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Attraktive Route. Teilnehmer des Potsdamer Schlösserlaufes sehen zahlreiche Sehenswürdigkeiten auf der Strecke - zum Beispiel die Russische Kolonie Alexandrowka.

© Manfred Thomas

13. Potsdamer Schlösserlauf: „Schön, aber schwierig“

Tausende Athleten bewältigen bei Hitze die anspruchsvolle Strecke des Potsdamer Schlösserlaufs. Mit dabei waren Läufer aus ganz Deutschland, Dänemark, Tschechien oder der Schweiz - und eine Sportlerin kam sogar aus Ostasien.

Die weiteste Anreise zum 13. Potsdamer Schlösserlauf hatte Lin Jung Ching hinter sich. Die 30-Jährige kommt aus Taiwan und wird bis zum August in Berlin an einer Sprachschule Deutsch lernen. Am vergangenen Montag ist sie angekommen und eine der ersten Handlungen der leidenschaftlichen Läuferin war, im Internet nach einem Lauf zu suchen. „Und so habe ich Potsdam entdeckt“, erzählte sie. Auf ihrer sportlichen Erkundungstour durch Potsdams Schlossgärten habe sie dann am gestrigen Sonntag erahnen können, „wie schön es hier ist, sodass ich unbedingt noch einmal wiederkommen muss“, sagte sie nach ihrem Halbmarathon. Der wurde nicht wirklich zur genussvollen Sightseeing-Tour, denn es war „super hot“, wie sie meinte. Und außerdem war sie schnell unterwegs: Mit 1:30:12 Stunden wurde Lin Jung Ching Gesamt-Dritte.

Die Hitzeschlacht hatte die Taiwanesin nicht exklusiv. Praller Sonnenschein und hohe Temperaturen bereits zum Start um 9 Uhr machten den Schlösserlauf zu einer besonderen Herausforderung. „Das war ganz schön warm“, stöhnte Siegerin Karsta Parsiegla (SCC Berlin/1:28:26). Es war nicht ihr erster Triumph über die 21,1 Kilometer in Potsdam, „doch ich bin jedes Mal überrascht, wie schwierig die Strecke ist“. Kleine Anstiege und der ständige Wechsel von Asphalt, Parkwegen und Kopfsteinpflaster würden immer wieder einen Rhythmuswechsel verlangen. „Das kostet Kraft“, erklärte Parsiegla, die am Ende neun Sekunden Vorsprung vor der Zweitplatzierten Patricia Rolle (LG Nord Ultrateam) hatte.

Kräfte besser eingeteilt

„Schön, aber schwierig“, urteilte auch Sebastian Heinrich vom SCC Berlin über die Halbmarathon-Strecke. Der 36-Jährige drückte vom Start weg aufs Tempo, hatte zwischenzeitlich über eine Minute Vorsprung und wurde anderthalb Kilometer vor dem Ziel noch eingefangen – vom Sieger Peter Könnicke (gotorun/ 1:17:54). „Erfahrung hat mich besiegt“, meinte Heinrich (1:18:24) nach dem Zieleinlauf. Tatsächlich hielt sich Könnicke zunächst zurück: „Bei den Temperaturen musste man sich die Kräfte gut einteilen. Außerdem weiß ich als Potsdamer, dass der Kurs nicht einfach ist und er ein paar fiese Passagen hat, die einen auch Körner ziehen können“, so der 46-Jährige. Doch gestern bekam er noch einmal Rückenwind, als er bei Kilometer 16 das Blaulicht des Begleitmotorrades an der Spitze näher kommen sah.

Mit 4431 angetretenen Läufern, davon 2851 Halbmarathonis, untermauerte der Schlösserlauf seine Popularität als größter Volkslauf im Land Brandenburg. Das Rennen durchs Unesco-Welterbe vorbei an königlichen Schlosskulissen im Babelsberger Park, im Neuen Garten und in Sanssouci lockte Athleten aus ganz Deutschland, aber auch aus Dänemark, Tschechien oder der Schweiz. Die Nationalität des Siegers im Zehn-Kilometer-Rennen ist Algerien, „doch ich lebe schon seit zehn Jahren in Berlin“, sagte Lukas Pflöck (Nike Running Club). Er startete zum ersten Mal in Potsdam und lieferte sich mit Dennis Heberer (Kimbia Sports) einen intensiven Zweikampf bis auf die Ziellinie und hatte am Ende mit 34:37 Minuten drei Sekunden Vorsprung. Dritter wurde Smret Tesfahus (Kimbia Sports/34:53).

Musikalische Motivation auf der Strecke

Bei den Frauen wollte Jasmin Beer (Kimbia Sports) es bei ihrem zweiten Schlösserlauf-Start besser machen als im Vorjahr. „Da bin ich viel zu schnell losgelaufen und wurde am Ende Sechste“, erinnerte sich die 17-Jährige, die vor wenigen Wochen Dritte bei der deutschen U23-Halbmarathon-Meisterschaft geworden war. Und gestern siegte sie in 38:33 Minuten vor Linda Borgmann Power (43:59) und Janina Paul (Runners Point Potsdam/44:14). Unterstützt wurden die Läufer von zahlreichen Zuschauern an der Wegstrecke, einige Potsdamer sorgten mit Wasserschläuchen und Duschen am Straßenrand für gern angenommene Erfrischung. Erfolgreiche Premiere feierte zudem die Idee, an mehreren Stationen das Läuferfeld mit Klängen von Künstlern der Musikschule Potsdam zu empfangen und zu motivieren.

Fritz Pöge

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