zum Hauptinhalt
Kräftezehrend. Die Cyclocrosser kämpften sich bei anspruchsvollen Bedingungen durch die Kiebitzberge. 

© Matthias Schütt

Deutsche Radcross-Meisterschaft in Kleinmachnow: Dreckige Angelegenheit

Deutschlands beste Rad-Crossfahrer genossen die Schlammschlacht bei der nationalen Meisterschaft in Kleinmachnow. Der gastgebende RSV Eintracht freute sich über einen Rekord, gute Ergebnisse sowie die Auftritte von aktuellen und einstigen Top-Athleten. 

Kleinmachnow - Matsch im Gesicht, Dreck zwischen den Zähnen und das Fahrrad von einer Schlammkruste überzogen. Cyclocrosser stört das wenig – eher im Gegenteil. Es ist Teil des Geschäfts und sorgt bei den Aktiven durchaus für Genuss. So gesehen auch am vergangenen Wochenende in den Kiebitzbergen von Kleinmachnow, wo der gastgebende RSV Eintracht 1949 die Deutsche Radcross-Meisterschaft ausrichtete. „Bis auf das Wetter war alles stimmig“, sagte Cheforganisator Walter Röseler. „Aber auf der anderen Seite gehört das zum Cross auch irgendwie dazu und hat die knapp 3000 Zuschauer nicht gestört.“ Denn Nieselregen und Graupe, niedrige Temperaturen sowie Wind prägten die äußeren Bedingungen für alle Beteiligten – auf und neben der Strecke. 

Rund 600 Zweiradsportler frönten der dreckigen Angelegenheit, drehten fleißig ihre Runden im Titelkampf. Für das nationale Championat war dies gleichzeitig ein neuer Teilnehmerrekord, wie Walter Röseler berichtete: „Das macht uns schon schon sehr stolz. Die Leute kommen eben gerne nach Kleinmachnow. Sie wissen, was sie an der Strecke haben.“ Nach dem Start auf Asphaltboden erstreckte sich die rund 2,9 Kilometer lange Schleife über eine tiefe Waldwiese, eine „Schnecke“ mit vielen Kurven, dazu einen Waldweg, Anstiege, jede Menge Sand auf dem Kiebitzberg und eine Brücke, die teilweise zum Springen einlud. „Es ist eine sehr schöne Strecke, wo die Zuschauer viel sehen können und nah dran sind. Wir haben uns als Verband hier wie zu Hause gefühlt. Es war eine Top-Veranstaltung“, lobte Günter Schabel, Vizepräsident Leistungssport im Bund Deutscher Radfahrer. 

Hanka Kupfernagel holt Silber, Paul Voss belegt Rang sieben

Seit 2003 konnte der RSV Eintracht 1949 nun schon zum vierten Mal die nationale Cross-Spitze begrüßen, musste die Titel aber anderen Sportlern überlassen. „Da müssen wir realistisch sein. Für uns sind die erzielten Leistungen aber schon super“, so Röseler. Als bestplatzierter RSV-Starter landete Arian Noga bei den Jungen der Altersklasse 11 auf Rang fünf. Achte Plätze gab es für die Teamkollegen Philipp Unterberger (Jungen U17) sowie für Birgit Unterberger im Frauen-Elitefeld. Dort fand sich in der Teilnehmerliste von 26 Starterinnen auch die vierfache Radcross-Weltmeisterin Hanka Kupfernagel wieder, die am Ende Silber holte. Besser war nur Titelverteidigerin Elisabeth Brandau aus Schönaich. „Es war nach so einer langen Rennpause megaschwer, aber ich bin einfach glücklich, dabei gewesen zu sein“, sagte Hanka Kupfernagel, die 2016 eigentlich ihre Karriere beendet hatte. Für das Rennen in Kleinmachnow stieg die Ex-Werderanerin aber wieder auf den Sattel. 

Ex-Radcross-Weltmeisterin Hanka Kupfernagel (l.) wurde Zweite und umarmte nach ihrem Comeback Siegerin Elisabeth Brandau.
Ex-Radcross-Weltmeisterin Hanka Kupfernagel (l.) wurde Zweite und umarmte nach ihrem Comeback Siegerin Elisabeth Brandau.

© Christoph Sicars/dpa

Bei den Herren gewann zum dritten Mal nacheinander Marcel Meisen (Stolberg). Der einstige Tour-de-France-Starter Paul Voß aus Potsdam wurde Siebter. Auch er nahm das Elitetreffen in den Kiebitzbergen zum Anlass, um zwei Jahre nach Karriereende nochmal in die Pedale zu treten. 

Viel Arbeit beim Auf- und Abbau der Strecke

Beste Sicht auf die neuen Deutschen Cross-Meister hatte Philipp Walsleben, einst groß geworden auf den Kiebitzbergen, der in diesem Jahr dem RSV-Helferteam in seiner Heimat angehörte. „Ich hänge emotional an der Strecke und habe mal einen anderen Blickwinkel auf so eine Veranstaltung bekommen. Es war sehr lehrreich für mich“, erklärte der sechsmalige deutsche Cross-Champion sowie frühere U23-Cross-Weltmeister, der mittlerweile seinen Fokus auf die Straßenwettbewerbe gelegt hat. 

Neben dem 31-Jährigen standen im Veranstaltungsteam des Cheforganisators Röseler noch 33 andere Helfer, für die mit Abschluss der Entscheidungen gestern noch lange nicht Schluss war. Denn während sich die Sportler frisch geduscht und sauber auf die Heimreise begaben, starteten bereits die ersten Abbauarbeiten auf dem Gelände. Allein 800 Meter Gitter müssen abtransportiert werden. „Schon am nächsten Sonntag werden die Sportler nichts mehr von einer Rennstrecke wiedererkennen“, sagte Röseler (mit dpa)

Matthias Schütt

Zur Startseite