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Verrücktes Olympiadebüt. Conny Waßmuth holte 2008 unverhofft Gold.

©  Ute Freise

PNN-Olympiaserie "Rio ruft" - die Potsdamer Teilnehmer: Diesmal von Anfang an richtig dabei

Conny Waßmuth steht vor ihrer zweiten Olympiateilnahme. Während die Reise nach Rio näherrückt, denkt die Kanu-Rennsportlerin des KC Potsdam an ihr olympisches Debüt 2008 in Peking zurück. Was ihr dabei widerfuhr, kann sie bis heute nicht so recht fassen.

Von Tobias Gutsche

Wenige Wochen vor ihrer zweiten Teilnahme an Olympischen Spielen sitzt Conny Waßmuth auf einer Bank am Ufer des Templiner Sees, lacht herzlich und schüttelt zugleich den Kopf, als die Erinnerungen an ihr Olympiadebüt hochkommen. 2008 war das. In Peking. Dort erlebte sie die verrücktesten Tage ihrer Karriere. Und wenn die Kanu-Rennsportlerin des KC Potsdam so darüber erzählt, wirkt es, als könnte sie bis heute, acht Jahre später, immer noch nicht so recht fassen, was ihr dort widerfuhr.

Nach der Qualifikationsphase blieb für Waßmuth damals nur die Rolle als Ersatzfrau im deutschen Team. „Ich war zum ersten Mal für die Spiele nominiert, hatte aber eigentlich keinen Start in Aussicht. Irgendwie war das ein Traum, der in dem Moment nur halb wahr wurde“, sagt die aus Halle/Saale stammende Athletin, die zunächst lange überlegte, ob sie überhaupt mitfährt oder doch lieber verzichtet und damit dem undankbaren Reservistendasein entgeht. „Aber dann dachte ich mir, es ist schon toll, einfach vor Ort zu sein und das alles mal mitzuerleben.“ Wie sich herausstellen sollte, war das ein goldrichtiger Entschluss.

"Da reist du als Ersatzfrau hin und kommst als Olympiasiegerin zurück"

Denn unmittelbar vor Beginn der Wettkämpfe kam alles ganz anders. Carolin Leonhardt musste krankheitsbedingt abgemeldet werden, sodass Conny Waßmuth, die zuvor noch nicht einmal im olympischen Dorf wohnen durfte, deren Platz im Kajak-Vierer einnahm. „Als ich die Nachricht bekommen habe, konnte ich mich überhaupt gar nicht darüber freuen. Mir tat Caro einfach nur leid.“ Nichtsdestotrotz musste sie nun aber schnell den Schalter umlegen. Vom Einzeltraining- in den Teamrennmodus. „Die Abstimmung im Boot“, erklärt Waßmuth, „hat gleich großartig geklappt.“ Erst gewann das deutsche Quartett, zu dem die beiden Potsdamerinnen Fanny Fischer und Katrin Wagner-Augustin sowie Nicole Reinhardt aus Lampertheim gehörten, seinen Vorlauf über 500 Meter. „Und dann, ja dann kam das Finale“, sagt Waßmuth und atmet einmal tief durch: „Rang eins. Absoluter Wahnsinn. Da reist du als Ersatzfrau hin und kommst als Olympiasiegerin zurück. Das war schon eine extreme Erfahrung.“

So schön diese auch gewesen sei: Bei den nun anstehenden Spielen in Rio möchte die 33-Jährige sie nicht unbedingt noch mal machen. Dort sind ihre KCP-Vereinskollegin Franziska Weber, Sabrina Hering (Hannover), Steffi Kriegerstein (Dresden) und Tina Dietze (Leipzig) für den Vierer vorgesehen, der eine Medaillenhoffnung ist. Waßmuth, die sich 2012 kein Olympiaticket sichern konnte, ist derweil für den Kajak-Einer über die 200 Meter eingeplant und wäre im Notfall Nachrückerin für das Großboot. „Nachdem ich vergangenes Jahr noch WM-Bronze mit dem K4 geholt hatte, wollte ich natürlich auch in Rio darin sitzen. Aber dafür hat es eben nicht gereicht. Das akzeptiere ich und wünsche unseren Mädels nur das Beste. Sowas, wie 2008 Caro geschehen ist, soll bloß nicht passieren“, meint die siebenfache Welt- und fünffache Europameisterin, die sich voll auf den Solosprint am Zuckerhut fokussiert. „Ich bin froh, dass ich mich dieses Jahr ganz regulär – also nicht als Ersatz – qualifiziert habe. Schön, jetzt auch von Anfang an so richtig dabei sein zu dürfen.“

In Rio für das A-Finale qualifizieren und 2017 die Karriere ausklingen lassen 

Neben dem olympischen Grundgedanken verfolgt die Sportsoldatin aber auch einen persönlichen Leistungsanspruch: „Ziel ist das Erreichen des A-Finales. Für mehr – sprich: einen Podestplatz – wird es wohl nicht reichen. So realistisch bin ich.“ Ebenfalls weiß Conny Waßmuth, die 2002 aus Magdeburg nach Potsdam kam, ihre Perspektive beim Paddeln besonnen einzuschätzen. Man werde ja nicht jünger, sagt sie. Daher möchte sich die diplomierte Sportökonomin nach Rio primär um ihre berufliche Zukunft kümmern und voraussichtlich die kommende Saison zum Ausklang ihrer Kanu-Karriere nutzen. In dieser holte sie bislang beachtliche 29 Medaillen bei internationalen Großereignissen – darunter die alles überstrahlende goldene Plakette von ihren verrückten Pekinger Olympiatagen. 

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