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2019 wurde Franz Löschke Dritter bei der Ironman-EM in Frankfurt am Main und qualifizierte sich so erstmalig für Hawaii. 

© imago/Eibner

Profi-Triathlet in der Coronakrise: Franz Löschke freut sich über internationale Hilfe

Die Vereinigung der Profi-Triathleten greift ihren Sportlern wegen der Coronakrise finanziell unter die Arme. Der Potsdamer Franz Löschke profitiert davon. Aber die Unsicherheit bleibt beim EM-Dritten und Hawaii-Teilnehmer.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Wettkämpfe sind die Existenzgrundlage von Franz Löschke. Der Potsdamer ist Profi-Triathlet und finanziert sich hauptsächlich aus Sponsoreneinnahmen und Prämien, die von Ergebnissen bei den Rennen abhängen. Viele Wettkämpfe der nächsten Monate sind allerdings wegen der Coronavirus-Pandemie abgesagt. „Wer nicht startet, kann nicht ordentlich verdienen“, sagt Löschke, der 2019 Bronze bei der Europameisterschaft auf der Ironman-Distanz gewann. „Das sorgt persönlich für Anspannung.“

Vorzeitige Auszahlung und mehr Geld

Insofern freut er sich sehr über eine besondere Aktion der internationalen Vereinigung der Profi-Triathleten PTO. Wie die Organisation bekanntgab, schüttet sie wegen der kritischen Lage die Gelder ihres Bonus-Programms nicht erst zum Saisonende aus, sondern bereits jetzt. Und sie erhöht auch noch die Gesamtsumme zusätzlich um 500.000 US-Dollar auf 2,5 Millionen US-Dollar. Verteilt werden die Prämien anhand der Weltrangliste für die Mittel- und Langdistanz – und vor allem an die Athleten, die nicht in der vordersten Reihe stehen. Demnach sei entschieden worden, den Aktiven auf den Plätzen 21 bis 50 statt eigentlich je 5000 US-Dollar zum Saisonabschluss nun 8000 US-Dollar zu zahlen. Diejenigen auf den Rängen 51 bis 100 erhalten direkt 5000 US-Dollar und nicht nur 2000.

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Löschke belegt derzeit den 53. Platz. „Diese Hilfe ist Gold wert“, sagt der 31-Jährige. „Wir wissen ja nicht, wann es wieder richtig weitergeht und inwiefern Sponsoren uns künftig fördern, da auch viele von ihnen unter der Coronakrise leiden.“ Die PTO-Vizepräsidentin Rachel Joyce sagt, dass die Zukunft der Profi-Triathleten wie die von vielen anderen Menschen aktuell von Unsicherheit bestimmt sei. Ihre Organisation habe nach einem Weg gesucht, „unsere Athleten in diesen Zeiten der Instabilität zu unterstützen“.

Athletiktraining im eigenen Fitnesszimmer 

Ohne Wettkämpfe bleibt momentan ausschließlich das Training – unter den bekannten Einschränkungen. Sportanlagen sind geschlossen. Löschke kommt also in keine Schwimmhalle, keinen Kraftraum. Letzteres könne er gut kompensieren, weil er sich ohnehin schon vor längerem in der gemeinsamen Wohnung mit der Freundin ein Fitnesszimmer eingerichtet habe. Mit Sprossenwand, den sogenannten TRX-Schlingen, Widerstandsbändern und Gymnastikbällen. „Da kann ich immerhin gut mit dem eigenen Körpergewicht arbeiten“, erzählt er. Vorteil sei zudem, dass Triathlon ein Freiluftsport ist. Laufen und Radfahren kann er derzeit absolvieren. Demnächst erhält der gebürtige Finsterwalder von einem Sponsor auch seinen neuen Neoprenanzug, sodass er dann möglichst auch erste kurze Einheiten im Freiwasser angehen wolle. „Ich hoffe natürlich, dass es nicht zu einer kompletten Ausgangssperre kommen muss. Dann bliebe vielleicht nur noch Krafttraining und das Radfahren auf der Rolle.“

Sein Training richtet Löschke derzeit auf den Ironman in Frankfurt am Main Ende Juni aus, wo er sich wieder für die legendäre WM auf Hawaii qualifizieren will. „Der Frankfurt-Termin steht bisher noch.“ Voriges Jahr feierte er in der Bankenmetropole mit EM-Platz drei seinen größten Erfolg im Ironman, der Königsdisziplin über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und dem Marathonlauf über 42,195 Kilometer. Einst war Löschke auf den kürzeren Distanzen U23- und Staffel-Weltmeister, ehe er 2016 zur Mittel- und Langstrecke wechselte.

Infekt und Ermüdungsbruch stoppten ihn im Herbst 2019

Mit dem Ergebnis von Frankfurt hatte er sich erstmalig für Hawaii qualifiziert. Die Premiere auf der Pazifikinsel endete dann enttäuschend. Angeschlagen von einem viralen Infekt musste Löschke nach Radkilometer 50 völlig entkräftet aufgeben. „Aber weil ich eigentlich richtig gut in Form war, hatte ich mich kurze Zeit später noch für den Ironman in Florida angemeldet“, erzählt er. Doch zum Start kam es nicht. Löschke zog sich beim Training einen Ermüdungsbruch im Wadenbein zu.

Davon hat er sich inzwischen weitestgehend erholt. Planungssicherheit für den weiteren Saisonverlauf hat er wegen des grassierenden Coronavirus jedoch nicht. Dieses Jahr wollte Löschke auch sein Sporttherapiestudium an der Universität Potsdam vorantreiben, um sich eine Existenzgrundlage für die Zeit nach der Profisportkarriere aufzubauen. Aber die Lehre an der Uni ruht vorerst ebenfalls.

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