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Kohle für den Verein. Bevor am Samstag zahlreiche SVB-Fans gemeinsam die Pokal-Auslosung verfolgten, überreichten Ralf Schöfski (M.) und Maik Dudzak (r.) einen symbolischen Scheck an Vereinspräsidenten Thomas Bastian.

© Manfred Thomas

Sport: Duisburg kommt ins „Karli“

Nicht das ganz große Los, aber auch keine unlösbare Aufgabe

Pünktlich zur Öffnung der Stadiontore klarte dann auch der Himmel wieder auf. Die Fans des SV Babelsberg 03 hatten am Samstagabend zu halb sechs ins heimische Karl-Liebknecht-Stadion geladen, um die Auslosung für die erste Hauptrunde des DFB-Pokals gemeinsam zu verfolgen. Etwa 400 Anhänger folgten diesem Aufruf. Maik Dudzak und Ralf Schöfski, die für den SVB das Rettungsspenden- und das Bürgschaftskonto verwalten, fuhren kurz vor Beginn der Fernsehübertragung mit einer Karre Kohlen vor und überreichten sichtlich stolz die in den vergangenen Wochen durch viele verrückte und kreative Aktionen gesammelten Gelder an den neuen Vorstandsvorsitzenden Thomas Bastian. „Unsere Kohle für unseren Verein“ war auf dem dazu präsentierten Spruchband zu lesen.

„Bitte geht verantwortungsvoll mit dem Geld um“, wendete sich Dudzak an Bastian. Dieser nahm den Scheck in Höhe von 70 823,83 Euro merklich beeindruckt an. „Es ist nach wie vor nicht in Worte zu fassen, was diese Fans hier auf die Beine gestellt haben“, so Bastian, der natürlich ebenso wie die Fans genau weiß, dass dieses Geld nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist und die großen Summen jetzt von anderer Stelle kommen müssen.

Nahezu die gleiche Summe ist durch die Bürgschaften der Fans für ihren Verein zusammengekommen. „Dieses Geld wird in der kommenden Woche an die Bürgen zurückgezahlt,“ so Schöfski. „Es könnte aber durchaus sein, dass der ein oder andere sein Geld gar nicht wiederhaben will.“ Dann soll es auf das weiterhin bestehen bleibende Spendenkonto übertragen werden. Dass der Verein die Option der Fanbürgschaften nicht ziehen muss, liegt an der Übernahme der Bürgschaft für den fehlenden Deckungsbetrag im Etat durch die Deutsche Kreditbank.

Dann war großes Aufhorchen angesagt: Als Nationalspielerin Cèlia Okoyino da Mbabi die Kugel mit dem Logo des SVB zog, wurde es mit einem Mal still in der sonst sehr lebhaften Menge, die sich vor einem großen Flachbildfernseher hinter der neuen Ostblocktribüne sammelte. Der große Jubel brach mit dem Ziehen des Gegners nicht aus. Der MSV Duisburg wird nach 2007 ein zweites Mal in der ersten Runde am Babelsberger Park zu Gast sein. Vor vier Jahren behielt der damalige Bundesligist mit 4:0 die Oberhand. Dieses Mal reist der Zweitligist als Vorjahresfinalist in die Landeshauptstadt. „Leider ist es nicht der ganz große Fang geworden. Ein wenig hätten wir es schon verdient gehabt“, meinte Lutz Boede vom Fanbeirat.

So richtig begeistert schien nur Vorstandsmitglied Roland Schröder, der die Zebras aufgrund ihrer Finalteilnahme als zweitbestes Ergebnis titulierte. Viele Anhänger hofften entweder auf den ganz dicken Fisch wie Dortmund, Bayern oder Schalke, um das Stadion aus allen Nähten platzen zu sehen, beziehungsweise hielten es mit Trainer Dietmar Demuth, der sich eine sportlich machbare Herausforderung aus der zweiten Liga wünschte. Zu beidem passt der MSV sicher nicht.

„Dann ist es eben an uns, das Stadion mit begeisterten Nulldreiern zu füllen,“ sagte Thomas Bastian. In der derzeitigen Situation will sich niemand in Babelsberg die Euphorie und Aufbruchstimmung nehmen lassen. Das Erreichen der nächsten Runde würde in jedem Fall eine Menge zusätzlicher Einnahmen in die klamme Vereinskasse spülen. Und nach den Jahren 1999 gegen Unterhaching und 2006 gegen Hansa Rostock wäre es für die Nulldreier die dritte Überraschung im deutschen Vereinspokal. Und ganz unlösbar scheint die Aufgabe auf jeden Fall nicht zu sein.

Roman Böttcher

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