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Landeshauptstadt: Zwölfgeschosser in der Waldstadt

Die Genossenschaft „Karl Marx“ plant ein neues Quartier. Dafür wird die Sero-Halle verschwinden

Waldstadt - Ein Zwölfgeschosser und eine dreigeschossige Häuserzeile, insgesamt 81 Wohnungen, ein Gemeinschaftsraum und Platz für die Kletterer des Potsdamer Alpenvereins: Das sieht der Siegerentwurf für ein neues Wohnquartier der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ Potsdam eG auf dem Grundstück Zum Kahleberg 28 vor. Bei dem Architektenwettbewerb, den die Genossenschaft ausgelobt und zu dem sie fünf Büros eingeladen hatte, setzte sich das Berliner Büro Bruno Fioretti Marquez Architekten durch. Wann das Projekt umgesetzt werden kann, ist noch offen, wie Genossenschaftschef Bodo Jablonowski den PNN sagte. Im kommenden Jahr wolle man zunächst mit der Genehmigungsplanung beginnen – einen Bebauungsplan gibt es für das Areal nicht, daher ist mit einer längeren Planungsphase zu rechnen. Wann es an die Realisierung gehen kann, ist daher noch unklar. Auch die Investitionssumme steht noch nicht fest.

Für das Projekt in der Waldstadt soll die frühere Annahmestelle der DDR-Sekundär-Rohstofferfassung (Sero) abgerissen werden. Das Gebäude, das derzeit als Kletterhalle genutzt wird, steht auf dem Grundstück, um das es geht. Alternativen für die Kletterer seien eine Bedingung bei dem Wettbewerb gewesen – und alle fünf Büros hätten das auch in ihrem Entwurf berücksichtigt, sagt Ines Schenke, die den Wettbewerb als Abteilungsleiterin Bautechnik bei der Genossenschaft betreute. Die Halle sei in einem schlechten Zustand und nicht mehr haltbar. Mit dem Alpenverein habe man über die Pläne gesprochen.

Der Architektenwettbewerb war für die Genossenschaft eine Premiere. Der Aufwand in finanzieller und zeitlicher Hinsicht habe sich gelohnt, sagt Schenke, die selbst auch Architektin ist. Ein solcher Wettbewerb komme der architektonischen und städtebaulichen Qualität zugute, betont sie. In der vierköpfigen Jury saßen neben Potsdams Stadtplanungschef Andreas Goetzmann und dem Technikchef der Genossenschaft, Sebastian Krause, auch die beiden renommierten Architekten und Professoren Jörg Springer und Ivan Reimann. Begleitet wurde der Wettbewerb außerdem von der Architektenkammer. Bei dem sogenannten Einladungswettbewerb wurden fünf Büros um Entwürfe gebeten, die Auswertung erfolgte anonymisiert.

Zur Vorbereitung habe die Genossenschaft in Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt sogenannte Kubaturstudien anfertigen lassen. Dabei geht es darum, wie viel Baumasse das Grundstück, das bis an den Waldrand reicht, überhaupt verträgt. Ausgezeichnet wurden letztendlich der erstplatzierte und der zweitplatzierte Entwurf – letzterer stammt vom Potsdamer Büro 3PO Bopst Melan Architektenpartnerschaft, das unter anderem die Sanierung des Filmmuseums verantwortet hat. Neben den Preisgeldern für die Sieger in Höhe von 6000 Euro und 4500 Euro erhielten alle Teilnehmer ein Bearbeitungshonorar von 4000 Euro.

Am Entwurf von Bruno Fioretti überzeugte die Jury die gelungene Ergänzung der städtebaulichen Struktur des Stadtteils. Das Hochhaus setze „den einzig plausiblen Punkt im Siedlungsgrundriss“. Damit gelinge „die geringste Beanspruchung von Fläche und Waldbestand bei weitestgehender Offenheit und Durchlässigkeit“.

Das Hochhaus im Siegerentwurf sei auch für die Genossenschaft eine Überraschung gewesen, sagt Bodo Jablonowski. Als nordwestlicher Endpunkt und Übergang zur Teltower Vorstadt schließe er das Wohngebiet aber sinnvoll ab. „Mit dem Riegel und dem Turm gibt es eine klare Lesbarkeit für das Grundstück.“

Durch den Entwurf kommen sogar mehr Wohnungen zustande als zunächst geplant, wie Ines Schenke erklärt: Die Genossenschaft hatte mit 60 bis 80 Wohnungen gerechnet, nun können es 81 werden. Neben dem Bereich für die Kletterer werde es auch einen Gemeinschaftsbereich für Feiern und Zusammenkünfte geben. Außerdem ist eine Wohnung als barrierefreie Wohngemeinschaft geplant – eine Art Pilotprojekt. Die Mitglieder der Genossenschaft würden immer älter, möchten aber auch mit gesundheitsbedingten Einschränkungen in ihrem angestammten Wohngebiet bleiben, berichtet Ines Schenke. Denkbar sei eine WG für Ältere, die dort betreut wohnen können.

Die Genossenschaft „Karl Marx“ ist Potsdams größte Wohnungsgenossenschaft. Sie investiert derzeit auch 25 Millionen Euro in ein neues Quartier zwischen den Straßen Zum Jagenstein und Zum Kahleberg. Dort wurde im Oktober Richtfest gefeiert (PNN berichteten).

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