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Der Spendenziegel.

© privat

Ziegel für Garnisonkirche: Initiative will Queen-Spende verhindern

Die Queen zu Gast in Deutschland: In der britischen Botschaft soll ihr der Spendenziegel gezeigt werden, mit dem sie die Garnisonkirche unterstützen wird. Eine Initiative will das aber in letzter Minute verhindern.

Von Peer Straube

Potsdam - Die Martin-Niemöller-Stiftung und die Initiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche“ wollen die geplante Patenschaft der britischen Königin Elizabeth II. über einen Spendenziegel für das umstrittene Gotteshaus in letzter Minute verhindern. In einem offenen Brief an den britischen Botschafter, Sir Simon McDonald, wird dieser aufgefordert, „alles in Ihren Möglichkeiten Stehende zu tun, dass Queen Elizabeth II. nicht in dieses sehr umstrittene Projekt einbezogen wird“. Diese „Kirchenkopie zu bauen“, heißt es in dem Brief, sei ein „falsches und auch international ein fatales Zeichen“.

Das Projekt sei wegen der Geschichte der Kirche „nicht nur in Potsdam, sondern in ganz Deutschland sehr umstritten“. Die Initiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche“ hatte sich 2014 gegründet. Zu den prominenten Mitgliedern gehören der Theologe Friedrich Schorlemmer, die Beiratsvorsitzende von Transparency International, Barbara Stolterfoth, und die frühere Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD). Die Martin-Niemöller-Stiftung tritt für Frieden und Völkerverständigung ein.

Verweis auf Tag von Potsdam

In dem gemeinsamen Brief wird vor allem auf den sogenannten Tag von Potsdam Bezug genommen. Am 21. März 1933 sei in der Garnisonkirche das „verheerende Bündnis zwischen konservativem Bürgertum, preußischem Militär und Nazi-Führung besiegelt“ worden. Die Bilder vom Handschlag Hindenburgs und Hitlers vor der Kirche hätten sich „tief ins kollektive Gedächtnis eingegraben“. Zwar differenziere die heutige Forschung die Bedeutung dieser Geste, doch sei ausschlaggebend, wie diese Bilder gesetzt seien und bis heute nachwirkten.

Die Garnisonkirche trage daher „zeichenhaft in ganz besonderem Maße Anteil an der Schuld, die in die kollektive Katastrophe führte. Eine Schuld, die an jedem Stein klebt, der ausgegraben wird und aus unserer Sicht keineswegs einfach aufgewogen werden kann durch Spendensteine, die eine neue Denkart postulieren sollen“.

Zeichen der Versöhnung

Wie berichtet will die britische Königin, die am gestrigen Dienstag zum Staatsbesuch in Deutschland eintraf, die Patenschaft über einen Ziegelstein übernehmen, der beim geplanten Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg von britischen Bombern zerstörten Barockkirche verwendet werden soll. Initiatorin ist die Potsdamer CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche, die sich für den Wiederaufbau des früheren Potsdamer Wahrzeichens engagiert. Sie werde Ihrer Majestät den Stein offiziell bei der „Queens Birthday Party“ in der Residenz des britischen Botschafters in Berlin präsentieren, wie die Botschaft bestätigt hatte. Die Geste sei – 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – ein Zeichen der Versöhnung. Die Queen unterstütze den Wiederaufbau und wünsche ihm Glück und Erfolg, so die Botschaft.

Gegner und Befürworter des Wiederaufbaus der Kirche führen in Potsdam seit Jahren einen erbitterten Streit. Eine Bürgerinitiative hatte 2014 binnen weniger Monate mehr als 14.000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt, die Unterstützer haben inzwischen bei einer Internetaktion fast gleichgezogen.

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