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Ein Ort für Boxen und mehr - das wünscht sich der USV in Potsdam.

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Boxen in Potsdam: Fair-Projekt kämpft um die nächste Runde

Beim Box-Trainingsangebot des USV Potsdam werden inzwischen rund 100 Flüchtlingskinder betreut. Ein wertvolles Projekt. Doch die Projektfinanzierung und die örtlichen Bedingungen bereiten Sorgen.

Es ist eng geworden im alten Boxkeller der Universität Potsdam. Nachdem Felix Hoffmann vor vier Jahren begonnen hatte, interessiertem Nachwuchs das Boxen beizubringen, fliegen in dem kleinen Boxraum unentwegt die Fäuste. Vor allem in Familien von Geflüchteten sprach sich das Angebot schnell herum – so wie sich beim Universitäts-Judo- und Kampfsportverein UJKC viele Flüchtlingskinder zum Training anmeldeten, kamen auch viele zum Boxen des Unisportvereins Potsdam (USV).

Seit 2018 wird das unter dem Namen „Fair in Potsdam“ laufende Projekt von der „Aktion Mensch“ finanziell unterstützt – ebenso durch die EWP, die ProPotsdam, die ILB und die MBS-Stiftung. Die Landeshauptstadt Potsdam fördert das „Fair“-Projekt im Rahmen des PLUS-Förderprogramms im Schuljahr 2019/20 an drei Potsdamer Schulen mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 24.080 Euro. Ende nächsten Jahres endet die Förderung, weshalb Box-Trainer- und Projektleiter Hoffmann bereits alle Anstrengungen unternimmt, um das Programm am Leben zu halten.

Sportliche Jugendsozialarbeit und Gewaltprävention

Schließlich werden inzwischen 100 Kinder aus Flüchtlingsfamilien in der Kunst des Boxens trainiert. Täglich finden Trainingsstunden statt, donnerstags ausschließlich für Mädchen und Frauen. „Schnell haben wir gemerkt, dass allein die sportliche Betreuung nicht ausreicht und es um viel mehr geht“, sagt Hoffmann. Viele der Kinder und deren Familien brauchten Hilfe bei Behördengängen oder Anmeldungen an Schulen. „Da gab und gibt es viele Probleme und Missverständnisse, bei denen man den Menschen zur Seite stehen muss“, sagt Hoffmann.

Felix Hoffmann leitet das Projekt beim USV.
Felix Hoffmann leitet das Projekt beim USV.

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Mit den zunehmenden Aufgaben und Herausforderungen ist auch das „Fair“-Team gewachsen: Neben Hoffmann als Projektleiter arbeiten zwei Sozialpädagogen sowie Studenten als Trainer und Trainerassistenten in dem zehnköpfigen Team.

Die Potsdamer Schulen, mit denen das „Fair“-Team zusammenarbeitet, bescheinigen Hoffmann zufolge einen großen Bedarf an sportlicher Jugendsozialarbeit und Gewaltprävention. „Die Nachfrage nach unserer Arbeit reißt nicht ab“, sagt er. Der kleine Sportraum an der Uni reicht inzwischen nicht mehr aus: „Wir brauchen mehr Raum für unsere tägliche Arbeit, also das Boxen und die begleitenden pädagogischen Maßnahmen“, so der Projektleiter.

Im Potsdamer Bürgerhaushalt zur Abstimmung gestellt

Mit den zuständigen Ämtern der Potsdamer Stadtverwaltung pflege er einen guten Kontakt. „Dort weiß man um unseren Bedarf an geeigneten Räumen sowohl für das Training als auch für die Sozialarbeit, es wird uns grundsätzliches Interesse signalisiert“, sagt Hoffmann. Gleichwohl ist eine Lösung derzeit nicht in Sicht. Um die weitere Finanzierung zu sichern, steht das Projekt – neben 39 weiteren Vorschlägen – auch im Potsdamer Bürgerhaushalt zur Abstimmung, die noch bis zum kommenden Freitag online möglich ist.

Der Stadt Potsdam liegt derzeit noch kein entsprechendes Konzept zur Begutachtung und Votierung vor, das Fair-Projekt in den Jugendförderplan oder die mittelfristige Haushaltsplanung aufzunehmen. Daher soll das laufende Projekt in der zweiten Jahreshälfte 2020 ausgewertet und dann eine mögliche Aufnahme in den kommenden Jugendförderplan geprüft werden.

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