen sammeln“, meinte der Sportdirektor, dessen Club durchaus ein Coup gelungen war, als es darum ging, den optimalen Trainer für die Mission Jugendförderung zu gewinnen. Björn Matthes wurde nach Potsdam gelotst. Der frühere Bundesligaspieler war zuvor für drei Saisons beim Frauen-Erstligisten Köpenicker SC tätig – zunächst zwei Jahre lang als Assistenzcoach, dann ein weiteres in der Rolle des Cheftrainers. Den Gang hinunter in Liga drei ist für ihn keineswegs ein Rückschritt. „Das ist eine neue Herausforderung“, sagt er. „Ich finde es spannend, hier etwas aufzubauen. Das Potenzial dafür ist groß. Besonders natürlich durch die Verbindung zur Sportschule.“

Dort werden seit 2006 Volleyballerinnen aufgenommen. Neben ihnen genießen an der Potsdamer Elite-Einrichtung auch die Fußballerinnen, Handballer und Wasserballer Förderung als Mannschaftssportart. Das stellt auch eine gewisse Verpflichtung für die dazugehörigen Vereine – SC, Turbine, VfL und OSC – dar. So formulierte es unlängst der ehemalige, langjährige Schulleiter Klaus-Rüdiger Ziemer, der Ende Januar in den Ruhestand verabschiedet worden war. „Eines ist doch klar“, erklärte er: „Unsere guten Spielerinnen und Spieler müssen in den Clubs die bestmöglichen Chancen bekommen, dort auch später in der höchsten Mannschaft auf der Platte oder dem Rasen stehen beziehungsweise im Wasser sein zu können. Wenn sie diese Aussicht nicht haben, dann müssten wir hier an der Schule nicht diesen Aufwand betreiben. Daher ist es ein Muss, auf die eigenen Leute zu setzen.“

Der Cheftrainer legt viel Wert auf die Nachwuchsarbeit

Diese Meinung teilt auch Björn Matthes: „Deine Jugend nach oben zu führen, ist doch das Beste, was du machen kannst.“ Es stifte zum Beispiel Identifikation mit dem Club und dem Team. Beim SC Potsdam, wo – wie Toni Rieger gestand – zuvor nicht immer die nötige Durchlässigkeit zwischen Nachwuchs- und Elitebereich vorlag, spürt Matthes die Begeisterung für das Schleifen der Rohdiamanten. „Das hängt viel damit zusammen, dass Davide Carli großen Wert darauf legt“, findet der 35-Jährige.

Chefcoach Carli, der das SCP-Bundesligateam vergangenen Sommer übernommen hatte, sei „immer mit einem Auge bei der Jugendabteilung“, sagt er über sich. „Die Trainer machen dort einen richtig guten Job. Sie haben einige gute Talente geformt.“ Davon kann sich der Italiener in seinen Übungseinheiten überzeugen, denn regelmäßig bindet er die Nachwuchshoffnungen darin ein. Eine von ihnen ist Emilia Weske. Die Diagonalangreiferin wurde von Davide Carli sogar im Alter von nur 15 Jahren bereits einmal in der Bundesliga eingesetzt. Wie in ihrem Fall erkennt Carli aber auch bei etlichen anderen SCP-Jugendlichen die Qualität, um künftig voll und ganz den Sprung in die erste Mannschaft zu schaffen. Sie sollen dann irgendwann selbst die Gegenwart des Clubs darstellen.

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