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Nach Hause gekommen. Erik Miers wechselte vom deutschen Rekordmeister Wasserfreunde Spandau zurück zum OSC Potsdam.

© imago

OSC Potsdam: Die Krake im Schwimmbecken

Der Wasserballer Erik Miers ist zu seinen sportlichen Wurzeln zurückgekehrt. Nach seiner Zeit in Berlin spielt der 2,03-Meter-Hüne nun wieder für den OSC Potsdam und steigt mit seinem neuen alten Club zu den ersten Pflichtspielen der Saison in internationale Gewässer.

Von Tobias Gutsche

Hinter dem Tor hat sich Erik Miers am Ende eines anstrengenden Turniertages beim Ehrl-Cup des OSC Potsdam noch ein paar Bahnen locker ausgeschwommen, dann klettert der Wasserballer aus dem Becken im Brauhausberg-Bad. Ein Ort, mit dem er viel verbindet. Hier hat Erik Miers einst das Schwimmen erlernt und es anschließend im Verein trainiert, ehe er an gleicher Stelle die Liebe zum Wasserball fand. Und nun, nachdem er seiner Leidenschaft zehn Jahre lang bei Berliner Clubs frönte, bildet die Halle im Herzen der brandenburgischen Landeshauptstadt wieder den Fixpunkt im Sportlerleben des gebürtigen Potsdamers. Er ist nach Hause gekommen. Zum OSC.

Erik Miers lehnt an der Scheibe zum Bistro des Brauhausberg-Bades, über seiner breiten Schulter hängt ein blaues Handtuch, Wassertropfen perlen auf der Haut hinab. „Es war mir schon immer klar, dass ich hierher zurückkehren werde, wenn das Karriereende langsam naht“, erzählt der Mann, der am 20. Oktober 33 Jahre alt wird. Seine Laufbahn nahm als Wettkampfschwimmer ihren Beginn, „aber irgendwann hatte ich gar keine Lust mehr darauf, immer nur auf mich allein gestellt monoton hin und her zu paddeln“, erzählt er. „Das war nichts mehr für mich.“

Mit Spandau sammelte Miers nationale Titel in Hochfrequenz

Daraufhin wechselte er die Sportart. Wasser blieb zwar sein Element. Doch nun war ein Ball mit im Spiel und er selbst Teil einer Mannschaft. In dieser „viel spannenderen“ Konstellation reifte Erik Miers zu einem Top-Spieler. 2006 ging er vom damaligen Regionalligisten OSC Potsdam zunächst zur SG Neukölln in die erste Liga und zwei Jahre später folgte der Sprung zu den Wasserfreunden Spandau. Mit den Spandauern, die das Maß aller Dinge im deutschen Wasserball sind, sammelte der Linksaußenakteur nationale Titel in Hochfrequenz. Bis auf 2013 stemmte Miers jedes Jahr mindestens eine Trophäe in die Höhe – Meisterschaft oder Pokalwettbewerb oder oft auch beides. „Die Wasserfreunde wollen jetzt aber ihr Team verjüngen“, erklärt er, „und deshalb ist für mich da eben kein Platz mehr.“

Damit kann sich Erik Miers allerdings gut abfinden, eröffnet sich doch eine neue interessante Herausforderung in Potsdam – der Stadt, der er in puncto Wohnsitz während seiner Berliner Zeit stets treu blieb. Und auch zum hiesigen Wasserballgeschehen hielt die Verbindung. Einerseits duellierte sich Spandau mit dem OSC mehrfach in offiziellen Partien, beide Teams trugen obendrein regelmäßig Trainingsmatches gegeneinander aus. Zum anderen habe er weit über diese Zusammentreffen hinaus „mit Begeisterung beobachtet, wie sich der OSC rasant entwickelt hat. Das Erfolgsrezept ist ganz klar die Jugendarbeit, deren Früchte im Männerbereich geerntet werden“, urteilt er. Der Idee des Vereins entsprechend gestaltet sich letztlich auch die Altersstruktur der Bundesliga-Truppe und daraus folgend die Aufgabe, die der Ü30-er für sich in seinem neuen alten Umfeld sieht: „Unsere Mannschaft ist jung. Ich möchte meine Erfahrung einbringen, die Talente unterstützen, damit sie sich entwickeln und es so mit dem OSC weiter nach oben geht.“

OSC-Männer reisen zum Euro-Cup-Turnier nach Neapel

Für das Potsdamer Team um Trainer Alexander Tchigir, der vor einigen Jahren als Weltklassetorhüter mit Miers noch gemeinsam in Spandau spielte, ist der Rechtshänder ein großer Gewinn. In spielerischer Hinsicht. Und körperlicher. 2,03 Meter misst der Rückkehrer. Mit seinen langen Armen wirkt er im Wasser wie eine Krake. Den Ball einmal angesaugt, kann ihn der WM-Teilnehmer von 2013 aus den anspruchsvollsten Lagen schießen und passen – zudem stellt er in der Defensive ein Hindernis dar, an dem schwer vorbeizukommen ist. „So eine Reichweite“, sagt er lächelnd und streckt seine Tentakel, „lässt sich gut ausspielen.“

Von Freitag bis Sonntag wird Miers, der an Potsdams Hasso-Plattner-Institut einen Bachelor-Abschluss in IT-Systems Engineering erlangt hat und derzeit Medieninformatik als Master-Fernstudium absolviert, wieder im Becken zupacken. Die erste Pflichtaufgabe der neuen Spielzeit steht an. Es ist eine außergewöhnliche. Durch den fünften Platz in der Bundesliga-Vorsaison haben sich die OSC-Männer zum zweiten Mal nach 2012 für den Euro Cup qualifiziert. Bei der ersten Qualifikationsrunde treffen sie nun in Neapel auf den italienischen Turniergastgeber Circolo Nautico Posillipo, die Spanier CN Terrassa und Kinef Kirishi aus Russland. Zwei der vier Teams kommen weiter. Vor vier Jahren schied Potsdam aus. „Ich hoffe, wir können gut mithalten. Chancenlos sind wir bestimmt nicht“, sagt der sich dank zahlreicher Champions-League- und Nationalmannschaftseinsätze bestens in internationalen Gewässern auskennende Miers. „Wir sind gespannt und verspüren große Vorfreude.“

Heimspiel zum Bundesligastart - gegen Miers' Ex-Club

Auch auf die kommende Bundesliga-Saison. In der gehört der OSC als Aufsteiger wieder zur A-Gruppe der Eliteklasse und startet am 22. Oktober mit einem Auswärtsspiel. Für Erik Miers wird es ein Auftakt in sehr vertrauter Umgebung. Er gastiert dann gleich bei seinem Ex-Club Wasserfreunde Spandau.

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