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Potsdamer Schwimmsport: Miteinander reden soll Gold sein

Die geplante Einrichtung eines Potsdamer Schwimm-Bundesstützpunktes hängt wegen eines Personalstreits in der Schwebe. Verbände und Vereine sind nun auf der Suche nach einer Lösung. Das Positive: Der Deutsche Schwimm-Verband schreibt Potsdam noch nicht ab.

Von Tobias Gutsche

In der Causa Potsdamer Schwimm-Bundesstützpunkt hat Sylvia Madeja noch einmal Stellung bezogen. Mit einem Brief wandte sich die Präsidentin des Landesschwimmverbandes Brandenburg (LSVBB) an die märkischen Vereine und stellte klar, warum sie und Vizepräsident Norbert Warnatzsch es zunächst abgelehnt hatten, den Bundesstützpunkt-Kooperationsvertrag mit dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) zu unterzeichnen.

Vorweg betont Madeja, dass der LSVBB um den Status des Bundesstützpunktes kämpfe, ihn haben möchte, damit den Athleten bestmögliche Bedingungen zur Verfügung stehen. Hierbei sei es aber eben wichtig, dass für die bedeutsame Personalentscheidung – die Stelle des Bundesstützpunkttrainers – ein offener Meinungsaustausch zwischen Landes- und Bundesverband stattfindet. Nicht der DSV, sondern das Land sei der hauptsächliche Geldgeber für den Brandenburger Schwimmsport. Schon deshalb ist eine Abstimmung „sowohl fair als auch zwingend notwendig“, heißt es. Das Land finanziert momentan unter anderem vier Sportschul-Lehrertrainer, vier Landesstützpunkttrainer, einen Projekttrainer und beteiligt sich zur Hälfte am Posten von Jörg Hoffmann.

LSVBB-Wunsch nach einer von außen kommenden Führungsperson

Ihn möchte DSV-Chefbundestrainer Henning Lambertz nun kompromisslos als hiesigen Bundesstützpunkttrainer inthronisieren, was der LSVBB für nicht richtig erachtet, da zwischen Hoffmann und anderen Potsdamer Coaches große Dissonanzen herrschen. Madeja schreibt: „Viele von euch wissen, dass der Stützpunkt Potsdam in seiner derzeitigen Personalkonstellation schwierig zu führen ist. Die Trainerinnen und Trainer agieren nicht alle gemeinsam, haben kein geschlossenes Auftreten als Team.“ Daher wünscht sich der Landesverband für die Leitungsposition eine von außen kommende Person. Sie solle eine sportwissenschaftliche Ausbildung und trainingsmethodisches Wissen, soziale Kompetenz sowie Führungsqualitäten mitbringen. Hoffmann, dessen Name in dem Brief nicht einmal genannt wird, verfügt im Umkehrschluss laut LSVBB-Spitze nicht über diese Eigenschaften – zumindest für das in der Stellenausschreibung als Voraussetzung genannte Sportwissenschaft-Studium ist dies faktisch unabstreitbar.

Auch zum Aufruf des Potsdamer SV, einen außerordentlichen Verbandstag einzuberufen, um dort die Abwahl von Madeja und Warnatzsch durchzusetzen, wird sich geäußert. Dieser Vorstoß sei Recht des Vereins, doch wird entgegnet: „Die vom PSV gestartete Kampagne verhindert eine verbandsinterne Lösungssuche und schädigt das Ansehen des Landesschwimmverbandes Brandenburg.“ Madeja schließt mit den Worten: „Wir zeigen Haltung und hoffen auf Unterstützung durch unsere Mitgliedsvereine.“

Einhellige Meinungen in Cottbus, Schwedt und Brandenburg/Havel

Die für die Diskussion um die Perspektive des Schwimmlandes Brandenburg wichtigsten Clubs sind – neben dem Potsdamer SV – der PSV Cottbus, SSV PCK 90 Schwedt und SV 2000 Brandenburg an der Havel. Als tragende Vereine der vier märkischen A-Landesstützpunkte stellen sie die Haupt-Talentlieferanten für den Spitzenstandort Potsdam dar. In Cottbus, Schwedt und Brandenburg besteht bezüglich der derzeit schwierigen Situation Einhelligkeit. Alle Clubvorsitzenden erklärten im Gespräch mit den PNN, einen Sturz von Madeja und Warnatzsch für nicht zwingend notwendig zu erachten. Jene Handlung wäre zu kurz gedacht, meinen sie. Zugleich sprechen sich die Vereinschefs aber auch für Hoffmann als leitenden Trainer aus. „Er ist der Top-Kandidat des Bundestrainers und leistet seit über zehn Jahren gute Arbeit. Sicherlich ist er nicht gerade der Kommunikativste, allerdings denke ich, dass die Anstellung für ihn eine große Chance wäre, genau an diesem Makel zu arbeiten und sich allen gegenüber zu öffnen“, sagt Steffi Gaffrey vom Club aus Schwedt, der auch einen Verbandstag möchte. „Aber nicht, um jemanden abzuwählen, sondern um alle Beteiligten zu einer Diskussion zusammenzuholen. Persönliche Befindlichkeiten dürfen dann nicht als Argument zählen, sondern nur fachliche Aspekte.“

Gaffrey, Nikola Petrov (Cottbus) und Dennis Richter (Brandenburg) mahnen derweil zudem an, dass die hoch gekochten Emotionen wieder abkühlen müssen, Ruhe einzukehren hat und ein vernünftiger Kommunikationsprozess eingeleitet werden muss. Miteinander reden soll Gold sein. „Auch der DSV“, findet Petrov, „muss jetzt mit an den Tisch.“ Dazu ist er bereit, wie Generalsekretär Jürgen Fornoff bestätigt: „Es wird gemeinsame Gespräche geben. Wir sind weiter an einer Lösung in Potsdam interessiert.“ Steffi Gaffrey hofft zum Wohle des märkischen Schwimmsports auf ein gutes Ende. Denn: „Ohne den Bundesstützpunkt im Land würde unser System an Stärke verlieren.“ Brandenburg möchte seine Talente hier selbst bis nach oben führen – und sie nicht auf halber Strecke in ein anderes Bundesland, das ein nationales Schwimmzentrum hat, exportieren. 

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