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Interview: „Riecht hier nach Fußball“

Klaus Brüggemann, neuer Geschäftsführer des SVB: „Die Aufgabe bei Nulldrei ist brutal schwierig“

Herr Brüggemann, was hat Sie dazu bewogen, diesen schwierigen Job beim SV Babelsberg 03 anzunehmen?

Weil hier noch wirkliche Basisarbeit möglich ist. Die Herausforderung ist natürlich reizvoll. Hier riecht es nach Fußball. Man spürt Fußball, und das ist einfach das Spannende. Die Aufgabe bei Babelsberg 03 ist brutal schwierig, da dürfen wir uns nichts vormachen. Aber man kann eine Menge bewegen und ich gehe davon aus, dass wir es schaffen. Die Leute hier im Vorstand und Aufsichtsrat haben mir eine absolute Aufbruchstimmung vermittelt. Es gibt hier Stärken und Schwächen. Schwächen, die ich aber auch als Chance sehe.

Der SVB braucht Geld, viel Geld – wo wollen Sie das herbekommen?

Ich heiße nicht Copperfield und kann nicht zaubern. Ich bin auch nicht so vermögend, dass ich zum Einstieg mal einen sechsstelligen Betrag mitbringe. Aber ich habe mir, glaube ich, über die vielen Jahre ein ganz gutes Netzwerk erarbeitet. Das ist keine Garantie für den Erfolg, die habe ich von vornherein nicht abgegeben. Aber ich bin absolut optimistisch, einiges zu bewegen. Das ist aber nur ein Teil der Aufgaben, denn auch die Strukturen im Verein müssen entwickelt werden, damit wir präsenter werden und Begehrlichkeiten bei Sponsoren schaffen. Ich bin nicht so naiv zu sagen, wir bekommen in den nächsten Wochen und Monaten zig neue Sponsoren. Aber wenn wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass es cool wird, zu Nulldrei ins Stadion zu kommen, dann schaffen wir auch die Voraussetzungen, um Sponsoren zu bekommen.

Wann werden Sie Ihre Arbeit in der SVB-Geschäftsstelle aufnehmen?

Das geht leider erst am 15. August, denn ich muss erst meine gegenwärtigen Geschäfte beenden. Aber ich will zwischendurch immer schon ein-, zweimal in der Woche auf der Geschäftsstelle vorbeischauen, um mir ein Bild zu machen.

Bislang waren Sie mehr als 15 Jahre bei Hertha involviert, seit 2008 im Präsidium. Wie ist dort Ihr Wechsel nach Babelsberg aufgenommen worden?

Eher positiv. Sicher waren einige Leute enttäuscht, aber ich habe eher Zustimmungen und Glückwünsche erhalten – und die Bereitschaft zur etwaigen Mithilfe.

Sie sind 1994 als Sponsor bei Hertha eingestiegen.

Hertha war damals Zweitligist mit vielleicht 700, 800 Zuschauern und vielen Reserven. Das erinnert mich ein bisschen an die hiesige Situation jetzt hier.

Hand aufs Herz: Bevor Sie Babelsbergs Angebot bekamen – was wussten Sie da vom SVB 03?

Relativ wenig. Wenn man sich wie ich ein bisschen für Fußball und die Region interessiert, weiß man aber, dass Babelsberg schon so etwas wie Kultstatus hat, dass hier Fußball noch wirklich handgestrickt wird. Ich habe das in den letzten Wochen intensiver verfolgt und sehe Berlin und Potsdam als ein gemeinsames Einzugsgebiet. Für die Sportstädte Berlin und Potsdam gibt es einen guten Erstligisten und einen guten Zweitligisten. Also brauchen wir nachhaltig auch einen guten Drittligisten in Babelsberg. Und das ist die Herausforderung, die ich gern annehme.

Bevor Sie sich beruflich mit Fußball beschäftigten, waren Sie auch mal Vizeeuropameister der Köche 

Ich habe in meiner Jugend Fußball bei Borussia Dortmund gespielt, habe mich aber verletzt und dann einen Beruf erlernt; Koch war irgendwie naheliegend. Und da ich immer ehrgeizig war, habe ich mich damals für die deutsche Nationalmannschaft der Köche qualifiziert – und den Vize-Europameistertitel gewonnen. Ich habe das Kochen aber schnell wieder aufgegeben und über den zweiten Bildungsweg Betriebswirtschaft studiert. Dann war ich fünf Jahre im Lufthansa-Konzern, drei Jahre davon als Personalchef in Berlin bei der Tochter LSG, anschließend jahrelang Marketing-Vorstand in einem relativ großen Unternehmen. Aber ich war immer dem Sport verbunden und bin dann 2000 komplett in den Bereich Fußball und Sport marschiert.

Notiert von Michael Meyer.

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