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In der Frauen-Bundesliga ruht der Ball nicht mehr.

© imago images/Hartenfelser

Enttäuschung nach Corona-Pause: Turbine verliert trotz einer 2:0-Führung

Die Potsdamer Fußballerinnen unterliegen beim Bundesliga-Wiederbeginn durch zwei späte Treffer gegen den SC Freiburg. Erneut bot diese Paarung Spektakel in der aktuellen Saison. Vor dem Anpfiff waren auch kritische Töne zu vernehmen.

Von Tobias Gutsche

Freiburg - Es sah zunächst alles nach einem gelungenen Wiederbeginn in der Frauenfußball-Bundesliga für Turbine Potsdam aus - doch letztlich wurde das erste Spiel nach 13 Wochen Corona-Pause zu einer herben Enttäuschung aus Sicht der Brandenburgerinnen. Am Samstag verloren sie auswärts beim SC Freiburg mit 2:3 und gaben dabei eine 2:0-Halbzeitführung noch aus den Händen. "Das ist natürlich bitter", sagte Turbine-Cheftrainer Matthias Rudolph, dessen Team auf Tabellenplatz sechs abrutschte. "Wir haben trotz der langen Spielpause ordentlich reingefunden und eigentlich eine gute Leistung gezeigt." 

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Patzer von Debütantin Jamie Gerstenberg

Erstmalig seit dem 1:0-Heimsieg gegen die SGS Essen am 28. Februar war die Rudolph-Elf wieder auf dem Bundesligarasen gefordert. Malgorzata Mesjasz (19. Minute) und Caroline Siems (23.) brachten die Gäste in Führung. "Wir hatten an unsere Leistungen vor der Saisonunterbrechung angeknüpft - die Struktur stimmte, unsere Angriffe sahen gut aus", urteilte der Coach. "Defensiv haben wir etwas gewackelt, aber das blieb zunächst ohne Folgen."

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In der 56. Minute gelang Lisa Karl dann jedoch der Anschlusstreffer für das Breisgau-Team. "Aber das hat uns nicht wirklich aus der Bahn geworfen", fand Rudolph. Seine Mannschaft sei anschließend am Drücker gewesen, dem 3:1 nahe. "Wir hatten eine Drangphase, in der uns Freiburg kalt erwischte." Klara Bühl (88.) und Naomi Megroz (90.+1) sorgten mit einem späten Doppelschlag für die herbe Turbine-Enttäuschung in der "sonderbaren Geisterspiel-Atmosphäre" (Rudolph). Im leeren Möslestadion habe seine Truppe am Ende keine Fitnessprobleme offenbart, vielmehr hätten individuelle Fehler zu den Gegentreffern geführt, so der Potsdamer Trainer. Vor allem das 2:3 sei schmerzlich gewesen. Megroz profitierte davon, dass Torhüterin Jamie Gerstenberg einen Flankenball unbedrängt fallen ließ. Für die 17 Jahre alte Keeperin war das schwer zu verkraften - es war Gerstenbergs Erstligapremiere, bei der sie bis dato "ihre Sache super erledigt hatte", wie Rudolph einschätzte.

Gina Chmielinski besorgt um Gesundheit 

Der Youngster vertrat Stammtorhüterin Vanessa Fischer zwischen den Pfosten. Sie fehlte wie auch Top-Torjägerin Lara Prasnikar und Innenverteidigerin Sara Agrez wegen muskulärer Probleme. Es sind Zeichen dafür, dass der Wiederbeginn nach der coronabedingten Pause körperlich zusetzt. Turbine hatte drei Wochen zunächst nur in Kleingruppen üben dürfen und dann lediglich zwei Mannschaftstrainingswochen zur Vorbereitung auf den Re-Start. Nun folgen Spiele in dichter Folge.

