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Die Show gehört beim American Football dazu. Wie viel es davon in der neuen Saison bei den Potsdam Royals geben wird, hängt auch von den Baumaßnahmen im Luftschiffhafen ab.

© Gerhard Pohl

American Football: Philosophiewechsel bei den Potsdam Royals

Die American Footballer der Potsdam Royals erwarten eine Saison mit vielen Unbekannten - im Team und rund um das Stadion.

Wenn am Wochenende der Super Bowl ausgetragen wird, das Endspiel der US-amerikanischen Football-Liga NFL, schaut die Welt ins Hard Rock Stadium in Miami. Mehr als 65.000 Plätze, eine überdachte Arena, super teuren VIP-Logen. Attribute, die das Stadion zu einer der teuersten Spielstätten der Welt machen. Sie mit der Heimspielstätte der Potsdam Royals zu vergleichen, wäre so absurd wie ein Wochenendausflug zum Mond.

Mangelhafte Kommunikation

Die American Footballer aus Brandenburg spielen im Stadion im Luftschiffhafen: eine grüne Wiese, umrandet von einer löchrigen Tartanbahn und vor einer alten Holztribüne. Das in die Jahre gekommene Oval soll saniert werden, ab diesem Frühjahr für 3,2 Millionen Euro. Was wann genau geschehen soll, ist zumindest Royals-Präsident Stephan Goericke und seinem Trainerstab unklar: „Wir haben keine Informationen, wie viel Baustelle es sein wird, wenn wir im Mai mit dem Liga-Betrieb beginnen“, sagt Goericke. Immerhin: Wenn am 10. Mai das erste Punktspiel in der German Football League (GFL) gegen die Kiel Baltic Hurricans ausgetragen wird, ist der Platz auf dem Luftschiffhafen bespielbar. Dieses hat die Stadt den Footballern zugesichert. Welche Baumaßnahmen jenseits des Rasens bereits begonnen haben, ist indes fraglich. „Wäre aber gut zu wissen“, befindet Goericke und erklärt: „American Football und unser Verein leben vom dem Drumherum bei den Spielen.“ Catering, Showprogramm, Kinderattraktionen küren einen Spieltag und sind wichtige Faktoren bei der Vermarktung. Doch könne der Bundesligist schwer mit Sponsoren verhandeln, wenn er nicht weiß, wie diese zum Zuge kommen können. Angesichts der bislang fehlenden Kommunikation über den geplanten Bauablauf, für den die städtische Luftschiffhafen GmbH zuständig ist, fehle Goericke die Fantasie, wie die Spieltage der Royals in dieser Saison aussehen können. Er befürchte finanzielle Einbußen und einen Imageverlust.

„Wir haben keine Ahnung, wie wir uns in der kommenden Saison unseren Zuschauern präsentieren können und wie die Übertragung unserer Spiele funktionieren kann“, moniert auch Micheal Vogt, Cheftrainer und zugleich Vize-Vorstandschef. „Das ist alles Murks“, beklagt er, „da habe ich mir aus sportlicher Sicht mehr Absprachen gewünscht.“

Micheal Vogt, Cheftrainer und Vize-Vorstandschef der Potsdam Royals.
Micheal Vogt, Cheftrainer und Vize-Vorstandschef der Potsdam Royals.

© Gerhard Pohl

Goericke prophezeit eine „schwierige und komplexe Saison“. Aber nicht nur wegen der zu erwartenden atmosphärischen Störungen. Auch sportlich wird es im dritten Jahr in Deutschlands Football-Oberhaus für die Royals spannend. Nachdem in den vergangenen Jahren der Höhenflug der Potsdamer forciert wurde, spricht Goericke nunmehr von einem strategischen Vorgehen. „Die Zeit der schnellen Erfolge war notwendig. Jetzt gilt es, dass wir uns etablieren und stabilisieren“, sagt der Unternehmer und Hauptförderer des Vereins. Heißt: Die Royals wollen talentierte Spieler entwickeln und längerfristig binden, den eigenen Nachwuchs stärken, Kooperationen mit unterklassigen Klubs schließen, um so aus eigenen Kräften ein „breites Fundament für die Zukunft“ zu schaffen.

Ein Kommen und Gehen

Es ist ein Philosophiewechsel, den die auch Liga-Konkurrenz den Royals auferlegt. Denn zahlreiche Bundesligavereine rüsten finanziell auf für eine Sportart, die in Deutschland immer mehr an Popularität gewinnt. „Andere Vereine sind wesentlich schlagkräftiger als wir, die zahlen das Dreifache an Gehalt“, weiß Vogt. Folge: Fast alle Royals-Leistungsträger der vergangenen Saison und Spieler, die sich in den Fokus gespielt haben, wanderten zu GFL-Rivalen ab. „Es wird immer schwerer, da mitzuhalten“, sagt Vogt und ist dennoch überzeugt, für die neue Saison einen konkurrenzfähigen Kader verpflichtet zu haben. „Es sieht gut aus“, betont er, „alle Starterpositionen sind bereits besetzt.“ Promintester Neuzugang ist Quarterback Zack Greenlee. Der gebürtige Kalifornier kam Anfang vergangenen Jahres aus dem höchsten College-Level in die GFL zu den Dresden Monarchs und wechselt nun von der Elbe an die Havel. „Mit dem Abstieg wollen wir nichts zu tun haben, aber ob die Playoffs möglich sind, ist schwer zu sagen.“

Verzichten bei dieser Mission muss der Cheftrainer auf seinen bisherigen Defense-Coach Joseph Tricario. Der US-Amerikaner, der wertvolle Erfahrungen aus dem College-Football mitbrachte, wird aufgrund der mäßigen Rahmenbedingungen für Training und Videoanalysen sein Engagement in Potsdam nicht fortsetzen. Sein Weggang bezeichnet Goericke als Tribut für die „komischen Bedingungen, die wir haben und mit denen es schwer ist, ernsthaft mitzumischen“. Umso angetaner ist er von David Saul, der 2018 seine aktive Spielerkarriere bei den Royals beendet und seitdem als Teammanager und im Scouting fungiert. „Er spielt eine exzellente Rolle", lobt der Vereinschef.  

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