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PNN-Olympiaserie "Rio ruft": „Bei einigen Sportarten sehen wir Nachholbedarf“

Wilfried Lausch, Brandenburgs Chefverwalter des olympischen Sports, spricht im PNN-Interview über die Bedingungen sowie Aufgaben für den Spitzensport in Brandenburg und er erzählt, mit welchen Gefühlen er der anstehenden Strukturreform entgegen blickt.

Herr Lausch, Sie haben kürzlich gemeinsam mit Ministerpräsident Dietmar Woidke die drei Standorte des Olympiastützpunktes Brandenburg in Frankfurt (Oder), Cottbus und Potsdam besucht. Wie bewerten Sie das Gerüst für den Spitzensport in der Mark?

Wir haben sehr stabile Strukturen, was den Nachwuchs- und Spitzensport betrifft. Eine Säule sind dabei die Bundes- und Landesstützpunkte. Dazu kommen die Eliteschulen des Sports, die Sportinternate, die städtischen Eigenbetriebe, die Sportfördergruppen der Bundeswehr sowie der Landespolizei und -feuerwehr, die stützpunkttragenden Vereine – alles zusammen ein sehr kompaktes System.

Sehen Sie dennoch Notwendigkeiten und Ansätze, um mehr Synergien und Effizienz zu schaffen?

Die Frage steht ja immer, wie man noch mehr Schwerpunkte setzen, stärker konzentrieren und Kräfte besser bündeln kann. Ich denke, es war 2008 eine gute Entscheidung, die Olympiastützpunkte Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam zum Olympiastützpunkt Brandenburg zu fusionieren. So wird der Leistungs- und Nachwuchsleistungssport in unserem Bundesland aus einer Hand strukturiert und geführt. Natürlich hinterfragen wir ständig, wo es Reserven gibt, was verbessert werden kann.

Gibt es konkrete Sportarten, wo Sie diesen Bedarf sehen?

Es ist offensichtlich, dass wir unterschiedlich starke Sportarten haben. Im Radsport oder Kanu sind wir stark. Und dann haben wir Sportarten, bei denen wir Nachholbedarf sehen. Bislang fördern wir an unseren Standorten 17 Sportarten. Aber jetzt muss man sehen, ob der Deutsche Olympische Sportbund mit seiner Strukturreform weitere Schwerpunkte setzt, mit denen wir uns im Land Brandenburg auseinandersetzen müssen.

Sehen Sie dem mit Sorge entgegen?

Eigentlich nicht. Wir haben Gespräche geführt mit den Spitzen- und Landesverbänden und haben uns abgestimmt, wie es nach den Olympischen Spielen weitergehen soll. Aber das letzte Wort, was die Anerkennung der Stützpunkte angeht, hat der Deutsche Olympische Sportbund mit dem Bundesministerium des Innern. Es gibt einige Stützpunkte, die stärker werden sollen. Aber ich glaube, es ist keiner infrage gestellt.

20 bis 25 Brandenburger Sportler sollen in Rio vertreten sein. Wie zufrieden sind Sie mit der Anzahl?

Man muss natürlich sagen, dass Olympische Spiele immer das absolute Top-Niveau sind. Bei unserer Bewertung muss man auch die Athleten sehen, die bei nationalen und anderen internationalen Höhepunkten erfolgreich sind. Junge Sportler finden ihren Weg ins duale Ausbildungssystem und sind in Unternehmen immer gern gesehen. Das sind alles Dinge, die gut sind. Und wenn man weiß, wie schwierig eine Olympia-Qualifikation ist, wie kompliziert die Modalitäten sind, bis man nominiert wird, dann erkennt man, wie groß die Herausforderung für alle Beteiligten ist.

Brandenburg oder die ehemaligen Bezirke Potsdam, Cottbus, Frankfurt sind verwöhnt durch die Erfolge seiner Sportler und werden deshalb besonders kritisch bewertet. Können Sie beurteilen, wie gut die heutigen Spitzensportbedingungen einem internationalen Vergleich standhalten?

Auch das ist, was die Sportarten betrifft, differenziert zu sehen. Wir sind im Kanu und Radsport absolute Weltspitze. Aber es wird immer wieder die entscheidende Frage sein, welche inhaltlich fachlichen Konzepte es in den jeweiligen Spitzenverbänden gibt und wie wir wir die umsetzen können. Unsere Voraussetzungen sind exzellent, wir haben hervorragende Trainingsbedingungen und eine Top-Infrastruktur. Das muss und kann auch noch mehr genutzt werden. Das wollen wir gemeinsam mit den Verbänden anpacken.

ZUR PERSON: Wilfried Lausch (58) ist Geschäftsführer des Olympiastützpunktes Brandenburg mit den Standorten, Potsdam, Cottbus, Frankfurt (Oder) und leitet somit das märkische Leistungssport-System.

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