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Die lokale Fußball-Familie trifft sich am Samstag wieder zum Hallenmasters in der MBS-Arena.

© Julius Frick

Jubiläum des Potsdamer Hallenmasters: Ein Weltenbummler und seine Wurzeln

Zum 25. Mal organisiert Sven Thoß das Potdamer Hallenmasters. Dafür reist der Fußballtrainer quer durch das Land, denn er hat wieder eine neue sportliche Herausforderung gefunden. 

Potsdam - Sven Thoß ist ein Bummler zwischen den Fußballwelten. Zwischen Nord und Süd, von West bis nach Fernost zog es ihn in den vergangenen 25 Jahren. Frauenklubs, Männervereine, von Landesklassen-Fußball bis Bundesliga. Einem ist der 53-Jährige indes immer treu geblieben: Seinem eigenen Hallen-Fußballturnier, dem Potsdamer Hallenmasters, das er selbst als Studentenprojekt ins Leben rief und das am Samstag seine 25. Auflage feiert. Die Ausschläge reichten bis hin zu internationaler Beteiligung tschechischer und polnischer Teams, seit einigen Jahren ist das Turnier in der MBS-Arena aber wieder das, was es zu Beginn war: ein Stelldichein der Potsdamer Fußballfamilie mit Gästen aus der nahen Region.

Inzwischen Trainer bei Frauen-Erstligist SC Sand

Um selbst dabei zu sein, muss der Turniervater weit reisen. Kurz vor Weihnachten unterschrieb Thoß einen Vertrag beim Frauenfußball-Bundesligisten SC Sand. „Ich habe nicht mehr damit gerechnet, bei einem Erstligisten zu arbeiten“, gesteht Thoß, der zuvor die Frauen des BV Cloppenburg in der 2. Bundesliga coachte, Jahre zuvor den FSV Luckenwalde und den Goslarer SC in der Männer-Regionalliga. „Aber Karriereplanung in unserem Beruf geht ja ohnehin nicht“, weiß er nach all den Jahren nur zu gut. 

Das Jahr in China war für Sven Thoß ein kulturelles Abenteuer, aber sportlich wenig reizvoll. 
Das Jahr in China war für Sven Thoß ein kulturelles Abenteuer, aber sportlich wenig reizvoll. 

© privat

Unverhofft bekam er im Sommer 2018 ein Engagement in China. In der Millionen-Provinz Guangdong coachte Thoß 16- bis 19-jährige Fußballer einer Berufsschule. Der anfänglichen Euphorie und Begeisterung für das Neue wich schnell Ernüchterung. „Die Chinesen haben ehrgeizige Ziele, wollen 2034 Weltmeister werden, aber haben keine Strukturen im Fußball“, sagt Thoß. Für den Nachwuchs gebe es in dem riesigen Land keinen geregelten Spielbetrieb, die technische Ausbildung der jungen Spieler sei mangelhaft, es gebe wenig systematische Planung. „Vieles ist staatlich reglementiert, Leistungsanreize gibt es nicht“, schaut Thoß zurück. Missen wolle er die Erfahrung und das Erlebte keinesfalls. Neben der Arbeit habe er die zwölf Monate zum Reisen in viele südostasiatische Länder genutzt. 

Ein Turnier im Wandel der Zeit

Reisestrapazen ist Thoß also gewohnt, wenn er vom Vorbereitungstraining mit dem SC Sand auf die Bundesliga-Rückrunde vom tiefsten Baden-Württemberg nahe der französischen Grenze in den Luftschiffhafen düst. Im Gepäck hat er jede Menge Vorfreude auf den samstäglichen Budenzauber in der MBS-Arena, wo das Hallenmasters nun zum achten Mal ausgetragen wird. Seine Premiere erlebte es in der Uni-Sporthalle in Golm, 16 Jahre wurde dann an der Heinrich-Mann-Allee gespielt.

Mit dem Umzug in die MBS-Arena verbesserte sich das Ambiente des Turniers. 
Mit dem Umzug in die MBS-Arena verbesserte sich das Ambiente des Turniers. 

© Manfred Thomas

Mit dem Umzug in die moderne Arena am Luftschiffhafen haben sich nicht nur Reiz und Attraktivität für Spieler und Zuschauer erhöht, sondern auch die Kosten. „Die Finanzierung wird mit jedem Jahr schwieriger“, sagt Thoß, der für die Jubiläumsauflage das Werderaner Möbelhaus „Christ“ als Hauptsponsor gewonnen hat. Die Anforderungen und Auflagen für die Nutzung der MBS-Arena verlangen ein weitaus höheres Budget als in den Jahren an der Heinrich-Mann-Allee. Um das Sicherheitsrisiko zu minimieren, entschloss sich die Veranstaltungscrew daher vor Jahren, zu den Wurzeln des Turniers mit ausschließlich regionalen Teams zurückzukehren, nachdem vor einigen Jahren Fans des polnischen Zweitligisten Polonia Bytom Bengalos in der Halle gezündet hatten.

Werder, "Henne & Friends" und Fortuna Babelsberg favorisiert

In Gruppe A gehen am Samstag der VfB Trebbin (Landesliga), der FC Deetz (Kreisliga), die SG Bornim (Landesklasse), der Titelverteidiger Werderaner FC (Brandenburgliga) und die Auswahlmannschaft „Henne & Friends“ an den Start. Der einstige Torjäger des SV Babelsberg 03, Hendryk Lau, war bereits in den vergangenen Jahren mit ehemaligen Weggefährten auf dem Hallenboden dabei und wird am Samstag unter anderem mit dem einstigen Nulldrei-Kapitän Patrick Moritz oder dem Ex-Eisernen Ronny Nikol vom 1. FC Union Berlin auflaufen. „Werder geht sicher als Favorit in das Turnier, aber auch Hendryk Lau und seiner Truppe sowie Fortuna traue ich eine gute Rolle zu“, sagt Thoß. Landesligist Fortuna Babelsberg, der zudem offizieller Ausrichter des Hallenmasters ist, spielt in Gruppe B gegen Grün-Weiß Golm, Eintracht Glindow, die SG Michendorf (alle Landesklasse) sowie Juventas Crew Alpha (Kreisoberliga).

Mit der anschließenden Playersnight im Lindenpark wird es eine lange und Nacht für Sven Thoß, denn anschließend geht es für ihn zurück nach Sand. Mit dem aktuell Tabellensiebten der Frauen-Bundesliga „die Saison sauber zu Ende zu spielen, sicher den Klassenerhalt schaffen und vielleicht den Pokal zu holen“, formuliert der Weltenbummler als nahe Ziele.

Einlass in der MBS-Arena zum Potsdamer Hallenmasters ist ab 12:30 Uhr. Das Turnier beginnt um 14 Uhr. Tickets gibt es an der Tageskasse.

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