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Reizgas durch den Zaun. Der Polizeieinsatz gegen Anhänger des SV Babelsberg 03 nach dem Pokalspiel in Luckenwalde beschäftigt nun den Innenausschuss des Landtags.

© Presseservice Rathenow

Gewalt beim Landespokalfinale von SV Babelsberg 03: Irritationen um Landespokalfinale

Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter verteidigte das harte Vorgehen der Polizei beim Landespokalfinale zwischen dem SV Babelsberg 03 und FSV Luckenwalde. Ob das richtig war, blieb aber offen. Und der Ton zwischen SVB und der Polizei verschärft sich.

Luckenwalde/Potsdam - Die entscheidende Frage stellte der Innenexperte der CDU-Landtagsfraktion am Donnertag im Innenauschuss: Ob der massive Einsatz der Polizei inbesondere von Pfefferspray beim Landespokalfinale zwischen den Fußballclubs Babelsberg 03 und dem FSV 63 Luckenwalde Ende Mai mit zahlreichen Verletzten richtig, also angemessen war. Beantwortet wurde die Frage nicht. Stattdessen hat sich der Ton zwischen der SVB-Spitze und der Polizei nach anfänglich versöhnlichen Tönen zu Beginn der Aufklärung der Vorfälle im Luckenwalder Stadion am gestrigen Donnerstag im Innenausschuss des Landtags wieder verschärft. Andreas Backhoff, Referatsleiter für polizeiliche Einsatzangelegenheiten, stellte dort die Ergebnisse der internen Prüfung des Falls vor.

Fest steht: Die Polizei nahm die Vorwürfe aus Babelsberg ernst, wonach sie nach Spielende im Stadion von Luckenwalde völlig überzogen reagiert und zahlreiche Unbeteiligte verletzt haben soll.

Polizei: Es habe eine Gruppenstraftat Landfriedensbruch vorgelegen

Die Polizeidirektion West gründete eigens eine Untersuchungsgruppe, geführt vom Chef der Kriminalpolizei. Das Ergebnis: Reizgas sei erst eingesetzt worden, nachdem vermummte Babelsberger Fans auf den Platz gestürmt seien und Störer versucht hätten, den Zaun vor ihrem Gästeblock herunterzudrücken, sagte Backhoff. „Als Reizgas auf die Störenfriede durch den Zaun gesprüht wurde, sind von der Wolke sicher auch Unbeteiligte getroffen worden, das ist so“, stellte er fest. Der Einsatz von Gewalt und Zwangsmaßnahmen sei aber immer nur ultima ratio. Es habe eine Gruppenstraftat Landfriedensbruch vorgelegen. Die konsequente Trennung der Fans sei im Vorfeld abgesprochen worden, zumal im Luckenwalder Heimblock auch Fans vom BFC Dynamo und Energie Cottbus gesessen hätten, „die nicht die besten Freunde der Babelsberger sind“.

SVB-Vereinschef Archibald Horlitz erhob im Ausschuss nach dem Vortrag von Backhoff schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Er verbiege die Wahrheit „bis zum Gehtnichtmehr“. Die Polizei habe großflächig Reizgas in den Babelsberger Block gesprüht. 150 Verletzte habe man gezählt, darunter auch Kinder. Die Rettungskräfte hätten einen MANV ausgerufen – einen Massenanfall von Verletzten und Erkrankten. Dagegen sprach Backhoff weiterhin von nur 36 Verletzten. Er räumte allerdings auch Kommunikationsprobleme bei der Polizei ein. Wie berichtet war die Einsatzleiterin nicht in die Gespräche im Vorfeld eingebunden.

Augenzeugen: Selbst bewusstlose Fans wurden geschlagen und getreten

Die Linke-Landtagsabgeordnete Isabelle Vandré verlas Passagen eines Augenzeugen: Demnach hätten Beamte Fans angegriffen, die auf dem Boden liegenden Fans helfen wollten. Selbst Bewusstlose hätten „immer noch Schläge und Tritte erleiden müssen“. Der Helfer sei ins Gesicht geschlagen worden und der „Beamte grinste mich dabei noch an“.

Backhoff erwiderte, es habe bislang keine Anzeigen gegen Polizeibeamte wegen unrechtmäßiger Gewalt gegeben. Man werte diesen dem Ausschuss von Horlitz vorgelegten Brief aber als Anzeige und prüfe das. Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) stellte dagegen fest: „Es gab offensichtliche Vermummte, die Vorbereitungen trafen, den Zaun zu übersteigen und sich zu bewaffnen. Dann ist irgendwann Schluss mit der Deeskalation.“ FSV-Vereinschef Dirk Heinze hatte zuvor berichtet, dass im Gästeblock Handläufe abgesägt worden seien. „Ich war heilfroh, dass die Polizei einschritt.“ Der CDU-Abgeordnete Petke sagte dagegen: „Bei einer anderen Vorbereitung des Einsatzes wäre es möglich gewesen, eine solche Eskalation zu verhindern.“

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