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Hoch hinaus. Leni Freyja Wildgrube ist U18-Vizeweltmeisterin.

© Gerhard Pohl

Potsdamer Talente: Stabhochspringerin Leni Freyja Wildgrube: Grenzenlos wie der Himmel

Der Potsdamer Sportschülerin Leni Freyja Wildgrube wird großes Potenzial im Stabhochsprung attestiert. Ihre große Qualität hat die 16-Jährige auch schon eindrucksvoll auf der Internationalen Bühne bewiesen und macht bereits Athletinnen aus dem Frauenbereich "neidisch".

Von Tobias Gutsche

Bei ihrem Sport stürmt Leni Freyja Wildgrube in zwei Ebenen. Sie ist Stabhochspringerin, rennt zunächst mit Höchsttempo über die Laufbahn, um sich dann mit Hilfe des Hightech-Gerätes hinauf zu katapultieren. Richtung Himmel. Der, so heißt es gerne, sei grenzenlos – und bietet damit ein Sinnbild für die sportliche Perspektive der Kleinmachnowerin. „Als Trainer guckt man immer, ob es Grenzen bei einem Sportler gibt. Bei Leni sehe ich momentan keine“, sagt ihr erfahrener Coach Toralf Neumann. „Es ist spannend, wenn man nicht weiß, wo das Ende ist.“

Der Anfang ist indes bekannt. Seit der dritten Klasse betreibt Leni Freyja Wildgrube Leichtathletik, genoss die übliche breitgefächerte Disziplinenausbildung. Nachdem sie dann 2013 auf die Potsdamer Sportschule wechselte, wurde sie auch an das Stabhochspringen herangeführt. „Ich hatte früher Turnen gemacht. Davon profitiere ich“, erzählt die Elftklässlerin. Denn sich mit einem Stab in die Höhe zu befördern und dort eine Latte zu überqueren, ist schlichtweg akrobatische Kunst. „Es ist sehr anspruchsvoll. Man muss viel mehr können, als einfach nur schnell geradeaus zu laufen.“

Starke Sprinterin mit guter Körperbeherrschung

Doch auch das ist ein wichtiger Faktor, Leni Freyja Wildgrube verfügt über diese Qualität. Sie sei eine der schnellsten Springerinnen in Deutschland, erklärt Trainer Toralf Neumann und verweist darauf, dass sein Schützling 2016 nationale U15-Meisterin im 80-Meter-Hürdensprint wurde. Mittlerweile hat das Talent bereits auf internationaler Bühne für Furore gesorgt. Vergangenen Sommer schwang sich Wildgrube zu Stabhochsprung-Silber bei der U18-Weltmeisterschaft in Nairobi, damals noch als 15-Jährige. „Die Leistungsparameter, die sie jetzt schon hat – da werden teilweise Athletinnen aus dem Frauenbereich neidisch. Anlaufgeschwindigkeit, Kraft und Technik sind hervorragend“, meint der Coach, möchte daraus resultierende Erwartungen jedoch nicht ungehemmt nach oben schießen lassen. „Es gab bisher noch nicht viele, die in diesem jungen Alter gut waren und dann auch bei den Frauen. Der Weg bis dahin ist schwer.“ Was ihn optimistisch stimmt, dass die 1,71 Meter große und beeindruckend athletische Leni Freyja Wildgrube diesen erfolgreich meistern kann? „Vor allem die Konsequenz, mit der sie Leistungssport macht. Sie hat eine extreme Konzentrationsfähigkeit und Zielstrebigkeit. Wenn dazu noch die nötigen Erfahrungen kommen, könnte das schon sehr interessant werden.“

Ihren Erfahrungsschatz erweitert sie im wahrsten Sinne von Sprung zu Sprung. Jeder einzelne sei für den Youngster eine Herausforderung. „Es ist immer etwas anderes für den Kopf und den Körper“, erklärt die 16-Jährige. So viele Kleinigkeiten müssten in Bruchteilen einer Sekunde entschieden und ausgeführt werden. „Das möglichst gut zu steuern, macht riesigen Spaß.“ Und natürlich ist da der ganz besondere Reiz, der Freudenmoment, „wenn du dich um die Latte geräkelt hast und beim Flug nach unten siehst, wie sie liegen bleibt“.

Über die U18-EM zu Olympischen Jugend-Spielen

Bislang verharrte die Latte sowohl draußen als auch in der Halle bei 4,15 Metern als Bestwert für die Bundeskadersportlerin, die mit dem Jahreswechsel auch den Verein gewechselt hat: vom RSV Eintracht 1949 Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf zum SC Potsdam. „Während der Wintersaison wäre es jetzt schön, wenn Leni die 4,20 überbietet – das wäre deutscher U18-Hallenrekord“, sagt Toralf Neumann. Am liebsten wäre es ihm, wenn das am Freitag beim Meeting im Potsdamer Stern-Center klappt. „Aber Halle ist ohnehin nur das Vorspiel.“ Der Fokus liege auf dem Sommer. Dann soll Leni Freyja Wildgrube bei der U18-Europameisterschaft in Ungarn topfit antreten, erneut um eine Medaille mitkämpfen – und so vom Kontinentaltitelkampf den Sprung nach Buenos Aires schaffen.

Argentiniens Hauptstadt ist im Oktober Schauplatz der dritten Olympischen Jugend-Sommerspiele. „Daran denke ich aber noch nicht“, sagt sie. „Ich konzentriere mich wirklich nur auf die EM, die ja der Qualifikationswettkampf ist. Dort muss es passen, damit Olympia ein Thema für mich wird.“ Wie in ihrem Sport: Erst die eine Ebene durchstürmen, dann die andere. 

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