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Ausgeschlafen? Nach den gescheiterten Plänen des Eigentümers Henrik Aldinger für ein großes Einkaufszentrum wurde es ruhig um die Gewerbebrache im Kirchsteigfeld. Nun will die Stadt bei der Entwicklung des Areals die Initiative übernehmen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Zwangsmaßnahmen im Kirchsteigfeld

Rathaus will die Gewerbebrache von Investor Henrik Aldinger an der Ricarda-Huch-Straße zum Entwicklungsgebiet machen

Von Peer Straube

Kirchsteigfeld - Im seit Jahren schwelenden Streit um die Entwicklung der Gewerbebrache im Kirchsteigfeld will die Stadt dem Eigentümer Henrik Aldinger jetzt die Daumenschrauben anlegen: Das Rathaus will untersuchen lassen, ob das Areal zwischen der Autobahn 115, der Trebbiner, der Ricarda-Huch-Straße und Am Hirtengraben zum Entwicklungsgebiet erklärt werden kann. Das geht aus einer Beschlussvorlage für die Stadtverordnetenversammlung hervor, die den PNN vorliegt. Auf dem Gelände tut sich seit Jahren nichts. Ein dort vor vier Jahren von Aldinger geplantes riesiges Einkaufszentrum mit dem Namen „Drewitz-Park“ war bekanntlich am Widerstand der Stadtpolitik gescheitert.

Sollte das insgesamt gut 25 Hektar große Gebiet tatsächlich Entwicklungsgebiet werden, wären Aldinger bei der Entwicklung die Hände gebunden. Denn mit einer solchen Festsetzung griffe die Kommune zum, wie es Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) einst ausdrückte, „schärfsten Instrument des Städtebaurechts“. Die Stadt würde das Areal dann unter der Federführung eines von ihr beauftragten Entwicklungsträgers, etwa der hauseigenen Pro Potsdam, nach ihren Vorstellungen entwickeln lassen. Um Spekulationen vorzubeugen, würde außerdem der Bodenwert des Grundstücks auf dem Stand von 2014 eingefroren. Laut einem von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachten ist das Areal aktuell rund 2,2 Millionen Euro wert.

Das prominenteste Beispiel für einen solchen Schritt ist das frühere Kasernengelände in Krampnitz. Dort wollte die Stadt verhindern, dass eine Gesellschaft um den Hannoveraner Anwalt Ingolf Böx lukrative Flächen gewinnbringend weiterverkauft statt das Areal in Gänze zu entwickeln. Böx und die Stadt liefern sich seitdem juristische Auseinandersetzungen um die Frage der Rechtmäßigkeit.

Im Kirchsteigfeld will die Stadt nun verhindern, dass Aldinger die Entwicklung des Gebiets womöglich verschleppt. Gegenüber den PNN hatte Aldinger erklärt, er habe dort keinen Verwertungsdruck und könne das Areal auch „20, 30 Jahre liegenlassen“. „Wir haben kein Interesse daran, dass das Gebiet womöglich noch auf Jahre hinaus eine Brache bleibt“, sagte Rathaussprecher Stefan Schulz am Mittwoch den PNN. Aldinger habe mehrere Gesprächstermine, bei denen über eine Lösung verhandelt werden sollte, ausgeschlagen, so Schulz. Zudem befürchte die Stadtverwaltung, dass Aldinger nach wie vor das Ziel verfolge, das Gebiet für den Wohnungsbau umwidmen zu lassen, weil dies weitaus größere Gewinne verspreche als die Ansiedlung von Gewerbe. Mit entsprechenden Plänen, die nur von der Linken und der CDU unterstützt wurden, war Aldinger allerdings bereits im vergangenen Jahr politisch gescheitert.

Um eine Entwicklung der Gewerbebrache wird seit Jahren erbittert gerungen. Vor vier Jahren war der Streit eskaliert, als Aldinger seine Pläne für den sogenannten „Drewitz-Park“ öffentlich machte. Für rund 80 Millionen Euro sollte dort mit 40 000 Quadratmetern Potsdams größtes Einkaufszentrum entstehen. Geplant waren unter anderem mehrere Möbelmärkte, ein Sportdiscounter, ein Autoteilemarkt und ein Baumarkt. Zudem sollten mehr als 2 000 Parkplätze gebaut werden. Ortsansässige Händler liefen Sturm gegen die drohende neue Konkurrenz, zudem gab es massive Proteste von Anwohnern. Letztere richteten sich vor allem gegen die für den Bau des Centers geplante Rodung einer neun Hektar großen Waldfläche neben der A 115, die Aldinger kurz zuvor vom Landesbetrieb Forst gekauft hatte. Das Areal war im Flächennutzungsplan der Stadt als Erholungswald ausgewiesen. Das Vorhaben scheiterte schließlich am Widerstand der Stadtverordneten, auch mehrere Kompromissvarianten mit einer abgespeckten Handels- und Gewerbefläche fanden letztlich keine politische Mehrheit.

Die Stadt will das Areal möglichst für kleinteiliges Gewerbe nutzen, etwa Dienstleistungsunternehmen oder kleinere Handelsflächen. „Wir glauben, dass es dafür auch Interessenten gibt“, so Schulz. Aldinger hatte zuletzt hingegen erklärt, eine Vermarktung sei aufgrund der fehlenden Autobahnanbindung extrem schwierig. Es habe sich bislang kein einziger Interessent gemeldet.

Für eine Stellungnahme zu dem Vorstoß der Stadt war Aldinger am Mittwoch nicht zu erreichen.

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