Turbines Mittelfeldakteurin Gina Chmielinski zeigte sich vor dem Spiel in Freiburg daher auch kritisch. Bei aller Dankbarkeit, "mit meinen Mitspielerinnen wieder das Gefühl genießen zu können, gemeinsam auf dem Platz zu stehen", betonte sie auf ihrem Instragram-Profil den Gesundheitsaspekt. "Uns nach zehn Wochen ohne Ball am Fuß in mehrere englische Wochen zu schicken, da kann man von Glück reden, wenn am Ende der sechs Wochen noch eine verletzungsfreie Startelf auf dem Platz steht“, schrieb die 19-Jährige. Zudem haderte sie damit, dass der Fußball seinen Saisonbetrieb fortsetzt, sich damit einen höheren Stellenwert zuordne als anderen Sportarten. In Deutschland ist gemessen am Zuschauerschnitt bei den Frauen nicht der Fußball (unter 1000 Fans pro Partie), sondern Volleyball (rund 1400) am beliebtesten - diese Liga hatte bereits Mitte März konsequent die Saison vorzeitig abgebrochen.

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Dass der Start der Frauenfußball-Bundesliga nun zuweilen auch als Akt der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen beschrieben wird, kann Chmielinski nicht nachvollziehen. "Was hat es mit Gleichberechtigung zu tun, wenn die meisten Frauen kurzfristig Urlaubstage ihrer Berufe, die sie noch neben dem Profisport ausüben, in Anspruch nehmen müssen, um eine Quarantäne vor dem ersten Spiel zu gewährleisten und an Spielen in der Woche teilnehmen zu können.“

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Die Woche vor dem Liga-Wiederbeginn hatte das Turbine-Team kollektiv im Potsdamer Kongresshotel und beim Training im Luftschiffhafen verbracht, ehe die Reise nach Freiburg angetreten wurde. Diese Form der Trainingslager-Quarantäne ist jetzt nicht mehr vorgesehen, alle Involvierten der Mannschaft werden aber weiterhin regelmäßig auf eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus getestet. Die entstehenden Kosten werden durch einen Zuschuss aus der Männer-Bundesliga beglichen. Die vier Champions-League-Teilnehmer hatten insgesamt 7,5 Millionen Euro für Clubs der 3. Liga und 1. Frauen-Bundesliga zur Verfügung gestellt - jeweils fließen 300.000 Euro.

Rudolph schöpft trotz Niederlage Mut für Pokalspiel

Der Auftakt des "Projekts Saisonfortsetzung" verlief aus sportlicher Ebene nicht rund für Turbine. Aber der Spielverlauf reihte sich gut ein. Es war das dritte Duell zwischen Turbine und Freiburg in der aktuellen Saison - und zum dritten Mal ging es spektakulär zu. Im Liga-Hinspiel hatte Potsdam daheim nach einem 0:3-Halbzeitrückstand und einem zwischenzeitlichen 2:4 kurz vor Schluss den 4:4-Ausgleich geschafft, aber in der Nachspielzeit doch noch einen Gegentreffer kassiert. Und beim Achtelfinale des DFB-Pokals machte Turbine in Freiburg aus einem 0:1 ein 3:1 und zitterte am Ende einen 3:2-Sieg ins Ziel.

Dank dieses Erfolgs darf der dreimalige Cup-Gewinner am Mittwoch zum Viertelfinale antreten. Im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion ist die SGS Essen, die in der Ligatabelle Rang fünf belegt, zu Gast (13 Uhr/RBB). "Auch wenn wir in Freiburg verloren haben, kann uns der Auftritt Mut für das Pokalspiel geben", sagte Rudolph. "Die Richtung stimmte. Und mit der ersten Portion Wettkampfpraxis sollte es jetzt noch besser werden." Fest steht bereits: Zieht Turbine in die nächste Runde ein, müssten die Potsdamerinnen am 10. oder 11. Juni beim Sieger der Partie Bayer Leverkusen gegen TSG 1899 Hoffenheim ran.

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