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Wohnen in Potsdam: „Es gibt keinen Leerstand mehr“

Eine neue Studie des Kölner Instituts für Wirtschaft bewertet den Potsdamer Wohnungsmarkt als „ausgeglichen“. Das ist allerdings höchst problematisch. 

Potsdam - Auf den ersten Blick verkündet das Kölner Institut für Wirtschaft (IW) eine gute Nachricht: In den Jahren 2016 bis 2018 seien in Potsdam 1770 Wohnungen gebaut worden, während ein Bedarf von nur 1734 bestand. Keine Spur von Wohnungsnot also in der Landeshauptstadt. „Der Markt in Potsdam ist ausgeglichen, es gibt keinen Leerstand mehr“, sagte Ralph Henger, Wohnungsmarktexperte des IW, gestern den PNN.

Die Stadt übererfüllt laut „IW-Report 28/2018“ den örtlichen Bedarf, wenn auch nur gering: Er wird zu 102 Prozent gedeckt. Wer aber genauer hinsieht, erkennt das Problem: Wo es so gut wie keinen Leerstand gibt, ist es sehr schwierig, eine Wohnung zu finden oder eine Immobilie mit akzeptablem Preis zu kaufen.

Kaum eine Zwei-Zimmer-Wohnung unter 900 Euro

Es gibt vor allem im Luxussegment Angebote. In der Nauener Vorstadt etwa ist eine moderne Villa mit 456 Quadratmetern Wohnfläche zu haben, deren 12 Zimmer auf 3200 Quadratmetern Grund ruhen. Wer die geforderten 5,65 Millionen Euro nicht flüssig hat, kann auf der Suche nach einem Haus in Potsdam aber ebenso verzweifeln wie ein Neubürger, der kaum eine Zwei-Raum-Wohnung für weniger als 900 Euro Warmmiete findet.

„Wir können jede Wohnung mehrfach besetzen“, sagt Bernhard Kirsch vom Potsdamer Maklerbüro Kirsch&Kirsch. Für seinen Berufsstand sind es goldene Zeiten: Allein in Potsdam setzten die Makler 2018 laut ihres Berlin-Brandenburger Gutachterausschusses 957 Millionen Euro um – nur auf dem Grundstücksmarkt. Auf Platz zwei lag Berlin Schöneberg mit 318 Millionen, gefolgt von Falkensee mit 227 Millionen.

Wohnkosten haben sich erhöht

Dass die Kosten für Mieten und Immobilien in die Höhe geklettert sind, erklärt IW-Mann Henger so: „Wohnungsmangel gibt es nicht. Wir vermuten, dass die Preise steigen, weil es einen Zuwachs der Löhne und sinkende Zinsen gab.“ Außerdem sei der Anspruch auf Wohnfläche pro Kopf von 37,7 Quadratmeter 1984 auf 46,9 Quadratmeter im Jahr 2018 gestiegen, was die Wohnkosten erhöht.

Immerhin: Bürger mit niedrigeren Einkommen profitieren davon, dass die Stadt Sozialwohnungen fördert. Sozialdezernentin Birgit Meier (SPD) wies gestern auf den Bau von 800 Wohnungen allein für 2019 hin, 600 davon für Mieter mit Wohnberechtigungsschein.

Wer aus Potsdam herauszieht, findet nicht immer einfacher günstigen Wohnraum. Bei der Analyse fand das IW heraus, dass es in Brandenburg/Havel ein Überangebot von 135 Neubauten bei 93 nachgefragten Wohnungen gab. In Potsdam-Mittelmark wiederum wird der Bedarf nur zu 77 Prozent gedeckt. 1208 Neubauten wurden fertig, der Bedarf aber auf 1577 beziffert. 

Carsten Holm

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