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Sport: Mit 39 Jahren immer noch am Ball

Almedin Civa vom SV Babelsberg 03 ist ältester Feldspieler der gesamten Bundesliga und hat heute Geburtstag

In dieser Woche trainieren sie Seite an Seite, obwohl sie Vater und Söhne sein könnten. „Ist das nicht komisch“, sagt Almedin Civa auf dem Übungsplatz des SV Babelsberg 03 und zeigt auf Sascha Guth- ke und Christopher Michaelis. „Im vergangenen Jahr habe ich die beiden noch mittrainiert.“ Civa half damals Hendryk Lau beim Coachen der A-Junioren des SVB, zu denen Guthke und Michaelis gehören. Die beiden sind 18 beziehungsweise 19 Jahre jung, während der Mittelfeldroutinier am heutigen Mittwoch 39 wird. Almedin Civa ist der älteste Feldspieler der gesamten Bundesliga. Nur die beiden Torhüter Martin Pieckenhagen (Mainz 05) und Marco Sejna (Hertha BSC) sind fünf beziehungsweise einen Monat älter als er.

„Eigentlich fühle ich mich noch gar nicht so alt – nur wenn ich die vielen jungen Spieler um mich herum sehe. Ansonsten halten mich meine Familie und der Fußball fit“, meint der Bosnier, der sieben Monate jung war, als die Familie seinem Vater Ramiz aus Breza nach Berlin folgte. Dort begann Civa als Zehnjähriger beim SC Borsigwalde mit dem Kicken, ehe er zwei Jahre später zum bosnischen FK Vares ging. Als 18-Jähriger kehrte er nach Berlin zurück, spielte für Tennis Borussia und die Reinickendorfer Füchse, wechselte 1998 nach einem Jahr beim 1. FC Union Berlin zum KFC Uerdingen und kam von dort 1999 erstmals zum SVB 03, mit dem er zwei Jahre später als Mannschaftskapitän sensationell in die 2. Bundesliga aufstieg. „Das war eine tolle Zeit“, erinnert sich Civa, der am Babelsberger Park nur „Alme“ genannt wird und der 2003 nach dem Absturz der Nulldreier in die Oberliga zum VfB Leipzig wechselte. Über Sachsen Leipzig und den Halleschen FC ging er 2005 zum SV Yesilyurt Berlin, wo nach zweieinhalb Jahren seine Fußball-Laufbahn zu enden drohte – Yesilyurt hatte sich aus der Oberliga abgemeldet.

„Babelsberg hat mich als 35-Jährigen wieder aufgenommen, was nicht selbstverständlich ist, und hat mich dadurch sportlich wiederbelebt“, erklärt Almedin Civa heute. „Dafür bin ich dem Verein immer noch dankbar.“ Der drahtige Kicker, der nie rauchte und kaum mal Alkohol anrührt, dankte es dem SVB mit Einsatz und Kampfgeist. Kein Grashalm auf den Plätzen des heimischen Karl-Liebknecht-Stadions, kaum ein Steinchen auf den Wegen des Babelsberger Parks, die Civa nicht kennt. Im Training schont sich der Kicker, der zwischenzeitlich erneut die Kapitänsbinde trug, ebenso wenig wie in den Partien. „Alme ist nicht langsamer, das Spiel in der Dritten Liga aber viel schneller geworden, daher muss er noch mehr investieren als früher“, erklärt Chefcoach Dietmar Demuth, der ihn nun nicht mehr alle Partien durchspielen lässt. „Das ist okay so“, sagt Civa selbst. „Wenn der Trainer mich auf die Bank schickte, hat mir das auch geholfen, mich besser zu erholen.“ Tom Schütz (23), der in dieser Saison mit Civa oft als „Doppelsechs“ vor der Abwehr spielte, am Freitag daheim gegen Dynamo Dresden aber wegen seiner 5. Gelben Karte fehlen wird, meint: „Alme macht mit seiner Erfahrung und dem gewissen Auge vieles wett. Er ist sehr wichtig für die Mannschaft.“ Für die jungen Mitspieler ist der Routinier oft ein wichtiger Ratgeber.

Civa erlitt schon mehrere Schicksalsschläge. 2004 starb sein Vater mit 59 Jahren an Krebs, 2009 nach nur kurzer Dauer auch sein Bruder Namir mit 40. „Nun hat meine Schwester Sahida ebenfalls Krebs“, erzählt Civa, der all dies nur schwer verkraftet. „Aber ich muss versuchen, es zu verdrängen“, meint der gläubige Moslem, der dabei in seiner türkischen Ehefrau Dilsat eine große Stütze findet. Seit langem schon lebt die Familie in Groß Glienicke, wo Sohn Karem (11) derzeit noch in die Grundschule geht, während Tochter Seherzada (13) das Potsdamer Einstein- Gymnasium besucht. Und Babelsberg 03 ist ihm eine zweite Heimat geworden. „Es gibt für mich keinen Verein, der an Babelsberg rankommt“, erklärt Almedin Civa, der über all seine Einsätze daheim Buch führt. „Für Babelsberg habe ich bisher 237 Spiele bestritten“, weiß er daher. „Für alle Vereine meiner Laufbahn waren es 607.“

Im Sommer läuft Civas Vertrag aus; ob er noch eine Saison ranhängt, ist noch offen. „Ich kann mir nicht vorstellen, nochmal bei einem anderen Verein zu spielen“, sagt er. „Bekomme ich hier keinen neuen Vertrag, verbringe ich künftig lieber mehr Zeit mit meiner Familie.“ Nach 21 Jahren im Männerfußball werde es nicht einfach werden, im Berufsleben Fuß zu fassen. „Ich würde gern etwas im Verein machen, was mit der ersten Mannschaft zu tun hat.“ Vielleicht aber spielt Almedin Civa ja auch mit 40 noch Fußball.

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