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Neue Herausforderung. Brandenburgs Sportlerin des Jahres 2018, Lisa-Marie Buckwitz, ist nun Frontfrau im Schlitten.

© Manfred Thomas

Potsdamer Bob-Olympiasiegerin Lisa-Marie Buckwitz: Kronprinzessin im Eiskanal

Vor einem Jahr wurde Lisa-Marie Buckwitz sensationell Bob-Olympiasiegerin - als Anschieberin. Nun hat die Athletin des SC Potsdam die Bob-Fahrschule absolviert. Ihr erster Wettkampf als Pilotin brachte ihr gleich einen wohlklingenden Titel. 

Von Tobias Gutsche

Berchtesgaden - Der erste Titel klingt schön. Und vielversprechend. Am Wochenende gewann Lisa-Marie Buckwitz den Kronprinzpokal bei der Bayerischen Bob-Meisterschaft auf der Eisbahn am Königssee. Für die Athletin des SC Potsdam, die vor einem Jahr sensationell als Anschieberin Olympiagold gewonnen hatte, war es der erste Wettkampf als Pilotin überhaupt. Dies sei ein „schöner Abschluss“ einer „langen Saison“ gewesen, sagt Buckwitz über ihr Debüt an den Lenkseilen.

Für das Pilotin-Dasein zog sie nach Berchtesgaden

Die 24-Jährige hat einen sportlichen Neustart gewagt. Wieder. 2014 entschied sich die damalige Siebenkämpferin, die Leichtathletik in Berlin hinter sich zu lassen und nach Potsdam zu kommen, um Bob-Anschieberin zu werden. Vier Jahre und zwei Junioren-WM-Titel später raste sie dann in Pyeongchang zusammen mit der Berlinerin Mariama Jamanka auf den Olymp. Doch gemeinsam ging es für das Gold-Duo nicht weiter. Während Jamanka diese Saison mit ihrer neuen Partnerin Annika Drazek von Erfolg zu Erfolg fuhr und vorige Woche bei der Weltmeisterschaft im kanadischen Whistler triumphierte, begann Lisa-Marie Buckwitz ihre Umschulung zur Frontfrau im Schlitten. Brandenburgs Sportlerin des Jahres 2018 zog nach Berchtesgaden, tastete sich monatelang an die Aufgabe als Pilotin heran, machte zig Übungsfahrten. Bei 60 absolvierten Touren ins Tal hätten nur vier Stürze in ihrer Bilanz gestanden – das sei eine „echt gute Quote“ berichtete sie Anfang Dezember.

Fortschritte und Rückschläge folgten. Und nach der Zeit der Fahrschule absolvierte sie nun die Praxisprüfung beim Bayern-Championat auf ihrer Hausbahn. „Es ist dann doch auch etwas anderes, wenn man an einem Wettkampf an den Start gehen kann oder nur im Training fährt“, meint Buckwitz. „Meine Läufe waren nicht wirklich optimal, aber es hat sehr viel Spaß gemacht.“ In der Zweier-Entscheidung der Frauen landete sie bei einer Top-Geschwindigkeit von über 100 Stundenkilometern mit Anschieberin Tamara Seer knapp hinter der Vize-Juniorenweltmeisterin Laura Nolte auf Rang zwei. Garniert wurde das mit dem Kronprinzpokal. Dieser ging an das Team, das bei den zwei Läufen die geringste Zeitdifferenz hatte. Buckwitz/Seer waren mit einem Unterschied von lediglich 0,07 Sekunden am präzisesten und verwiesen die männliche Konkurrenz auf die anderen Podestplätze.

2022 in Peking wird Monobob für die Frauen olympisch

Den Wechsel von der hinteren auf die vordere Position im Kufenvehikel bereut der Adrenalin-Junkie nicht – auch wenn Lisa-Marie Buckwitz zunächst nur zugucken kann, wie Jamanka & Co. im großen Bobzirkus herumsausen. „Wenn man etwas Neues beginnt, muss man am Anfang einfach etwas zurückstecken. Irgendwann wird es auch wieder besser“, sagte sie im Interview mit dem Berchtesgadener Anzeiger. Sie reize es einfach, „alles selber in der Hand“ zu haben. Als Pilotin lenkt sie schließlich nicht nur die Geschicke im Eiskanal, sondern managt auch ein Team, muss Sponsoren suchen.

Es ist ein Projekt, bei dem Geduld gefragt ist. „Ich gehe mal von zwei bis vier Jahren aus, bis ich im Bob die richtige Kontrolle habe und ein Gefühl für das Gerät bekomme“, erklärt die Brandenburgerin. Olympia 2022 ist daher ein hehres Ziel. Aber eines, das sie im Blick hat. Nicht zuletzt, weil dann der Frauen-Bobsport einen weiteren Wettbewerb erhält: Neben dem Zweier wird es bei den Winterspielen von Peking die Premiere im Monobob geben. Eine Solofahrt, perfekt für gute Lenker und Anschieber in einem. Buckwitz wird an ihren Fähigkeiten feilen. Damit vielleicht aus der Kronprinzessin eine Königin wird.

+++ Philipp Wobeto Achter bei der Bob-WM +++

Als einziger Teilnehmer des SC Potsdam war Philipp Wobeto bei der Bob-Weltmeisterschaft im kanadischen Whistler am Start. Als Anschieber gehörte der 27-Jährige zur Vierer-Crew von Pilot Nico Walther, der 2018 noch mit der Potsdamer Bob-Ikone Kevin Kuske Olympiasilber geholt hatte. Bei der diesjährigen WM reichte es für Walther nur zu Rang acht. Im Team-Wettbewerb sollte er eigentlich zusammen mit Wobeto den Männer-Zweier für die Mannschaft Deutschland II fahren, verzichtete aber wegen einer Blessur, um sich auf die Vierer-Rennen zu fokussieren.

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