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Brandenburg läuft: Laufender Übergang im Hippie- und Cowboylook

Während der Potsdamer Silvesterlauf traditionell Sport und Karneval kombinierte, geht es am kommenden Sonntag beim Caputher Seelauf schon wieder ums Tempo.

Von Tobias Gutsche

An vielen Orten in Potsdam waren sie von Freitag bis Sonntag bereits wieder zu sehen. Die Läufer. Im Neuen Garten, Park Sanssouci und Babelsberg sowie auch auf den Uferwegen der Havelgewässer legten sie ihre ersten Kilometer im Jahr 2016 zurück. Den Ausklang des vorhergehenden Jahres beging die Potsdamer Laufgemeinde derweil traditionell am 31. Dezember im und rund um den Luftschiffhafen. Beim Silvesterlauf des Potsdamer Laufclubs, einer Sportveranstaltung der etwas anderen Art.

Es sind Dinge wie der Knall einer Rakete als Startsignal, ein Sektstand als Zwischenhalt auf der 7,3 Kilometer langen Runde sowie ein Pfannkuchen als Belohnung nach der Zielüberquerung, die dem Lauf ein besonderes Flair verleihen. Und allen voran entfaltet sich dieses durch den karnevalistischen Charakter, denn viele Teilnehmer gehen in Verkleidung auf die Strecke. So waren bei der 19. Auflage am vergangenen Donnerstag unter den rund 300 Startern zum Beispiel ein Ninja-Kämpfer, ein Hippie aus der Flower-Power-Zeit und drei Wikinger zu finden. Den Preis für das beste Kostüm bekam ein Trio im Cowboy- und Indianer-Outfit. „Der Spaß steht hier im Vordergrund. Es geht darum, die Freude am Laufen in lockerem Rahmen zum Ende des Jahres noch mal miteinander zu teilen“, sagte Bianka Jäger aus Werder. Sie ist Jugend- und Junioren-Bundestrainerin im Kickboxen und trat stilecht mit Anzug und Handschuhen ihrer Sportart an.

Intime Atmosphäre im kleinen Starterfeld

Neben dem gemeinsamen Spaß wurde aber auch ein anderer Grund dafür genannt, warum man sich unmittelbar vor dem Jahreswechsel sportlich betätigt. „Es ist eine gute Gelegenheit, die Kalorien nach den opulenten Weihnachtstagen abzuarbeiten“, erklärte der Potsdamer Jörg Kepper mit einem Augenzwinkern und fügte beim Blick auf den wolkenlosen Himmel an: „Das Wetter lockt einen diesmal noch zusätzlich her.“

Ulrich Blanke erinnerte sich derweil an manch ein Jahr, „in dem wir durch einen halben Meter Schnee gerannt sind“. Das habe auch seinen Reiz gehabt, meinte der Kleinmachnower, für den Potsdams Silvesterlauf längst eine Traditionsveranstaltung sei. „Weil hier das Starterfeld nicht so groß ist“, meinte er, „herrscht eine intime Atmosphäre. Das gefällt mir deutlich besser als die riesigen Silvesterläufe in anderen Städten.“

Stefan Hendtke und Julia Brugger siegen

Während das Gros der teilnehmenden Läufer dieses Vergnügen in illustrer Runde genoss, machten einige andere noch mal richtig Tempo beim Jahresendspurt. Am schnellsten war dabei Stefan Hendtke, der in 23:21 Minuten eine Rekordzeit hinlegte. Für den früheren deutschen U18-Meister über 3000 Meter hatte 2015 der Abschluss seines Bauingenieurstudiums Priorität, weshalb er das Training etwas zurückschraubte und sich vornehmlich bei hiesigen Volksläufen statt bei überregionalen Bahn-Wettkämpfen der Konkurrenz stellte. Aufgrund seiner sportlichen Klasse kristallisierte sich der 24-jährige Athlet des SC Potsdam schließlich bei den Breitensportrennen als Dominator heraus. In der brandenburgischen Landeshauptstadt siegte er beim Havelufer- und rbb-Lauf, über 10 Kilometer beim Schlösserlauf sowie bei der Preußischen Meile. Hinzu kommen die Triumphe beim Belziger Burgenlauf und Nikolauslauf in Michendorf. Für 2016 wünscht sich Stefan Hendtke, der seit Dezember bei einem Werderaner Ingenieurbüro arbeitet: „Ich möchte im Beruf Fuß fassen. Und wenn es mir gelingt, einen guten Fluss zwischen Job und Training hinzubekommen, möchte ich auch sportlich wieder national richtig angreifen.“

Einen ähnlichen Spagat hat auch Silvesterlaufsiegerin Julia Brugger (27:53 Minuten) vor sich. Die 25-Jährige, die ab diesem Jahr nicht mehr für den SC Potsdam, sondern den Potsdamer Laufclub startet, tritt im März ihre Promotionsstelle beim Institut für Klimafolgenforschung auf dem Telegrafenberg an und wolle bis dahin „viel Zeit mit Laufen verbringen“, wie sie selbst sagt. Für ähnlich Laufbegeisterte bietet sich derweil bereits am kommenden Sonntag wieder die Möglichkeit, nach den ersten Trainings- nun auch die ersten Wettkampfkilometer 2016 zurückzulegen. Es steht der 24. Caputher Seelauf an, Station eins von elf im MBS-Cup.

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