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Fünffache Herausforderung. Patrick Dogue (l.) und Christian Zillekens absolvieren in ihrem Sport das Fechten, Schwimmen, Reiten, Schießen und Laufen.

©  Tobias Gutsche

PNN-Olympiaserie "Rio ruft" - die Potsdamer Teilnehmer: Zwei Kontrahenten ziehen an einem Strang

2012 in London war zum ersten Mal ein Moderner Fünfkämpfer aus Potsdam bei Olympia. In Rio nehmen nun gleich zwei Pentathleten vom Luftschiffhafen an den Spielen teil: Patrick Dogue und Christian Zillekens. Die beiden gewinnen Stärke aus der Gemeinschaft.

Von Tobias Gutsche

Im Berliner Olympiapark strahlt die Sonne direkt auf Patrick Dogue und Christian Zillekens hinab. Und doch stehen sie beim Medientag des Deutschen Verbands für Modernen Fünfkampf im Schatten – in dem von Lena Schöneborn. Sie – die Olympiasiegerin von 2008 und Weltmeisterin von 2015 – ist das Pentathlon-Gesicht Deutschlands und im Vorfeld der Sommerspiele von Rio, bei denen sie Kandidatin auf Gold und das Amt der Eröffnungsfeier-Fahnenträgerin ist, besonders gefragt. Für die weniger Medieninteresse erweckenden Dogue und Zillekens sei das nur allzu nachvollziehbar. Letzterer meint: „Lena ist eben eine ganz Große. Wir haben ja noch nicht so viel erreicht.“

Sehr bescheiden. Fast schon zu bescheiden. Denn die beiden haben Beachtliches geschafft, sogar Historisches. Nachdem Stefan Köllner 2012 in London als erster Potsdamer Fünfkämpfer überhaupt bei Olympia teilnahm, wird die brandenburgische Landeshauptstadt nun durch Dogue und Zillekens erstmalig doppelt im Vielseitigkeitswettbewerb unter den fünf Ringen vertreten sein. Ein riesiger Erfolg im 60. Jahr nach Begründung des Fünfkampfs in Potsdam. „Deutschland hat vier Startplätze für Rio. Wir nehmen 50 Prozent ein, bei den Männern 100 Prozent. Diese Quote ist top und Beleg dafür, dass hier bei uns hervorragende Arbeit geleistet wird“, sagt Patrick Dogue, der von den infrastrukturellen Rahmenbedingungen am Luftschiffhafen sowie von der Betreuung durch das Trainer-Kollektiv um Chefcoach Claudia Adermann schwärmt.

Rio-Tickets über gute Platzierungen in olympischer Weltrangliste gebucht

Aber auch die Trainingsgruppe an sich ist ein entscheidender Faktor für die positive Entwicklung des Potsdamer Pentathlons, wie Christian Zillekens urteilt: „Unsere Gruppe ist sehr leistungsstark und wir harmonieren, motivieren uns immer gegenseitig.“ Selbst im Wettkampf, wenn aus Freunden Kontrahenten werden, wird an einem Strang gezogen. „Richtige Rivalen sind wir ja nur für die eine Minute, die wir uns auf der Fechtbahn gegenüberstehen. Ansonsten hangeln wir uns gemeinsam durch den Wettkampf und versuchen, uns so gut es geht zu unterstützen. Dadurch“, findet Dogue, „ist man viel stärker, als wenn man einen Egotrip durchzieht.“ Entsprechend werden der 24-jährige zweifache deutsche Meister und der 20 Jahre alte Zillekens, Jugend-A-Weltmeister von 2013, auch in Rio quasi als ein kleines Team auftreten.

Ihre Tickets nach Brasilien haben die beiden über eine gute Platzierung in der olympischen Weltrangliste gebucht. Dogue punktete vor allem mit seinem zweiten Rang beim Weltcup-Finale in den USA, Zillekens glänzte als Sechster und Fünfter in den Weltcup-Rennen von Rio sowie Rom. Bei zweitgenanntem Event zog er sich allerdings kurz vor dem Ziel einen Mittelfußbruch zu, der ihn in den nachfolgenden Wochen bremste. Aber längst ist die Verletzung auskuriert und der frühere Leistungsstand zurückerarbeitet.

"Das Beste abliefern" und dann kann es auch weit nach vorne gehen

Dieser ist dem von Dogue sehr ähnlich. Im Direktvergleich liegt das Duo nahezu überall gleichauf. Beim Combined – eine Verbindung aus Laufen und Schießen, ihre Paradedisziplin – sowie beim Schwimmen und Reiten nehmen sich die Zwei nichts. „Aber im Fechten ist Zille stabiler als ich“, schätzt der aus Bayern stammende Sportsoldat Dogue, der zudem Physikalische Ingenieurwissenschaft an der TU Berlin studiert, ein: „Darin muss ich zulegen.“ Schließlich sind gerade die zu Beginn des Wettkampfes anstehenden Jeder-gegen-Jeden-Duelle auf der Planche eminent wichtig für das Gesamtresultat. „Verhältnismäßig kann man da am meisten rausholen. Ein Treffer bringt sieben Punkte. Das sind sieben Sekunden beim abschließenden Combined, was viel ausmacht“, rechnet Zillekens vor.

Wenn der in Neuss aufgewachsene Athlet, der demnächst eine Ausbildung zum Sportassistenten beginnen und perspektivisch zur Sportfördergruppe der Landesfeuerwehr möchte, nunmehr sein persönliches Ziel für die Sommerspiele formuliert, dann macht er dies kurz und knapp: „In allen Disziplinen das Beste abliefern.“ Genauso hält es auch Patrick Dogue. Er geht aber noch einen Schritt weiter: „Wenn wir unser volles Potenzial abrufen, haben wir – wie wir ja schon bewiesen haben – das Zeug, ganz nach vorne zu kommen, vielleicht sogar eine Medaille zu gewinnen.“ Kopfnickend stimmt Christian Zillekens ihm zu. 

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