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"Brandenburg läuft" sucht Teilnehmer für Big Step: Klotzbier will nun anderen beim Abnehmen helfen

Die Initiative "Brandenburg läuft" startet ihre Aktion „Big Step“. Übergewichtigen, inaktiven und sich ungesund ernährenden Menschen soll dabei geholfen werden, ihre Verhaltensweisen zu ändern. Unterstützung gibt es bei dem Projekt durch ein Vorbild in Sachen Veränderung: Michael Klotzbier, der einmal 160 Kilogramm wog.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Schritt um Schritt hat sich Michael Klotzbier dem großen persönlichen Ziel genähert. Und erreichte es am 25. September 2016, seinem 37. Geburtstag, auch tatsächlich, indem er den Berlin-Marathon bewältigte. Eine beachtliche Leistung, bedenkt man, dass dieser Marathoni Anfang 2015 noch 160 Kilogramm wog und nicht ansatzweise dazu fähig gewesen wäre, die magische Distanz von 42,195 Kilometern läuferisch zu meistern.

Klotzbier ist Pate bei der Aktion "Big Step"

Seinen mühseligen Weg bis dorthin machte Michael Klotzbier öffentlich. Per Internet-Blog und soziale Medien berichtete er über die gemachten Erfahrungen, zudem begleitete ihn ein Fernsehteam von „Spiegel TV“. Viele Menschen verfolgten interessiert die Entwicklung des stark Übergewichtigen, der sich bessern wollte. „Etliche fühlten sich, wie sie mir sagten, inspiriert. Ich habe eine Vorbildrolle übernommen“, erzählt Klotzbier. Knapp zweieinhalb Jahre nach seinem Start in ein neues Leben möchte er daher nun selbst Leuten dabei helfen, in eine gesunde, aktive Spur zu finden. Zusammen mit dem Potsdamer Fitness- und Lauftrainer sowie PNN-Autor Peter Könnicke, der Klotzbier bei seinem persönlichen Vorhaben von Anbeginn förderte und forderte, führt er als Pate das von "Brandenburg läuft" initiierte Projekt „Big Step“ durch.

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„Es geht dabei um Veränderung“, sagt Michael Klotzbier. Er selbst hat eine große hinter sich. Deutlich sichtbar, wie er so auf Potsdams Platz der Einheit sitzt – in Sportshirt, mit einer Fitnessuhr am linken Handgelenk und einem „I-love-Athletics“-Armband am anderen. Vor gar nicht allzu langer Zeit hatten Bewegung und Aktivität keinen derartig hohen Stellenwert für ihn. Zwar spielte der aus der Nähe von Fulda stammende Mann einst Fußball, schaffte es an der Seite von späteren Bundesligaprofis wie Sebastian Kehl, Timo Hildebrandt und Altin Lala bis in die Hessen-Auswahl, stand gar vor dem Sprung in die deutsche Junioren-Nationalmannschaft. Doch im wahrsten Sinne rissen ihn zwei Kreuzbandverletzungen im linken Knie aus der Sportlichkeit. „Mein Grundumsatz war dann natürlich viel niedriger, aber ich habe mich unverändert weiter ernährt“, sagt er.

Langsam und moderat anfangen, dann steigern

Sein Gewicht erhöhte sich. Immer mehr. So weit, bis Michael Klotzbier im Flugzeug von der Stewardess gefragt wurde, ob der Gurt noch zuginge, er nicht mehr in den Kinositz passte und ein Stuhl unter seiner Last zusammenbrach – mitten in einem Restaurant. „Durch diese und andere Sachen wurde mir klar: So geht es nicht mehr weiter.“ Eine Wette brachte letztlich den Stein ins Rollen: Der Online-Marketing-Experte nahm sich vor, in Berlin mit 40.000 anderen Menschen Marathon zu laufen.

An Jogging war jedoch erst einmal nicht zu denken. Durch eine bewusste Ernährung sowie gelenkschonendes Aqua- und Nordic-Walking sollten zunächst die Kilos purzeln. Es gelang. Binnen eines Dreivierteljahres von 160 auf etwa 110. „Das“, meint Michael Klotzbier, „waren meine ersten kleinen Puzzlestücke für das große Ganze.“ Und genau so sei auch das Programm „Big Step“ angelegt: „Man braucht Eigenmotivation und ein Ziel vor Augen, wie etwa den Start bei einem Lauf oder Radrennen. Darauf wollen wir die Teilnehmer vorbereiten, indem langsam und moderat angefangen und dann peu à peu gesteigert wird.“

Die große Bedeutung der Gemeinschaft

Dank seiner eigenen Erfahrungen wird sich Michael Klotzbier dabei bestens in die Lage der Mitmachenden versetzen können. Zum Beispiel beim ersten großen Knackpunkt. „Das ist, wenn plötzlich das Gewicht nicht mehr fällt, sondern aufgrund von vielen verschiedenen Faktoren etwas hochgeht“, sagt er. Aber: „Das gehört dazu. In diesem Moment darf man nicht verzagen oder zweifeln. Man muss das annehmen, akzeptieren und den bis dato eingeschlagenen Weg weitergehen. Die nächsten Erfolge werden kommen.“ Wichtig während dieser Phase sei laut ihm die Gemeinschaft. „Machst du so ein Projekt innerhalb einer Gruppe, wirst du definitiv von anderen mitgezogen und gepusht, wenn es mal Stillstand oder Rückschläge gibt.“ Und dann geht es wieder voran.

Weitere Fortschritte erhofft Michael Klotzbier auch für sich. Ursprünglich hatte er den Slogan „Micha halbiert sich“ ausgerufen, wollte also runter auf 80 Kilo. „Ein sehr hehrer Anspruch“, findet er heute und hält inzwischen 85 bis 90 Kilogramm für eher realistisch. Auf Biegen und Brechen oder im Eiltempo möchte er allerdings dort nicht hin. „Meine Maxime, die ich auch bei ,Big Step’ vermitteln werde, ist: Mit Spaß das Abnehmen in den Alltag zu integrieren – und das nachhaltig.“ Starke Jo-Jo-Effekte, wie sie häufig bei Crash-Diäten eintreten, sollen vermieden werden.

"Wir wollen helfen, die Kraft freizusetzen"

Nicht viel, aber immerhin ein bisschen mehr als zum Berlin-Marathon 2016, den er in 4:56 Stunden zurücklegte, zeigt die Waage beim gebürtigen Hessener derzeit an. 110 Kilo hatte er damals drauf, aktuell pendelt es zwischen 113 und 115. Woran liegt’s? Fehlende Disziplin? „Nicht wirklich“, entgegnet er. „Das ist eine Herausforderung, der sich dann auch die ,Big-Step’-Teilnehmer stellen müssen. Wenn erst einmal das große Ziel erreicht wurde, sackt zunächst alles etwas ab. Da ist die Rückfallquote sehr hoch. Deshalb muss man sich anschließend neu orientieren, ein neues Ziel suchen.“

Michael Klotzbier hat nun für dieses Jahr gleich drei gefunden. Den Marathon in Berlin rennt er wieder mit und möchte seine Zeit verbessern. Zudem bestreitet er im September den Volkstriathlon in Erkner und duelliert sich dabei mit der deutschen Volkslauf-Ikone Achim Achilles. Und drittens ist es „Big Step“. Dieses Programm sporne ihn „unheimlich“ an, weil es eine „spannende Mission“ sei. Er sagt: „Die Kraft, sich zu verändern, steckt in jedem selbst. Wir wollen helfen, sie freizusetzen.“ Schritt um Schritt.

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