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Zusammenrücken und reden. Das war häufig notwendig in der Hinrunde bei den Adlern um Trainer Daniel Deutsch.

© Julius Frick

Handball-Drittligist VfL Potsdam: Bitter-süßes Fazit zur Saisonhalbzeit

Die Hinrunde des Handball-Drittligisten VfL Potsdam war durchwachsen. Erst schwach, dann stark, zuletzt gab es wieder einen Dämpfer. Nun heißt es: "Anker setzen", um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.

Der 1. VfL Potsdam jubelt über eine perfekte Hinrunde – teilweise. Neun Siege, ein Unentschieden, erster Tabellenplatz. Die B-Jugend der Adler ist aktuell das Maß der Dinge in der Oberliga Ostsee-Spree. Von einem derartigen vorweihnachtlichen Glücksgefühl ist Daniel Deutsch hingegen weit entfernt. „Durchwachsen“ fällt das Hinrundenfazit des Cheftrainers der ersten Mannschaft aus. Mit 15:15 Punkten rangiert der Handball-Drittligist auf dem siebten Tabellenplatz der Nord-Ost-Staffel zur Halbzeit der Saison. „Hätte man mir das zu Saisonbeginn gesagt, wäre mir das natürlich zu wenig gewesen“, sagt Deutsch. Gemessen am Verlauf der Hinrunde ist zumindest Aufatmen zu spüren.

Nach sieben Spieltagen fand sich der VfL mit nur einem Remis und einem Sieg auf dem vorletzten Tabellenplatz und weit hinter seinen Ansprüchen wieder. Der Kader, in dem mit Norman Flödl und Gabriel Gegerfelt lediglich zwei Neuzugänge auftauchen, galt als stark und ausgeglichen genug, um in der erweiterten Spitze der Staffel mitzuspielen und den Favoriten aus Dessau und Rostock ein zäher Widerpart zu sein.

Letztes Spiel des Jahres 2019 auswärts gegen Eintracht Hildesheim

In der Realität sah das zunächst anders aus. Der VfL schaffte es nicht, seine mannschaftliche Geschlossenheit und seine Trainingsqualität im wöchentlichen Wettbewerb mit der Liga-Konkurrenz auf die Platte bringen. Gute Ansätze und Spielphasen reichten nicht zu Punktgewinnen. Deutschs Hoffnung, „einfach mal zu gewinnen“, erfüllte sich lange Zeit nicht, „der mentale Druck war durchaus hoch“, gesteht er rückblickend.

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Mit dem Sieg bei den Bundesliga-Talenten des SC Magdeburg II am 1. November starteten die Adler schließlich eine Erfolgsserie, die ihr Linksaußen Moritz Ende sich schon Wochen zuvor gewünscht hatte. Fünf Mal in Folge gewann der VfL, darunter das märkische Prestige-Derby beim Oranienburger HC. Die Niederlage am vergangenen Freitag beim Tabellenzweiten HC Empor Rostock zum Abschluss der Hinrunde soll den Höhenflug keineswegs unterbrechen, vielmehr soll dieser im letzten Spiel vor der Winterpause bei Eintracht Hildesheim am Sonntag (Beginn: 17 Uhr) fortgesetzt werden.

Belastungsprobe für den Zusammenhalt hat das Team gemeistert

Das Selbstbewusstsein für einen Auswärtssieg in Niedersachsen ist da. „Der Aufschwung der vergangenen Wochen ist auch das Ergebnis einer guten Charakterleistung der Mannschaft“, sagt Trainer Deutsch. Tatsächlich haben Führungsspieler wie Matti Spengler und Yannik Münchberger die schwierige Anfangsphase der Saison kritisch, manchmal laut, aber sachlich-konstruktiv analysiert, hat sich Neuzugang Flödl als Autorität eingebracht, die von ihm erwartet wurde und hat Caspar Jacques seine Reife, die er in der vergangenen Saison als Co-Trainer vollzogen hat, nach seiner auskurierten Bandscheibenverletzung und seiner Rückkehr als Spieler auch aufs Parkett gebracht. Die Belastungsprobe für den Zusammenhalt hat das Team gemeistert, was ein wichtiger Schlüssel war, zurück zum Erfolg zu finden. „Und dann haben wir auch richtig guten Handball gespielt“, resümiert Deutsch und verweist dafür unter anderem auf die Spiele gegen Oranienburg und Bernburg, in denen seine Mannschaft zeitweise sehr hoch in Führung lag.

Dass diese Qualität und Überlegenheit in einer Partie – noch – nicht über 60 Minuten durchgehalten wird oder von Spiel zu Spiel reicht, ist ein Manko der Hinrunde. „Wir schaffen es nicht, so konstant zu sein, um Spiele zu gewinnen, in denen wir eigentlich besser sind“, hadert Deutsch. Es gibt zu große Schwankungen innerhalb eines Spiels, sodass zehn Minuten reichen, um einen komfortablen Vorsprung zu verspielen und Gegner wieder aufzubauen. „Dann machen wir Sachen, die so weit weg sind von dem, was ich im Training sehe“, stöhnt Deutsch und ärgert sich dann über „zu viele schlechte Dinge, die zu schnell passieren“.

Homogenität des Kaders muss stärker zur Geltung kommen

Um dies in der Rückrunde abzustellen und das ausgegebene Saisonziel zu erreichen, den spielstarken Teams auf Augenhöhe zu begegnen und in der äußerst ausgeglichenen Liga einen vorderen Tabellenplatz zu erreichen, muss das Potsdamer Spiel stabiler werden. „Anker setzen“, nennt das Deutsch. In Phasen, in denen das Spiel fahrig zu werden droht, „brauchen wir eine ganz klare Struktur und Überzeugung“, formuliert Deutsch die Aufgabe an seine Spieler. Und er will die eigentliche Stärke des VfL dieser Saison stärken: die Homogenität des Kaders. Gerade in den ersten Saisonspielen ist es nicht gelungen, schwächere Leistungen auf der Platte durch Spieler von der Bank zu kompensieren. „Wir müssen aber zwei, drei Leute bringen können, die Ausfälle ausgleichen“, so Deutsch. Zu häufig war das nicht der Fall. „Da wurde sich schlechten Leistungen angepasst.“

Da der VfL am vierten Adventswochenende spielfrei hat, hat er eine Woche mehr Weihnachtspause als die Staffelkonkurrenz. Mit einem Gastspiel beim HSV Hannover am 11. Januar starten die Adler dann ins Jahr 2020. Vielleicht beschreibt die Schlagzeile am Saisonende dann eine perfekte Rückrunde.

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