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Vorwiegend möblierte Ein-Zimmer-Apartments mit Balkon entstehen in dem Projekt „Studio Living“ an der Pappelallee.

© Visualisierung: Project Immobilien

Wohnen in Potsdam: Studentenwohnungen als Kapitalanlage

An der Potsdamer Pappelallee hat der Bau von 214 Mikro-Apartments begonnen. Zehn Prozent sind schon verkauft. 2021 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein.

Potsdam - Ein Bett mit gemusterten Kissen, an der Wand ein Bild mit rosa Flamingo und einer großen Pflanze auf dem Balkon: Mit diesem Plakatmotiv wirbt die Project Immobilien Wohnen AG für eine Studentenwohnanlage im Bornstedter Feld. Allerdings spricht sie nicht die Studenten an, denn das Gebäude steht noch nicht. „Mikro-Apartments zur Kapitalanlage“ lautet die große Werbezeile. Die Firma vermarktet derzeit die Wohnungen an Käufer, die diese dann möbliert an Studenten vermieten sollen – so das Konzept. Zehn Prozent der Apartments sind nach Angaben von Unternehmenssprecherin Doris Walter bereits verkauft. Anvisiert wird ein internationaler Markt: Die Homepage gibt es auch auf Englisch und Chinesisch, es steht auch eine chinesischsprachige Verkaufsberaterin zur Verfügung.

2021 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein

214 Wohnungen baut die Nürnberger Immobilienfirma unter dem Titel „Studio Living P1“ in der Pappelallee 14 bis 17. Wie Walter auf Anfrage mitteilte, hat der Bau der Anlage im Mai begonnen. „Aktuell finden Erdaushub sowie Tiefbauarbeiten für den ersten Bauabschnitt statt“, so Walter. Dieser Teil umfasst demnach 104 Apartments. Nach derzeitiger Planung seien diese „voraussichtlich im ersten Quartal 2021 bezugsfertig“.

Die Wohnungen haben zwischen 20 und 62 Quadratmetern. Die meisten sind Ein-Zimmer-Wohnungen mit Bad, Küchenzeile und Balkon oder Terrasse, einige haben auch zwei Zimmer. Die günstigste Wohnung wird für 126 500 Euro verkauft, die teuerste kostet 356 000 Euro. Küchenzeile und Möbel gehören dazu. Die Planungen zeigen ein Ensemble aus drei- bis fünfgeschossigen Backsteinbauten mit kleinen Balkönchen. Geplant ist auch eine große Dachterrasse und ein Aufenthaltsraum im Eingangsbereich. Zur Investitionshöhe will Projekt Immobilien Wohnen keine Angaben machen. In einer früheren Mitteilung war von 2,5 Millionen Euro die Rede. Sobald der Abverkauf erfolgt sei, werde das Gesamtvolumen veröffentlicht, so Sprecherin Walter.

„Die Nachfrage nach Wohnraum wird höher, das Angebot knapper, die Mieten steigen“, so beschreibt die Homepage der Immobilienfirma die Lage auf dem Potsdamer Markt. Deshalb biete das Projekt „lukrative Investment-Angebote mit guten Renditemöglichkeiten“. So wird auf der Internetseite vorgerechnet, dass die erzielbare Miete für knapp eine 22 Quadratmeter große Wohnung bei 435 Euro liege. Das entspricht einem Quadratmeterpreis von knapp 20 Euro pro Quadratmeter.

Vergleichsbare Mieten gibt es in Golm

Das liegt wohl deutlich über dem für die Mieter verfügbaren Budget vieler Studenten – im Bafög-Satz ist ab dem Wintersemester 2019/20 eine Wohnpauschale von 325 Euro eingerechnet, bisher waren es 250 Euro. Aber damit liegt „Studio Living“ in einer ähnlichen Preisklasse wie vergleichbare Angebote in der Stadt. Für eine ähnliche Miethöhe bietet etwa Youniq seine Wohnungen in der Jochen-Klepper-Straße im Bornstedter Feld an. Auch das kürzlich fertig gestellte „The Twenty“ mit 400 Wohnungen in Golm bietet vergleichbare Mieten. Deutlich teurer sind dagegen das „Basecamp“ in Golm mit 540 Euro für 22 Quadratmeter und das „How8“ im Horstweg in Babelsberg mit 550 Euro für ein 20-Quadratmeter-Apartment ohne Balkon.

Wie berichtet hat der Bau von Studentenwohnungen an der Pappelallee eine längere Vorgeschichte. Es hatte der Verdacht bestanden, dass das Bau- zum Spekulationsprojekt mutiert sein könnte – mit indirekter Unterstützung von Linke-Politikern wie dem Bundestagsabgeordneten Gregor Gysi oder dem früheren Stadtfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. Diese hatten sich im Rathaus in der ersten Planungsphase für die schon Mitte 2015 erteilte Baugenehmigung für das Projekt stark gemacht.

Verbindungen nach Russland

Doch danach war nichts weiter passiert: Die Spur der PNN-Recherche hatte sich bei der privaten Pappelallee Potsdam Projekt GmbH verloren, deren Gesellschafter teilweise Verbindungen bis nach Russland hatten. Im Sommer 2017 hatte die Nürnberger Immobilienfirma das Projekt übernommen, erst dann war wieder Bewegung in den stockenden Prozess gekommen. Das Unternehmen hatte die Pläne auch erweitert, ursprünglich waren statt der nun errichteten 214 Wohnungen nur 166 Apartments geplant.

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