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Eine Stätte für Elite. Der Deutsche Schwimm-Verband verringert die Anzahl seiner Bundesstützpunkte. Potsdam fällt in diesem Konzentrationsprozess nicht durch das Raster, sodass der Schwimmstandort Luftschiffhafen künftig an Bedeutung gewinnen wird.

©  Andreas Klaer

Potsdamer Schwimmsport: Frohe Kunde beim Morgentraining

Der Deutsche Schwimm-Verband hat sich entschieden: Potsdam soll im Olympiazyklus bis 2020 Bundesstützpunkt sein. Die Nachricht darüber sorgt bei den Verantwortlichen für Freude, schließlich ist ein drohendes Negativszeanrio damit kein Thema mehr.

Von Tobias Gutsche

Die gute Nachricht kam in Form einer Stellenausschreibung im Internet. Am frühen Dienstagmorgen veröffentlichte der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) diese auf seiner Internetseite unter dem Titel: „DSV sucht Bundesstützpunkttrainer/in Schwimmen für Potsdam“. Damit war nach einiger Zeit der Ungewissheit und Besorgnis klar: Das traditionsreiche Schwimm-Leistungszentrum am Luftschiffhafen hat vom nationalen Fachverband den Zuschlag bekommen, für den Olympiazyklus bis 2020 zum elitären Kreis der Bundesstützpunkte zu gehören.

DSV-Chefbundestrainer Henning Lambertz bestätigte dies gestern den Potsdamer Neuesten Nachrichten. „Ich halte sehr große Stücke auf Potsdam und die Region Brandenburg. Den Standort wollen wir künftig stärken“, sagte Lambertz. Er betonte, dass nun nur noch das Okay für die Bundesstützpunkt-Anerkennung durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ausstehe. „Aber der DOSB hatte Potsdam bei unserer ersten Vorschlagsliste bereits in seinem Ampelsystem auf Grün gestellt. Also sollte das bloß Formsache sein und keine Probleme mehr geben.“

Bedenken bei Chefbundestrainer Lambertz ausgeräumt

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich gestern die frohe Kunde beim Morgentraining. „Wir haben es hier am Beckenrand erfahren und freuen uns riesig. Wir sind gerade einfach nur glücklich“, sagte Thomas Luckau. Er ist derzeitig Leiter des Potsdamer Stützpunkts, der bislang einer von neun bundesgeförderten Schwimmzentren (acht für das Beckenschwimmen, einer für Freiwasser) war. Im Zuge der deutschen Spitzensportreform möchte der DSV sein Bundesstützpunktsystem nun jedoch verschlanken, die Anzahl reduzieren. Würzburg soll dabei Freiwasser-Standort bleiben, Zusagen für die Beckendisziplinen wurden bereits Berlin, Hamburg, Heidelberg und Essen gegeben. Offen blieb zuletzt, ob Potsdam oder Halle/Magdeburg hinzukommt.

Bezüglich des Standortes in der brandenburgischen Landeshauptstadt hatte Chefbundestrainer Henning Lambertz zunächst Bedenken geäußert. „Ich habe zwar immer betont, dass in Potsdam eine großartige Infrastruktur vorliegt, dort tolle und erfolgreiche Arbeit geleistet wird. Aber es gab da eben auch diese gewissen Sorgen, dass die Richtlinienkompetenz für einen verantwortlichen Bundesstützpunkttrainer nicht gewährleistet ist“, erklärte Lambertz gestern noch mal im Gespräch mit den PNN, um jedoch konstatieren zu können: „Zu diesem Weisungsrecht – also dass einer das Sagen hat und am Ende der vorgegebene rote Faden von allen Trainern in den Gruppen fortgeführt wird – haben sich Potsdam und Brandenburg letztlich klar bekannt. Dadurch ist der Weg frei.“

Gekämpft, alles in Bewegung gesetzt - und letztlich belohnt

Obwohl nun die Entscheidung pro Potsdam gefallen ist, macht Henning Lambertz aber auch der Doppellösung Halle/Magdeburg noch Hoffnungen. „Am 31. Januar wird es ein weiteres Gespräch mit den Verantwortlichen geben. Da werden wir gucken, ob es vielleicht Sinn macht, dort auch einen Bundesstützpunkt zu installieren. Von neun auf sechs Stützpunkte zu reduzieren, war meine Ursprungsidee. Womöglich ist aber auch von neun auf sieben in Ordnung“, meinte der Chefbundestrainer.

Während in Sachsen-Anhalt noch gehofft wird, wird sich in der märkischen Metropole Potsdam schon gefreut. „Dass wir es geschafft haben, ist eine große Auszeichnung für uns. Es ist natürlich auch eine gute Sache für die anderen Sportarten hier in Potsdam, die was mit Wasser zu tun haben“, sagte der aktuelle Stützpunktleiter Thomas Luckau. Sylvia Madeja, Präsidentin des Landesschwimmverbandes Brandenburg, ergänzte: „Uns fällt ein Stein vom Herzen. Das ist der Lohn dafür, dass wir – der Landesschwimmverband, der Olympiastützpunkt Brandenburg, der Landessportbund und das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport – alles in Bewegung gesetzt und gekämpft haben, um diesen Status zu bekommen.“ Unter anderem wurde jener Statuskampf im Dezember bei einem Besuch der neuen DSV-Präsidentin Gabi Dörries in Potsdam ausgetragen. „Hier vor Ort wollten wir sie von unserem Konzept überzeugen, haben ihr alles gezeigt und dargelegt. Wir konnten mit unseren tollen Bedingungen und unserer nachweislich guten Arbeit der vergangenen Jahre punkten.“

Schwimmen wäre an der Sportschule vor dem Aus gewesen

Dank der Stellung als Bundesstützpunkt, was während des Rio-Olympiazyklus von 2013 bis 2016 allein jährlich 212.000 Euro Trainingsstättenförderung für den Betrieb der Schwimmhalle am Luftschiffhafen einbrachte, könne „eine sichere Zukunft des Brandenburger Schwimmsports“ geboten werden, meinte Sylvia Madeja. Ohne Bundesunterstützung hätte es wohl zu großen Fördereinschränkungen kommen können. „Vermutlich wäre es dann nicht mehr möglich gewesen, Schwimmer an der Sportschule Potsdam einzuschulen“, zeichnete sie ein Szenario, das nun nicht mehr droht. Stattdessen können Bewerbungen um den Posten als Bundesstützpunkttrainer für den Standort Potsdam gesichtet werden.

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