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Der sogenannte Entwicklungsbereich Krampnitz soll den Potsdamer Wohnungsbau retten

© Lutz Hannemann

Wohnungsbau in Potsdam: Mehr Wohnungen, weniger Leerstand, höhere Mieten

Der Vermieterverband erwartet wieder mehr Wohnungsbau – aber nicht sofort. Erstmal gibt es weniger Leerstand und höhere Mieten.

Potsdam - Der Wohnungsbau in Potsdam entwickelt sich weiter auf hohem Niveau – und so soll es auch mittelfristig weitergehen. Jedenfalls wird es so sein, wenn der Verband Berlin Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) mit seiner Einschätzung richtig liegt. „Potsdam ist gut aufgestellt“, sagte BBU-Vorstand Maren Kern am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz des Verbandes in Potsdam.

Allerdings räumte Kern ein, dass man durchaus von einer kleinen Delle sprechen kann. Darauf deuten wie berichtet die zuletzt schwächeren Zahlen der genehmigten Wohnungsbauten hin. Im vergangenen Jahr kam Potsdam auf insgesamt 1262 genehmigte Wohnungen, im Jahr 2017 waren es noch 2504 gewesen. „Der Wohnungsbau in Potsdam muss einmal Luft holen“, so Kern. So seien in den vergangenen Jahren viele Wohnungen im Bornstedter Feld errichtet worden. Dort seien die Flächen nun bald ausgereizt. 

Wachstum belastet soziale Infrastruktur

Das langsamere Wachstumstempo sei ja auch politisch gewollt, so Kern. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) möchte das weitere Wachstum erklärtermaßen drosseln, um bei der Schaffung der sozialen Infrastruktur Schritt halten zu können. Außerdem verursacht der Bau zahlreicher Schulen und Kitas enorme Kosten für die Stadt.

Der BBU ist mit rund 350 Mitgliedsunternehmen der größte Verband der Wohnungswirtschaft in der Region. Er vertritt vor allem kommunale und genossenschaftliche Unternehmen, allerdings gehören auch private Branchenriesen wie die Deutsche Wohnen und Vonovia zum Verband. Die rund 400 000 Wohnungen der BBU-Mitglieder im Land Brandenburg entsprechen rund der Hälfte der Brandenburger Mietwohnungen. 

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Mittelfristig rechnet der Verband in Potsdam wieder mit einem Anstieg beim Wohnungsbau. Zum Beispiel seien die Pläne für den Bau von 650 Wohnungen in vier Hochhäusern am Stern-Center noch in keiner Statistik erfasst. Wie berichtet wurde kürzlich das Ergebnis eines sogenannten „Kooperativen Gestaltungsverfahrens“ vorgestellt. Nun sind zunächst die Stadtverordneten an der Reihe: Anfang Juni hatten sie dem Start eines Verfahrens für einen so genannten vorhabenbezogenen Bebauungsplan zugestimmt. Zuletzt hieß es, der Bau solle 2022 beginnen, zwei Jahre später solle das Wohnquartier fertiggestellt werden. 

Wohnungen für 10.000 Menschen in Krampnitz

Außerdem setzt der Verband darauf, dass Potsdam mit den Plänen für einen Stadtteil auf dem früheren Kasernenareal in Krampnitz vorankommt. Die Diskussion um die Verkehrsanbindung müsse natürlich geführt werden, hieß es. Das gehöre bei einem Projekt dieser Größe dazu. Langfristig sollen wie berichtet Wohnungen für rund 10.000 Menschen dort entstehen. „Da braucht man einen langen Atem“, so Kern. Die ersten 300 Wohnungen sollen im Jahr 2024 bezugsfertig sein.

So viel gebaut wie in Potsdam wird nirgendwo sonst in Brandenburg: 2019 sind in Potsdam insgesamt 1635 Wohnungen errichtet und saniert worden. Allein bei den BBU-Mitgliedsunternehmen gingen 492 Wohnungen in die Erstvermietung, hieß es. Zwischen 2020 und 2024 wollen die Unternehmen, zu denen auch die kommunale Immobilienholding Pro Potsdam zählt, nach bisherigen Plänen 818 Wohnungen bauen.

In der Potsdamer Mitte wollen auch Genossenschaften bauen
In der Potsdamer Mitte wollen auch Genossenschaften bauen

© Lutz Hannemann

Der Leerstand in Potsdam liege bei den Mitgliedsunternehmen mit 2,6 Prozent über dem Durchschnitt des Berliner Umlandes. Im Vorjahr waren es 2,7 Prozent. Ab einem Leerstand von mehr als drei Prozent gelte ein Wohnungsmarkt als ausgeglichen. Allerdings ist ein großer Teil der rechnerisch leerstehenden Wohnungen wegen Baumaßnahmen oder Mieterwechseln lediglich kurzfristig nicht vermietet. Nach Rathausangaben hatte der tatsächlich vermietbare Leerstand im Jahr 2019 bei nur 0,59 Prozent gelegen, wie im Dezember aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Kleine Anfrage des CDU-Stadtverordneten Clemens Viehrig hervorging.

„Seit 2015 ist Potsdam um 16 300 Einwohner und die Wohnungsnachfrage um schätzungsweise 9500 Wohnungen gewachsen. Dass der Leerstand trotzdem stabil bleibt, zeigt: Die soziale Wohnungswirtschaft baut erfolgreich gegen den angespannten Wohnungsmarkt an“, sagte Kern. Allein in diesem Jahr planen BBU-Mitgliedsunternehmen in Potsdam Investitionen von gut 156 Millionen Euro – 55 Prozent mehr als im Vorjahr.

2,5 Prozent mehr Miete

Die Nettokaltmieten bei den Mitgliedsunternehmen lagen den Angaben zufolge im Jahr 2019 in Potsdam im Durchschnitt bei 5,99 Euro pro Quadratmeter. 15 Cent mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Zuwachs von 2,5 Prozent. Immerhin können sich Mieter damit trösten, dass der Quadratmeter in Berlin mit 6,28 Euro noch 29 Cent mehr kostet als in Potsdam. Wohl gemerkt geht es hier um Mieten im Bestand. Bei der Neuvermietung von Neubauten kassieren auch kommunale Wohnungsunternehmen mehr – jedenfalls, solange es sich nicht um geförderte Sozialwohnungen handelt. Wer weniger zahlen will, muss sich weiter entfernt von Berlin auf die Suche begeben.

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