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Cool gegangen. Saskia Feige (r.) schaffte mit besonderer Kopfbedeckung Platz elf in Doha. 

© Kai Pfaffenbach/Reuters

Potsdamer bei der Leichtathletik-WM in Doha: Mit Pille und Zylinder

Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha präsentierte sich die Potsdamer Geherin Saskia Feige gut gewappnet für die extremen Bedingungen. Sie überzeugte als drittbeste Europäerin. Speer-Spezialistin Annika Marie Fuchs schaffte derweil nicht den großen Wurf.

Doha - Die Potsdamerin Saskia Feige hat bei den Weltmeisterschaften in Doha (Katar) für das beste deutsche WM-Ergebnis im Frauen-Gehen seit zwölf Jahren gesorgt. Im 20-Kilometer-Wettbewerb belegte die 22-Jährige vom SC Potsdam als drittbeste Europäerin Rang elf. Vor zwölf Jahren hatte Sabine Krantz in Osaka (Japan) Platz acht über 20 Kilometer erreicht. 

Saskia Feige, die im April die deutsche U23-Bestleistung auf 1:30:40 Stunden verbessert hatte und damit bereits die Olympianorm knackte, absolvierte im nächtlichen Doha ein couragiertes Rennen und zeigte sich unbeeindruckt von großen Namen. Zehn Kilometer lang ging sie in einer großen Gruppe das bis dahin wegen der hohen Temperaturen noch verhaltene Tempo der Spitzenathletinnen mit. Als diese anzogen, machte sie ihr eigenes Rennen und wahrte einen Platz in den Top Zwölf. mit einer Zeit von 1:37:14 Stunden Platz elf bis ins Ziel.

Bisherige Auftritte der deutschen Geher machen Mut für SCP-Trio

Noch im Frühsommer plagten die junge Athletin Rückenbeschwerden. Wettkämpfe, Training und zeitweise sogar Schlafen waren aufgrund der Schmerzen undenkbar. Langsam kämpfte sie sich wieder zurück und präsentierte sich in Doha ähnlich wie zuvor schon die deutschen Geher über 50 Kilometer in bester Verfassung – Carl Dohmann (Freiburg) wurde starker Siebter. Er hatte sich wie Saskia Feige und die beiden Potsdamer Christopher Linke und Nils Brembach zuletzt in Südafrika auf die WM vorbereitet. Die bisherigen Leistungen der deutschen Geher um den Potsdamer Bundestrainer Ronald Weigel machen Mut für den Start des Potsdamer Trio Linke, Brembach und Hagen Pohle Freitagnacht.

Während die meisten Athleten bei dieser WM in einem gekühlten Stadion mit gigantischer Klimaanlage ihre Wettkämpfe bestreiten, quälen sich die Geher und Marathonläufer durch die nächtliche Hitze der Wüsten-Hauptstadt. Bei 31 Grad Celsius und 75 Prozent Luftfeuchtigkeit absolvierten die 50-Kilometer-Geher ihren Wettkampf. „Ich komme aus der Tiefe der Hölle“, sagte der Drittplatzierte Kanadier Evan Dunfee anschließend. In „astronomischer Höhe“ habe sich sein Puls bewegt, erklärte derweil Dohmann nach dem Zieleinlauf und sprach von einer „Grenzerfahrung“ und „extremen Herausforderung“. Mit harten Bedingungen hatten die Geher gerechnet, „aber dass es so hart wird, habe ich nicht erwartet“, meinte der 29-Jährige. Zahlreiche Geher gaben auf, beim Marathonlauf der Frauen stieg ein Drittel der Teilnehmerinnen teils völlig erschöpft aus.

Um sich gegen die Hitze etwas zu wappnen, wurde für die Deutschen eine Kopfbedeckung kreiert, die fast schon zum Markenzeichen wurde: Sie kommt einem Zylinder nahe, der offen ist und mit Eis gefüllt wird. Alle zwei Kilometer können sie einen kühlen Nachschlag reinlegen.

Elektronische Hitzepille zur Überwachung der Körperkerntemperatur

Um die Athleten vor einem Hitzschlag und gesundheitlichen Risiken zu schützen, wird ihnen vom Leichtathletik-Weltverband IAAF zudem eine elektronische Hitzepille empfohlen. Die 1,7 Gramm schwer Kapsel wird einige Stunden vor dem Wettkampf wie ein Zäpfchen eingeführt und liefert Daten zur Körpertemperatur. Kommen diese in einen kritischen Bereich, schreiten Ärzte ein. Die Entscheidung, eine Leichtathletik-WM in der Wüste auszutragen, kann die Pille jedoch nicht heilen: „Das ist respektlos gegenüber den Athleten“, zürnte etwa die Weißrussin und Marathon-Fünfte Volha Mazuronak.

Saskia Feige kam mit der Hitze gut zurecht. „Die ersten zehn Kilometer sind alle verhalten angegangen, vielleicht auch aufgrund der Erfahrung der letzten Tage“, sagte sie. Als die Favoriten um die drei siegreichen Chinesinnen das Tempo forcierten, habe sie versucht, so lange wie möglich Kontakt zu halten. „Irgendwann musste ich aber auf meinen Körper hören und mein eigenes Rennen gestalten.“ Durch das extra absolvierte Hitzetraining habe sie gewusst, welche Signale ihr Körper sendet, wenn sie überhitze. „Dadurch konnte ich das gut einschätzen, ich hatte einen Plan, wie ich mich runterkühle, der ist super aufgegangen“, sagte Saskia Feige. Dass sie im Training die schwierigen Bedingungen simuliert hat, habe sich ausgezahlt: „Die Temperaturen haben das Feld noch mal durchgemischt. Das war meine Chance.“

+++ Annika Marie Fuchs verpasst Speer-Finale +++

Nach drei Versuchen war das WM-Debüt von Annika Marie Fuchs bereits beendet. Die Speerwerferin des SC Potsdam kam bei den Welttitelkämpfen in Doha nur auf 58,16 Meter und scheiterte damit als 21. in der Qualifikation. Ihr sei es nicht gelungen, Druck hinter den Speer zu bekommen, die vorhandene Energie zu übertragen, sagte die 22-Jährige nach dem Wettkampf. 

Es hakte. Annika Marie Fuchs bekam die Energie nicht auf den Speer übertragen.  
Es hakte. Annika Marie Fuchs bekam die Energie nicht auf den Speer übertragen.  

© Michael Kappeler/dpa

Dennoch habe sie die WM-Teilnahme genossen. Diese sei „die Krönung“ einer „insgesamt unglaublichen Saison“ gewesen. Fuchs hatte dieses Jahr ihre persönliche Bestleistung um rund sieben Meter auf 63,68 gesteigert und wurde damit U23-Europameisterin. Kristin Pudenz, zweite SCP-Werferin in Doha, absolviert am Mittwoch ihre Diskus-Vorrunde.

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