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Mann für die Zukunft: Jonas Huth wird viel Potenzial attestiert. 

© DRV/Seyb

Potsdamer Talente: Ruderer Jonas Huth: Vom Muttersöhnchen zum gereiften Junioren-Weltmeister

Die Zeit an der Potsdamer Sportschule und eine mutige Entscheidung mitten in der Saison brachten den Ruderer Jonas Huth voran. Das Kraftpaket stammt aus einer erfolgreichen Ruder-Familie, fand aber recht spät den Weg ins Boot.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Manchmal kann es im Leistungssport ganz schnell gehen. Zwischen großer Enttäuschung und glorreichem Triumph liegen mitunter nur wenige Wochen. So erging es 2019 dem Ruderer Jonas Huth. Bei der ersten nationalen Sichtung erreichte er kein gutes Ergebnis und „war deshalb schon ziemlich frustriert“, sagt der Athlet des RC Potsdam. Doch dann kam für ihn die Wende dank einer mutigen Entscheidung.

Perfekte körperliche Voraussetzungen für das Rudern

Nur kurz vor dem zweiten Leistungstest wechselte Huth auf Anraten von Landestrainerin Uta Salomon die Disziplin – vom Skull-Einer zum Riemen-Zweier. „Das war nicht einfach, aber ich habe es gut hinbekommen. Dieser Schritt war jedenfalls ein Volltreffer“, erzählt der 18-Jährige. Denn er schaffte es nicht nur doch noch in die deutsche Nachwuchs-Nationalmannschaft, sondern wurde dann auch in Tokio Junioren-Weltmeister mit dem Achter. Stolz trägt er am Handgelenk ein schwarz-rot-goldenes Bändchen, das sich das deutsche Team für die Titelkämpfe angefertigt hatte. „Das bleibt auch da dran, bis es abfällt.“

Mit dem deutschen Achter fuhr Jonas Hut (3.v.l.) 2019 zum Junioren-WM-Titel.
Mit dem deutschen Achter fuhr Jonas Hut (3.v.l.) 2019 zum Junioren-WM-Titel.

© DRV/Seyb

Mit seinem Sieg auf der Regattastrecke der diesjährigen Olympischen Spiele sorgte der aus dem brandenburgischen Basdorf stammende Sportler dafür, dass von einer Erfolgstradition in der Familie Huth gesprochen werden kann. Seine Eltern gewannen einst auch Junioren-WM-Titel im Achter. Und seine Tante Christiane Huth holte 2008 gar Olympiasilber für Potsdam mit dem Doppelzweier.

Trotz der familiären Ruder-Prägung dauerte es eine Weile, bis Jonas den Weg ins schmale Boot fand. Zunächst spielte er Fußball. Dann fiel er den Talentsichtern für den Brandenburger Rudersport bei deren Tour durch märkische Grundschulen auf. Schon damals war deutlich, dass Jonas Huth perfekte körperliche Voraussetzungen mitbringt. Er ist groß, inzwischen 1,96 Meter bei 98 Kilogramm Körpergewicht, und kann mit seinen langen Armen gute Hebelwirkungen erzeugen. „Er kommt auf Kraftwerte, die für diese Altersklasse sehr, sehr gut sind“, sagt sein aktueller Trainer Sven Ueck. Mit Abstand legte Huth auch vorige Saison die beste Ergometerleistung innerhalb der deutschen U19-Auswahl hin.

Physische Stärke weiter ausbauen, technische Defizite abbauen

Der Weg zu dieser Stärke begann in der siebten Klasse, als er auf die Sportschule Potsdam wechselte. Die Coaches am Stützpunkt beschreiben ihn als zielstrebigen, ehrgeizigen Athleten, der sehr besonnen und fokussiert trainiere. Huth genoss es dabei, „einen Sport unter Top-Bedingungen von Null an zu erlernen“, wie er sagt. „Es war toll, die stetige Entwicklung zu merken.“ Zudem habe ihn die Zeit an der Sportschule, wo er in den kommenden Monaten sein Abitur ablegen wird, persönlich gestärkt. „Früher war ich ein kleines Muttersöhnchen“, gesteht er. „Wenn irgendwas war, bin ich gleich zu Mama gerannt.“ Doch das Leben im Internat, die dadurch entstandene Notwendigkeit selbstständig zu werden und die eigenen Belange zu managen, haben ihn reifen lassen. Die sportlichen Erfolge, wie der Einer-Sieg auf Bundesebene in der U17-Altersklasse, aber auch Rückschläge brachten ihn als Mensch und Sportler weiter voran.

Bei der JWM in Tokio durfte Jonas Hut (3.v.r.) vorolympische Luft schnuppern. 
Bei der JWM in Tokio durfte Jonas Hut (3.v.r.) vorolympische Luft schnuppern. 

© DRV/Seyb

Zwar klappte sein Umstieg vom Skull- zum Riemenbereich voriges Jahr gut, doch bleibt ein nicht unwesentlicher Nachholbedarf. „Am technischen Gefühl für die Disziplin müssen wir noch viel arbeiten“, sagt Ueck. Das physische Leistungsvermögen solle weiterentwickelt und zugleich im Boot besser umgesetzt werden. „Jonas ist auf jeden Fall ein sehr talentierter Mann mit der Option zu richtig viel“, meint der erfahrene Trainer. Während Huth diese Saison neben einem guten Abitur die Qualifikation zur U23-WM als Ziele hat, träumt er davon, irgendwann auch in der Eliteklasse zum Achter zu gehören. Bei den Junioren ist er auf den Geschmack gekommen. „Wie aus acht Individuen – mit dem Steuermann sogar neun – eine Mannschaft wird, hat mich fasziniert“, sagt Huth. Und überwältigend sei das Fahrgefühl gewesen: „Boot und Besatzung waren insgesamt rund eine Tonne schwer – das im Wasser nur mit Menschenkraft auf deutlich mehr als 20 Stundenkilometer zu beschleunigen, ist der Wahnsinn.“

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