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Jung und erfolgreich. Die Potsdamer Bundesliga-Wasserballer sind in die stärkere der beiden Bundesliga-Gruppen aufgestiegen und feierten dies ausgiebig.

© Verein/Sandra Seifert

OSC Potsdam: Rückkehr in die Beletage

Der OSC Potsdam macht den Aufstieg in die A-Gruppe der Wasserball-Bundesliga perfekt und freut sich, dass sein Konzept - vorrangig auf junge Spieler zu setzen - aufgeht. Womöglich wird die Potsdamer Nachwuchsarbeit vonseiten des nationalen Verbandes künftig noch mehr unterstützt.

Von Tobias Gutsche

Dass bei einer reinen Fotoaufnahme der Ton wahrlich irrelevant ist, war den Wasserballern des OSC Potsdam am Donnerstagabend zwar bewusst – doch es musste einfach nochmal raus. Als sie vor dem Becken des Brauhausberg-Bades ein Team-Bild machten, skandierten die starken Männer voller Inbrunst und mit einer großen Portion Stolz: „A-Gruppe! A-Gruppe! A-Gruppe!“ Den Aufstieg in diese höhere der beiden Bundesliga-Staffeln hatten die Potsdamer wenige Minuten zuvor durch einen nervenaufreibenden und mitreißenden 10:9 (2:2, 1:2, 2:2, 5:3)-Erfolg gegen den SVV Plauen perfekt gemacht. Es war für den diesjährigen B-Gruppen-Sieger OSC der dritte Sieg im vierten Spiel des Relegationsduells mit dem Schlusslicht der A-Gruppe aus dem Vogtland. Somit tauschen die beiden Klubs in der kommenden Saison die Erstliga-Etagen.

Potsdams Cheftrainer Alexander Tchigir, der sich unmittelbar nach Ende der hitzigen Partie eine Abkühlung gegönnt hatte, indem er ins Wasser gesprungen war, sagte später: „Zweimal haben wir es geübt, jetzt hat es endlich geklappt.“ Damit spielte er auf die beiden vergeblichen Anläufe für eine Rückkehr ins Oberhaus der acht besten deutschen Teams an, wo der OSC bereits von 2011 bis 2013 vertreten war. Aller guten Dinge sind also in diesem Fall tatsächlich drei.

Kontertor kurz vor Ende der Partie sorgt für die Entscheidung

Bis diese Redewendung ihre Gültigkeit fand, musste die Potsdamer Truppe am Donnerstag enorm hart gegen Plauen arbeiten. Vielfach galt es einen Rückstand aufzuholen, was mit großem Kampfgeist immerzu gelang. Und mehr noch: In den letzten knapp 30 Spielsekunden fing der OSC den Ball bei einem Gäste-Angriff ab und schwamm einen mustergültigen Konter über Hannes Schulz. Dieser passte auf Kapitän Matteo Dufour, der mit seinem insgesamt elften Treffer in der Relegation das entscheidende 10:9 markierte. Die altehrwürdige und bald der Vergangenheit angehörende Halle am Brauhausberg glich in jenem Moment einem Tollhaus. Sie bebte. Eine Art vorgezogene Abrissparty mit rund 400 Gästen. „Schön, dass wir nochmal so ein großes Spiel hier erleben durften. Das wird in Erinnerung bleiben. Wir freuen uns aber, dann während der nächsten Saison in die neue Halle zu wechseln“, sagte der ehemalige Weltklasse-Torwart Alexander Tchigir, der seit 2009 beim OSC als Trainer agiert.

Für den umjubelten Relegationsschlusspunkt hatten zwar die beiden Routiniers Hannes Schulz und Matteo Dufour gesorgt, doch geprägt wurde die Partie von den jungen Wilden des OSC. Allen voran von den beiden dreifachen Torschützen Dennis Streletzkij und Ferdinand Korbel. Streletzkij, der am Donnerstag seinen 18. Geburtstag feiern konnte, wird als eines der größten deutschen Wasserball-Talente gehandelt und war vergangenen Sommer aus der Rhein-Metropole Düsseldorf an die Havel gewechselt, um im Sportschulsystem weiter zu reifen. Und der 20-jährige Korbel ist ein Potsdamer Eigengewächs. Er entstammt – wie viele andere im hiesigen Bundesliga-Team – der starken Nachwuchsarbeit des OSC, durch die bereits 14 nationale Titelgewinne im Jugendbereich eingeheimst wurden. „Das war heute definitiv das emotionalste Spiel meiner bisherigen Karriere. Einfach megageil“, meinte Center Korbel am Donnerstag.

Gegner im Meisterschaftsviertelfinale ist ein Gigant

Er und Dennis Streletzkij bekamen dann auch ein Sonderlob von Wasserball-Abteilungsleiter Andreas Ehrl. „Die beiden waren herausragend. So frech und abgewichst in einer solchen Drucksituation zu spielen, ist beeindruckend“, befand der Europameister von 1989 und ergänzte: „Wenn ein Konzept, das darauf fußt, junge Spieler zu entwickeln, so gut aufgeht, dann ist das für uns eine Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein.“ Ehrl wusste auch davon zu berichten, dass der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) ebenso von der vorbildlichen, im Einklang mit den Möglichkeiten der Sportschule stehenden Jugendarbeit des OSC begeistert ist. „Momentan sind wir bereits ein Bundesnachwuchsstützpunkt. Aber es gibt bereits Überlegungen beim DSV, die Förderung in Potsdam noch stärker zu intensivieren. Ein mögliches Modell ist, dass man einige talentierte Jungs aus Deutschland hier zusammenbringt, damit sie in einem guten Umfeld gemeinsam trainieren und spielen. Ich denke, das wäre eine große Chance für den deutschen Wasserball, um einen Sprung nach vorne zu machen.“

Dem OSC ist indes der Sprung nach oben gelungen. In die Bundesliga-A-Gruppe. Doch so emotional und befriedigend dieser Erfolg auch war, runterfahren kann die Mannschaft von Alexander Tchigir noch nicht. Der Coach sagt: „Wir werden jetzt hart weitertrainieren, denn die Saison ist noch nicht vorbei.“ Durch den Relegationssieg gegen Plauen hat sich Potsdam nämlich für das Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft qualifiziert. Der dortige Gegner ist ein Gigant – der nationale Rekordchampion Wasserfreunde Spandau. Spiel eins der Best-of-three-Serie steigt am 12. Mai in Potsdam, eineinhalb Wochen später geht es in Berlin weiter.

Noch ein großes Ziel in dieser Saison vor Augen 

Das Hauptaugenmerk des OSC-Teams liegt in der restlichen Saison allerdings auf einem anderen Termin, der zwischen den Meisterschaftsmatches gegen Spandau liegt. Am Pfingstwochenende reisen die Potsdamer zum Final-Four-Turnier des deutschen Pokals nach Krefeld, wo sie zunächst im Halbfinale auf den gastgebenden SV Bayer 08 Uerdingen treffen. Das Ziel ist klar formuliert: Der OSC möchte zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte das Podium in einem nationalen Männer-Wettbewerb erklimmen. Bei den Pokal-Endrundenteilnahmen 2012 und 2015 gelang dies nicht. Nun wird der nächste Anlauf genommen. Mit der Hoffnung, dass wie beim Kampf um die A-Gruppen-Rückkehr auch in diesem Fall aller guten Dinge drei sind.

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