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Das Potsdamer Team um Angreiferin Ana Escamilla (r.) trifft am Mittwoch daheim auf Kazan, am 18. Dezember folgt das Rückspiel in der Wolgastadt.

© Gerhard Pohl

Ein Meilenstein: SC Potsdam vor dem Debüt im Volleyball-Europapokal

Der SC Potsdam tritt zum ersten Mal im Volleyball-Europapokal an. Premierengegner beim kostspieligen Abenteuer ist der frühere Club-Weltmeister Dinamo Kazan. In Russland hat der SCP sogar eine „Agentin“.

Von Tobias Gutsche

Eugen Benzel ist ehrlich. Als ausgelost worden war, dass der SC Potsdam in der ersten Runde des CEV-Cups, dem zweithöchsten Volleyball-Europapokal, auf Dinamo Kazan trifft, brachen bei ihm zunächst keine Jubelstürme aus. Er sei sogar „ein bisschen geschockt“ gewesen, erinnert sich der SCP-Teammanager: Das Land Russland, die weite Auswärtstour, viel organisatorischer Aufwand für die Einreise und dazu auch noch eher mäßige Chancen auf das Weiterkommen ins Achtelfinale.

Weil die Verantwortlichen beim Bundesligakonkurrenten Schweriner SC wussten, dass Benzel genau einen solchen Gegner eigentlich nicht haben wollte, ließen sie ihm prompt eine scherzhafte Handynachricht zukommen. Eine Animation vom zwinkernden Wladimir Putin, dem russischen Staatspräsidenten. „Haha, schönen Dank auch“, habe sich der Potsdamer gedacht.

Nach drei Absagen wird nun die Eurocup-Herausforderung angenommen

Am Mittwoch um 19 Uhr findet nun das Hinspiel zwischen den SCP-Frauen und Kazan in der MBS-Arena statt. Und längst ist die Stimmung bei Benzel gekippt. Kein Frust ist mehr da. „Es herrscht einfach nur noch Vorfreude auf dieses Duell“, sagt er. Letztlich sei es doch „großartig“, bei der internationalen Premiere seines Vereins gleich einen derartigen Top-Gegner empfangen zu dürfen. Am 18. Dezember folgt das Rückspiel in der Wolgastadt. „Es ist auf jeden Fall das schwerste Los, das wir kriegen konnten“, meint Potsdams Mannschaftskapitänin Antonia Stautz. Kazan holte vor zwei Jahren den CEV-Cup. 2014 wurde gar die Champions League und Club-Weltmeisterschaft gewonnen. „Es wird eine neue, wertvolle Erfahrung für uns alle beim SC Potsdam“, so Stautz.

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Sportdirektor Toni Rieger nennt es einen „Meilenstein“. In den vergangenen Jahren hatte der seit 2009 erstklassige Brandenburger Verein laut Rieger schon dreimal die Möglichkeit geboten bekommen, im europäischen Wettbewerb anzutreten. Es wurde immer verzichtet. Zu groß sei die finanzielle Herausforderung gewesen. Doch nach der Saison 2018/19, in der das Team von Cheftrainer Guillermo Hernandez zum ersten Mal das Playoff-Halbfinale der Deutschen Meisterschaft erreicht hatte und letztlich Liga-Bronze erhielt, wurde viel daran gesetzt, endlich international spielen zu können. „Unser Etat konnte so gestaltet werden, dass wir das Abenteuer jetzt ohne Sorgen oder Risiko angehen können“, sagt Rieger.

"Dürfen uns vom großen Namen nicht lähmen lassen"

Es ist ein kostspieliges Abenteuer. Für die beiden Partien gegen Kazan kommen nach Angabe von Benzel Ausgaben in fünfstelliger Höhe zusammen. „Aber das ist es uns wert. Für den Verein, die Fans, die Stadt und das Land Brandenburg ist es eine coole Sache, sich unter Europas besten Mannschaften zu messen“, betont der Teammanager. Er verbucht das Ganze unter dem Schlagwort „Werbung“, denn: „Wir präsentieren uns und die Region auf einer großen Bühne.“ Daher wolle der SCP auch ein besonders guter Gastgeber sein. Dem Gegner wird extra eine Sightseeing-Tour durch Berlin spendiert, zudem bekommen die Kazaner einen Präsentkorb mit regionalen Spezialitäten.

Auf dem Feld aber sollen keine Geschenke verteilt werden. Zwar gilt Dinamo als Favorit, „allerdings kochen alle nur mit Wasser“, sagt Rieger. „Wir dürfen uns nicht vom großen Namen lähmen lassen, sondern auf die eigene Stärke vertrauen.“ Nach sieben Liga-Spieltagen hat der SCP als Tabellendritter bereits 17 Punkte eingefahren – Vereinsbestwert. Kazan kassierte in der russischen Super League derweil schon zwei Saisonniederlagen und war zuletzt auch nicht mehr die erste Adresse des Landes. Nach den fünf Meistertiteln in Serie von 2011 bis 2015 reichte es anschließend nur noch zu Platzierungen zwischen Rang zwei und vier.

Ex-Potsdamerin Drpa verlor jüngst mit ihrem neuen Team gegen Kazan

Vor dem Trip nach Deutschland gewann das Kazan-Team am Samstag in der Liga souverän mit 3:0 bei Jenissei Krasnojarsk, einer Mannschaft, die eine Potsdamer Note in sich trägt. Seit dieser Saison spielt dort Marta Drpa. Die Serbin war von 2016 bis 2019 Top-Scorerin und ein Publikumsliebling des SCP. Sie pflegt weiterhin einen engen Kontakt zum Brandenburger Club. Kazan sei ein Titelkandidat, habe etliche sehr große Spielerinnen, viel Qualität in Angriff und am Block, sagte Drpa nach der Partie. Sie empfiehlt ihrer Ex-Mannschaft: „Genießt das Match und spielt ohne Druck.“

Zwar bereite sich der SCP-Trainerstab um Hernandez bereits seit Tagen intensiv mit viel Videomaterial auf das Europapokalduell vor, „aber vielleicht hat Marta ja für uns auch intern noch ein paar weitere gute Tipps zu dem Gegner“, sagt Benzel und lacht. „Sie ist quasi unsere Agentin in Russland.“ Darauf ein Zwinkern zurück.

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