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Ein Erfolg für jeden. Felix Ledwig (r.) gewann die zehn Kilometer vor Tom Thurley, der über fünf Kilometer der Beste war.

© Gerhard Pohl

Brandenburg läuft: Caputher Seelauf: Serientaten im Schneematsch

Beim Caputher Seelauf trugen sich zum wiederholten Male Lokalmatador Tom Thurley und Felix Ledwig aus Berlin in die Siegerliste ein. Und das unter den Augen der beiden Seelauf-Begründer, die zur 25. Auflage stolz auf die Entwicklung der Veranstaltung blickten.

Von Tobias Gutsche

Bereits wenige Sekunden nach dem Zieleinlauf begannen Tom Thurley und Felix Ledwig, ihren gestrigen Wettkampftag auszuwerten. Thurley gratulierte Ledwig erst einmal zu dessen souveränen Sieg beim Zehn-Kilometer-Rennen des Caputher Seelaufes, woraufhin der Gewinner dem Zweitplatzierten wiederum Respekt dafür zollte, dass dieser direkt zuvor schon die Fünf-Kilometer-Distanz bewältigt hatte. Als unangefochten Schnellster. „War dann sicher hart beim zweiten Start“, mutmaßte Felix Ledwig. Ein Kopfnicken kam als Antwort von Tom Thurley. Und er meinte: „Am Ende hat einfach die Kraft gefehlt.“

Dementsprechend konnte der Lokalmatador aus der Schwielowseegemeinde, der inzwischen für den Potsdamer Laufclub startet, seinem Kontrahenten von den „Diehloer Hügelläufern“ nicht mehr folgen. Für Ledwig bedeutete der gestrige Triumph den Caputh-Hattrick, denn nach 2015 und 2016 gewann er nun zum dritten Mal hintereinander über zehn Kilometer beim Seelauf. Jener Wettkampf ist für den gebürtigen Eisenhüttenstädter und jetzigen Berliner zu einer persönlichen Tradition geworden. „Das ist meine Neujahrseröffnung. Es macht immer wieder Spaß hier. Ein schöner Lauf“, sagte der 25-Jährige, der vorigen Oktober Platz 17 bei der deutschen Marathon-Meisterschaft in Frankfurt am Main belegt hatte.

Anspruchsvolle Rutschpartie durch Caputh

Auch diese Saison sind die nationalen Titelkämpfe in der ausdauerläuferischen Königsdisziplin sein Jahreshöhepunkt, auf den hingearbeitet wird. Der Abstecher nach Caputh war dafür ein guter erster Impuls, denn die Bodenverhältnisse verlangten Geist und Körper eine Menge ab. „Durch den Schnee“, erklärte Felix Ledwig, „war es rutschig. Da muss man ordentlich aufpassen. Aber auf so einem Untergrund zu laufen, gibt auch Kraft für die Beine. War also super Training.“

Genauso schätzte es auch Tom Thurley ein, der gestern wie Ledwig eine Serientat im Schneematsch beging. Sein Name steht nun nämlich zum fünften Mal in der Siegerliste des Seelaufes. 2004 und 2005 hatte er als Jungspund den Zwei-Kilometer-Schnupperlauf gewonnen, 2014 und 2015 dann jeweils den „Fünfer“, den er dieses Jahr wieder für sich entschied. Damit ist Tom Thurley zugleich der erste Führende im MBS-Cup 2017, schließlich ist Caputh der Auftakt zur märkischen Sparkassenlaufserie. „Bei meinem Heimrennen möchte ich natürlich immer gut dastehen. Ich denke, das ist mir mit Platz eins und zwei gelungen“, bilanzierte der 23-Jährige.

Teilnehmerzahl war "blanker Wahnsinn"

Neben Felix Ledwig und Tom Thurley war Florian Kuphal (OSC Potsdam) der dritte männliche Sieger des Tages. Er legte den Schnupperlauf am schnellsten zurück. Anja Knackstedt (zwei Kilometer/Caputher SV), Eileen Nerger (fünf Kilometer/gotorun/Runners Point Potsdam) und Diana Heyder (zehn Kilometer/gotorun) waren bei den Damen die Besten innerhalb des insgesamt 657 Teilnehmer umfassenden Starterfeldes. „Dass bei derart schwierigen Bedingungen so viele Leute mitmachen, ist der blanke Wahnsinn“, staunte Tom Thurleys Vater Bernd. Er gehört zum Organisationsteam des Volkslaufes, der am Sonntag seine nunmehr 25. Auflage erlebte.

Urväter des Seelaufs. Zum 25. Mal fand der Wettbewerb in Caputh statt. Alfred Engfer (l.) und Günter Böhm hoben ihn einst aus der Taufe und standen beim Jubiläum an der Strecke.
Urväter des Seelaufs. Zum 25. Mal fand der Wettbewerb in Caputh statt. Alfred Engfer (l.) und Günter Böhm hoben ihn einst aus der Taufe und standen beim Jubiläum an der Strecke.

© Gerhard Pohl

Dem Jubiläum wohnten auch Günter Böhm und Alfred Engfer von Anfang bis Ende aller Rennen im Start-Ziel-Bereich bei. Die beiden fast 80-Jährigen sind die Urväter des Caputher Seelaufes, der 1993 erstmalig stattfand. „Mit 84 Teilnehmern“, erinnerte sich Günter Böhm und befand: „Wenn man sieht, was daraus geworden ist, dann macht einen schon stolz, dass man den Anstoß dazu gegeben hat.“

Zunächst ein Ersatz, nun etablierte Größe

Die Idee für das Event in Caputh war damals eine Reaktion auf das Aus des Neujahrslaufes von Turbine Potsdam, erläuterte Alfred Engfer: „1992 hatten die bei Turbine gesagt, sie haben kein Geld mehr dafür und machen das nicht mehr weiter.“ Die Caputher Kompagnons Engfer und Böhm beschlossen daraufhin: Ein Ersatz muss her – der Seelauf in ihrem Heimatort wurde erdacht und anschließend etabliert. „Es ist erstaunlich, wie viele Berliner immer hierherkommen“, sagte Günter Böhm. „Die schwärmen von der schönen Strecke. Durch Idylle direkt am Wasser entlang laufen zu können, ist in Berlin ja kaum möglich.“

Allerdings fallen die Uferpassagen auch mitunter der Witterung zum Opfer. Wie schon voriges Jahr musste auch gestern wegen Glättegefahr die Route abgeändert werden. Sicherheit geht in diesem Fall vor Schönheit. Apropos Schönheit – dazu konnte Alfred Engfer auch noch ein paar Anekdoten aus 25 Jahren Caputher Seelauf erzählen. „Es war schon amüsant, wie die Leute hier teilweise aussahen, als sie ins Ziel gekommen sind. Voll mit Schlamm, weil der Boden aufgeweicht war. Oder bei klirrender Kälte mit eingefrorenen Vollbärten.“

Bei jedem Wetter lockt der Seelauf viele Aktive

Doch egal, wie die äußeren Umstände sind, ob nun herrlicher Sonnenschein, frostige Temperaturen, schmuddeliger Regen oder wie diesmal glitschiger Neuschnee: Der Caputher Seelauf lockt stets große Scharen von Aktiven an. „Läufer sind eben ein hartgesottenes und verrücktes Völkchen“, meinte Günter Böhm, während die Fünf-Kilometer-Teilnehmer über die Ziellinie spurteten, und fügte lächelnd hinzu: „Zur Not würden die hier auch mit Schlittschuhen die Runde drehen.“

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