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Fünf Siege und 14 Punkte nach sechs Ligaspielen: Besser stand der SC Potsdam noch nicht zu diesem Saison-Zeitpunkt da. 

© Julius Frick

Pokal-Viertelfinale zwischen SC Potsdam und Schweriner SC: Nächster Schlagabtausch

Durch einen Heimerfolg über den VfB Suhl haben die Volleyballerinnen des SC Potsdam ihre starke Bilanz in der Bundesliga ausgebaut Nun steigt das Viertelfinale im Deutschen Pokal gegen Titelverteidiger Schweriner SC - das weckt eine bittere Erinnerung.

Von Tobias Gutsche

Guillermo Hernandez erinnert sich. Natürlich. „So ein Spiel vergisst man nicht“, sagt der Trainer des Frauenvolleyball-Bundesligisten SC Potsdam. „Es war sehr bitter.“ Mitte Dezember 2018 hatte der Spanier kurzfristig den Cheftrainerposten beim SCP übernommen und nur zwei Tage später beinahe gleich Geschichte mit seinem neuen Club geschrieben. Ganz knapp verloren die Potsdamerinnen ihr Halbfinale des Deutschen Pokals 2:3 gegen den Schweriner SC und verpassten so den erstmaligen Einzug ins Endspiel. Letztlich holte Schwerin den Titel.

Zum Heulen. Nach dem Pokal-Aus in der Vorsaison flossen bei den SCP-Spielerinnen Anne Hölzig (r.) und Antonia Stautz Tränen.
Zum Heulen. Nach dem Pokal-Aus in der Vorsaison flossen bei den SCP-Spielerinnen Anne Hölzig (r.) und Antonia Stautz Tränen.

© Julius Frick

Am Sonntag treffen sich beide Kontrahenten im Pokal wieder. Diesmal ist es das Viertelfinale, das um 14 Uhr in der MBS-Arena am Luftschiffhafen stattfindet. „Neues Jahr, neue Chance“, sagt Hernandez und grinst schelmisch. „Wir sind davon überzeugt, dass wir sie schlagen können.“ In der Bundesliga liegen die Teams derzeit auf Augenhöhe. Schwerin ist als Dritter einen Rang und Punkt besser als Potsdam. Hernandez und seine Truppe hätten, wie der Coach betont, Respekt vor dem Club aus Mecklenburg-Vorpommern, der diese Saison auch schon den Supercup gegen den Deutschen Meister MTV Stuttgart gewann. Aber: „Sie haben diesen Respekt ganz bestimmt auch vor uns.“

Starkes Interesse: Bereits 1000 Tickets für die Partie verkauft

Das denkt SCP-Teammanager Eugen Benzel ebenfalls. Ein Telefonat sei das Indiz dafür. 180 Tickets wurden dem Gästeverein für Sonntag zur Verfügung gestellt. „Wenn dann der Club-Präsident persönlich bei mir anruft und insgesamt 300 Karten haben möchte, merkt man schon, dass bei ihnen Anspannung herrscht. Dass ihnen bewusst es: Hier werden sie alles brauchen, um zu bestehen“, sagt Benzel. Er blieb hart. Keine weiteren Tickets gehen nach Schwerin. „Wir überlassen ihnen nicht das Feld.“ Zumal der eigene Kartenverkauf in Potsdam floriert. Mehr als 1000 Tickets sind bereits abgesetzt, was im Vorfeld einer Partie ganz selten beim SCP vorkomme.

Das verdeutlicht die Euphorie. Schließlich erlebt der Brandenburger Verein unter der Hernandez-Regie einen Aufschwung. Vorige Saison gelang als Novum die Qualifikation für das Playoff-Halbfinale der Deutschen Meisterschaft. Auch da war Schwerin der Gegner – und hatte es wie im Pokalduell sehr schwer, sich durchzusetzen. „Wir können mithalten“, bekräftigt Außenangreiferin Anne Hölzig. Zumal der Kader ihrer Mannschaft im Sommer nochmal qualitativ deutlich verstärkt wurde. Die bisherige Saisonbilanz spiegelt das wider. Denn mit fünf Siegen nach sechs Spielen und 14 Punkten auf dem Konto stand der SCP noch nie besser zu diesem Zeitpunkt da.

Schmucklos, aber souverän gegen das Schlusslicht

Eine Eigenschaft, die gerne Spitzenteams attestiert wird, bewiesen die Havelstädterinnen am Mittwochabend: Auch wenn mal nicht alles klappt souverän zu gewinnen. 3:0 (25:18, 25:20, 25:22) setzten sich die Gastgeberinnen gegen Schlusslicht VfB Suhl durch. Schmucklos, mit vielen Fehlern. Allein 14 Aufschläge wurden ins Netz oder Aus geschlagen, also rund ein halber Satz weggeschenkt. „Aber wir bringen das ohne Satz- oder gar Punktverlust nach Hause“, sagt Hölzig. „In früheren Jahren wäre uns – bei so einer überschaubaren Leistung – vermutlich ein Strauchler passiert“, meint Benzel. „Jetzt nicht, weil wir ein gefestigtes Team haben.“

Gegen einen Top-Club jedoch wird eine schwache Leistung weiterhin unbarmherzig bestraft. Das bekam Potsdam bei der bisher einzigen Saisonniederlage zu spüren. Im Duell mit Spitzenreiter Stuttgart setzten die „Rothemden“ die Tempospiel-Idee von Hernandez nicht um, agierten ohne Durchschlagskraft und defensiv ungeordnet. 0:3 hieß es am Ende. „Das ist dann eben die logische Folge“, sagt der Trainer. „Wir müssen unser Bestes abrufen, wenn wir solche Gegner bezwingen wollen.“

Hauptattraktion statt Pausenclowns

So auch am Sonntag beim Pokal-Viertelfinale. „Alles oder nichts. Das ist der tolle Reiz bei diesen K.o.-Spielen“, sagt Hölzig. Bei ihr und vielen ihrer Teamkolleginnen flossen voriges Jahr nach dem knappen Pokal-Aus die Tränen. „Wir waren einfach so dicht dran, einen Traum zu verwirklichen.“ Sprich, die Teilnahme am Finale in der Mannheimer Arena, wo vor mehr als 11.000 Zuschauern und einem noch viel größeren Fernsehpublikum die Frauen und Männer ihre Cup-Sieger ermitteln. „Das ist die wichtigste Veranstaltung im deutschen Volleyball“, ordnet SCP-Sportdirektor Toni Rieger ein. „Da zu spielen, würde uns als Verein einen enormen Schub geben.“

Er und Benzel kennen das Flair des Events. Im Rahmen dessen findet stets eine Managertagung der Volleyball-Bundesliga statt. „Wir sorgen da immer für viele Lacher“, sagt Rieger, der scheinbar zusammen mit Benzel ein unterhaltsames Duo in der Branche bildet. Doch wollen sie nicht mehr nur die Pausenclowns sein. Sondern, dass ihr Verein zu den Hauptattraktionen auf dem Mannheimer Feld gehört. Um das diese Saison zu schaffen, muss aber zunächst der Titelverteidiger ausgeschaltet werden.

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