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En garde. Der 16-jährige Leonardo Pichler ficht mit dem Florett – und das macht der Athlet des OSC Potsdam bereits seitdem er fünf Jahre alt ist.

©  Tobias Gutsche

Potsdamer Talente: Fechter Leonardo Pichler: Mit Grips und guter Technik

Auf der Planche ist Leonardo Pichler zuhause. Der 16-Jährige betreibt seit frühester Kindheit Fechten beim OSC Potsdam. Und das macht er sehr erfolgreich. Im Florett-Duell trickst der Potsdamer seine Gegner clever aus.

Von Tobias Gutsche

Die Fechthalle in der Potsdamer MBS-Arena ist sonnendurchflutet, die weißen Wände reflektieren das Licht, der Raum erstrahlt. Doch das engmaschige Metallgitter vor dem Gesicht lässt die Welt für Leonardo Pichler in diesem Moment dunkler erscheinen, als sie eigentlich ist. „Man sieht aber gut, auch wenn es nicht ganz so hell ist“, erzählt der Fechter und nimmt die Maske ab, die seinen Kopf bei einem Gefecht vor der Waffe des Gegners schützt. „Das Gitter wehrt alles ab, dahinter ist man sicher.“

Und doch geht es bei seiner Sportart darum, diesen Schutzschild des Kontrahenten zu überwinden. In den Käfig einzudringen und sogar noch ein Stück weiter zu kommen. Hinein in den Kopf. Natürlich nicht mit der Waffe, sondern mit den eigenen Gedanken. „Das ist wie Schach. Ich muss durchschauen, was er vorhat. Dann kann ich ihn austricksen“, beschreibt das Talent des OSC Potsdam, das 2011 und 2012 Deutscher Vizemeister in der B-Jugend war und einige Top-Platzierungen bei internationalen Nachwuchsturnieren erkämpft hat. Gedanklich muss der 16-Jährige seinem Gegenüber immer einen Schritt voraus sein, um einen Angriff zu parieren oder selbst einen Treffer zu landen.

„Mit einem ‚gut‘ gibt er sich nicht zufrieden“

Den nötigen Grips für das ausgeklügelte Taktieren habe er, erklärt sein Trainer. „Leo ist sehr intelligent und zudem technisch versiert“, lobt Patric Czychol seinen Schützling. Der brenne für den Sport und sei extrem ehrgeizig. „Mit einem ‚gut‘ gibt er sich nicht zufrieden.“

Daher war es für Leonardo Pichler auch eine gewisse Enttäuschung, dass er die Qualifikation für die Europameisterschaft der A-Jugend vor einem Monat und die Weltmeisterschaft dieser Altersklasse Anfang April verpasst hat. „Es war extrem knapp und deswegen ärgerlich“, findet der Sportschüler. Rang fünf hatte er in der nationalen Qualifikationsrangliste inne. Ab Platz vier aufwärts wurden die Tickets vergeben. „Bei der Deutschen Meisterschaft möchte ich dann aber gewinnen“, hat der Zwölftklässler ein klares Ziel für die A-Jugend-Titelkämpfe Mitte Mai im Visier. Zuvor wird Leonardo Pichler aber noch bei der Deutschen Junioren-Meisterschaft im April auf die 14 Meter lange Fechtbahn – die Planche – treten. Und am kommenden Wochenende misst er sich sogar mit den Großen in Tauberbischofsheim. „Das wird meine erste Deutsche Meisterschaft bei den Erwachsenen“, sagt der Debütant, der als Florettfechter nur mit der Spitze seiner Stoßwaffe Punkte erzielen kann. Trefferfläche ist der Oberkörper – mit Ausnahme der Arme und des Kopfes.

Mit fünf Jahren begann er mit dem Fechten

Mit solchen Regeln ist der 1,72 Meter große Nachwuchssportler seit seiner frühesten Kindheit vertraut. Mit fünf Jahren fing er mit dem Fechten an und ist, was diesen Sport angeht, genetisch vorbelastet. Seine Mutter Anne, seit dem Jahr 2000 Geschäftsführerin des Potsdamer Stadtsportbundes, war früher selbst Fechterin. „Ihr damaliger Trainer Rüdiger Gotschol hatte gesagt, sie soll mich einfach mal mit in die Halle bringen. So hat alles angefangen“, weiß Leonardo Pichler aus Erzählungen. „Ich bin aber inzwischen erfolgreicher, als sie es war“, verrät er mit einem Grinsen, das einen kurzen Augenblick später hinter dem Metallgitter seiner Maske verschwindet. 

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