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Wohnen in Potsdam: Potsdam ist komplett vermietet

Leerstand gibt es in der Landeshauptstadt quasi null, die Mieten sind die höchsten in Brandenburg, aber niedriger als in Berlin. Die Wohnungsunternehmen lehnen dennoch Mietpreisbremse ab. Verband warnt vor höheren Mieten durch steigende Grunderwerbssteuer.

Potsdam - In Potsdam gibt es praktisch keine leer stehenden Wohnungen mehr für Neumieter. Wie aus der am gestrigen Dienstag veröffentlichten Jahresbilanz des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) hervorgeht, gab es in der Landeshauptstadt Ende vergangenen Jahres einen Leerstand von nur noch 2,4 Prozent aller Wohnungen. Vor zwölf Jahren waren es noch 5,5 Prozent gewesen. Bei einem Leerstand von unter drei Prozent gibt es praktisch keine unvermieteten Wohnungen mehr, sondern nur nur noch Fluktuation durch Um- oder Wegzüge. Der Markt gilt damit als komplett abgedeckt oder sogar unterversorgt.

Dennoch seien die Nettokaltmieten bei den BBU-Mitgliedsunternehmen weitgehend stabil geblieben, hieß es. Im Landesdurchschnitt betrug die BBU-Miete im Land Brandenburg 4,79 Euro pro Quadratmeter und Monat. Das waren 2,1 Prozent mehr als im Vorjahr. In der boomenden Landeshauptstadt Potsdam lag die Durchschnittsmiete bei 5,42 Euro. Dort ist der BBU für gut 45 Prozent der Mietwohnungen zuständig. Damit ist Potsdam aber immer noch um 42 Cent billiger als Berlin. Dort lag der sogenannte Mietspiegelmittelwert bei 5,84 Euro, im sogenannten Speckgürtel bei 5,20 Euro Euro pro Quadratmeter. Das sind 64 Cent oder über zwölf Prozent günstiger als in Berlin. „Eine Mietpreisbremse ist im Licht dieser Zahlen ein völlig überflüssiger Eingriff in einen funktionierenden Markt“, sagte BBU-Vorstand Maren Kern bei der Vorstellung des Jahresberichtes.

Eklatante Mietpreissteigerungen in den vergangenen Jahren

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte wie berichtet Anfang Juni eine Mietpreisbremse für ganz Brandenburg gefordert und von einer „überhitzten Entwicklung“ rund um Berlin gesprochen. Es seien „eklatante Mietsteigerungen“ in den vergangenen Jahren feststellbar. „Hier sind wir gefragt, für preiswerten Wohnraum auf die Bremse zu treten“, sagte er. In Potsdam selbst gilt bereits eine Kappungsgrenze für die kommunale Bauholding Pro Potsdam und deren Wohnungen, bei denen Bestandsmieten nur noch um 15 Prozent innerhalb von drei Jahren angehoben werden dürfen.

Jakobs erneuerte am Dienstag seine Forderung nach einem Gesetz für eine Mietpreisbremse auf Landesebene. Dies halte die Stadt weiter für sinnvoll, teilte ein Sprecher auf PNN-Anfrage mit. Diese solle aber nur „für ausgewählte Gebiete gelten, beispielsweise für Potsdam“. Für das ganze Land mache das sicher keinen Sinn, fügte der Sprecher hinzu.

Potsdam braucht 1000 neue Wohnungen pro Jahr

BBU-Vorstand Kern zufolge liegt der Schwerpunkt beim Neubau von Wohnungen klar im Berliner Umland – und hier vor allem in Potsdam. Im Speckgürtel wollen die BBU-Mitgliedsunternehmen in diesem Jahr rund 81 Millionen Euro in neue Wohnungen investieren, also den größten Teil der landesweiten Investitionen von insgesamt mehr als 500 Millionen Euro. Allein in Potsdam sind Investitionen in den Neubau von 45 Millionen Euro geplant – der Höchstwert seit 1990.

Wegen dieser zusätzlichen Nachfrage schätzt der BBU den Neubaubedarf bis 2020 auf rund 4000 Mietwohnungen, allein die BBU-Unternehmen wollen davon 1500 Wohnungen bauen. Laut Stadtverwaltung benötigt Potsdam rund 1000 neue Wohnungen pro Jahr. Derzeit werden in Potsdam 2500 Wohnungen gebaut. Die Stadt gehe davon aus, dass genügend Wohnungen entstehen, um die Nachfrage zu erfüllen, hieß es. Immerhin sind schon 76 Prozent der BBU-Wohnungen in Potsdam saniert, landesweit sind es nur 71 Prozent.

Der BBU warnte am Dienstag auch vor einer weiteren Anhebung der Grunderwerbssteuer. Die Bau- und Grundstückspreise seien in den vergangenen Jahren deutlich schneller gestiegen als die Inflation. So hätten die Baupreise seit 2010 um 13 Prozent zugelegt. „Die drastische Erhöhung der Grunderwerbssteuer wird den Trend zu stark steigenden Baukosten verschärfen. Damit geht sie auch zulasten der Mieter“, so Kern.

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