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Probleme. In der Liga holpert es für Werder – das Team um Mika Leyer (M.) scheiterte zudem im Pokal an den VfL-Steinadlern.

© Sylvia Göres

Handball beim HV Grün-Weiß Werder: Phase zwei läuft

Die Männer des Handball-Oberligisten HV Grün-Weiß Werder stecken in der Krise. Dank guter Bedingungen soll es langfristig aber wieder bergauf gehen.

Von Tobias Gutsche

Hannes Lindt war von der Perspektive klar überzeugt. 2017, wenige Wochen nach dem einjährigen Intermezzo des HV Grün-Weiß Werder in der dritthöchsten Handball-Liga Deutschlands, sagte der sportlicher Leiter: „Werder kann dritte Liga – und das ist langfristig auch das Ziel.“ Rund zwei Jahre später muss bei den Blütenstädtern jedoch zunächst die andere Richtung im Blick behalten werden. Das Männer-Team von Trainer Steffen Schieke liegt derzeit nur auf Tabellenplatz 13 der Ostsee-Spree-Oberliga. Bedrohlich nah ist die Abstiegszone. „Wir müssen aufpassen“, sagt Schieke mahnend: „Wir stecken im Abstiegskampf, der in dieser Liga brutal ist.“

Das spürte Werder etwa vergangenes Wochenende, als beim Aufsteiger SV 63 Brandenburg-West verloren wurde. Am Samstag soll sich nun etwas Luft verschafft werden. In der heimischen Sporthalle des Haeckel-Gymnasiums empfangen die Grün-Weißen, die lediglich einen Sieg aus den bisherigen sieben Spielen geholt haben, um 18.30 Uhr den Tabellennachbarn VfV Spandau.

Junges, unerfahrenes Team mit Verletzungssorgen

„Es ist eine schwierige Situation. Ganz klar“, sagt auch Tom Lessig. „Wir dürfen aber keinen Teufel an die Wand malen. Mir gefällt negatives Denken nicht“, fügt der Abteilungsleiter hinzu. Er zeigt sich optimistisch, betont, dass die Mannschaft „absolut konkurrenzfähig in dieser Liga“ sei. Die Akteure müssten nur das Potenzial abrufen und sich jetzt besser gegenseitig Selbstvertrauen verschaffen, mehr positives Feedback auf dem Feld geben. „Mit guten Emotionen kann man sich aus solch einer Lage befreien.“

Jene Lage hat vielschichtige Gründe. Angespannt ist die Personaldecke. Mehrere Spieler sind verletzt, teils fallen sie für einen längeren Zeitraum aus. Hinzu kommt, dass die Mannschaft ohnehin im Sommer einen großen Umbruch erlebte und dabei sehr verjüngt wurde. Dank der voriges Jahr wiederbelebten Kooperation mit dem benachbarten Drittligisten VfL Potsdam stehen per Zweitspielrecht vier Potsdamer A-Jugendliche im Werderaner Kader. „Es fehlt dem Team insgesamt noch an Erfahrung“, sagt Coach Schieke.

"Sportliches Umfeld, das in dieser Liga schon außergewöhnlich gut ist"

Seinen Posten hatte er 2018 vom langjährigen Erfolgstrainer Silvio Krause übernommen, der seitdem beim Oranienburger HC tätig ist. Unter Krauses Regie wurde Werder zweimal Landespokalsieger, schaffte den Drittliga-Aufstieg und formierte sich so als drittstärkste Brandenburger Handballkraft hinter Potsdam und Oranienburg. Davon ist der Klub, der in den Oberliga-Vorjahren Fünfter und Siebter wurde, aktuell deutlich entfernt. „Aber wir wollen wieder etwas aufbauen. Das ist in Arbeit, braucht jedoch seine Zeit“, erklärt Lessig.

Die dritte Liga war dafür lehrreich. Sie führte den Verantwortlichen vor Augen, dass der Verein strukturell nicht ausreichend aufgestellt war. „Daran haben wir schon viel geändert“, meint der Abteilungsleiter. Er verweist auf die Errichtung einer inzwischen gut funktionierenden Geschäftsstelle inklusive derzeitiger Unterstützung durch eine Mitarbeiterin im Freiwilligen Sozialen Jahr. Hinzu kommt eine Weiterentwicklung im Trainerstab: Neben Schieke und seinem Assistenten Mathias Marschke feilen nun auch ein Torwarttrainer (Matthias Lessig) und Athletiktrainer (Jan Wiesner) am Leistungsniveau des Teams. Videostudien für Feldspieler und Torhüter werden angefertigt. Zweimal pro Woche steht obendrein beim Training eine physiotherapeutische Betreuung zur Verfügung. „Wir haben ein sportliches Umfeld geschaffen, dass in dieser Liga schon außergewöhnlich gut ist“, schätzt Tom Lessig ein. „Dieses Umfeld ist für unser Konzept entscheidend.“ 

Zusammenarbeit mit dem VfL ist der "sympathischste Weg"

Denn nun folgt Phase zwei. Durch die attraktiven Bedingungen, so der Glaube, könne man fortan gestandenen Spielern Anreize setzen, nach Werder zu wechseln. „Solche Typen brauchen wir auch“, bekräftigt Schieke. „Es muss generell mehr Breite in den Kader.“ Wichtig ist es der Führung um Lessig aber, gerade die Zusammenarbeit mit dem VfL fortzuschreiben. Sie war bereits schon einmal wichtiger Erfolgsfaktor beim HV-Grün-Weiß. Lessig nennt es den „sympathischsten Weg“, wenn Werder und Potsdam sich gemeinsam besser machen.

Verbesserungen erwartet er beim Team aus der Obststadt kontinuierlich im Saisonverlauf. Besonders für junge Mannschaften sei es typisch, dass sie quasi mit jedem Spiel reifen. „Ich denke daher, dass wir vor allem in der Rückrunde punkten werden. Dann haben wir hoffentlich auch nicht mehr so viele Verletzte.“

Von der Perspektive einer Rückkehr in Liga drei wollen sie in Werder momentan nicht sprechen. „Erst einmal gilt es, dieses Jahr schadlos zu überstehen“, sagt Trainer Schieke. Abteilungsleiter Lessig möchte es lieber mit seiner positiveren Ausrichtung formulieren: „Die nötige Struktur ist geschaffen – das wird sich förderlich auf den Kader auswirken. Wir werden hier bald mit unserem Weg wieder viel Spaß auf der Platte haben.“ Das wäre dann Phase drei.

+++ Werders Oberliga-Frauen liegen im positiven Bereich +++

Deutlich besser als bei den Männern des Vereins läuft es für die Frauen des HV Grün-Weiß Werder. Sie kassierten in der Handball-Oberliga Ostsee-Spree zwar am Wochenende mit einem 25:28 gegen Fortuna Neubrandenburg ihre dritte Saisonniederlage, liegen dank bisher vier Siegen aber weiterhin im Soll. Die Grün-Weiß-Damen belegen Platz sieben. Am Samstag empfangen sie um 16 Uhr den Berliner TSC in der Sporthalle des Haeckel-Gymnasiums. Der TSC ist derzeit Elfter. 

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